Fritz-Kola Aufbruchstimmung in Hamburg

Bei einer Podiumsdiskussion zeigte sich, wie Fritz-Kola weiter daran arbeitet, sein Nachhaltigkeitsprofil zu schärfen.

Freitag, 21. Februar 2020 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Aufbruchstimmung in Hamburg
Bildquelle: Fritz-Kola

Die Stadt an der Elbe ist so etwas wie das Silicon Valley der deutschen Getränkebranche. Neue Marken müssen häufig erst den Testlauf durch die hiesigen Szene-Bars bestehen. Die Stadt ist wie ein Seismograph für die neuesten Trends. Ein ehemaliger Underdog aus Hamburg, der aus der nationalen Listung der größten Lebensmittel-Einzelhändler nicht mehr wegzudenken ist, ist Fritz-Kola.

Eben dieses ehemalige Start-up lud kürzlich die Fachpresse in die Getränke-Hauptstadt ein, um die Initiative „Trink aus Glas“ vorzustellen. Weitaus spannender als die Sticker, die im Handel verteilt werden sollen oder die medial perfekt inszenierten Installationen von Plastikmüll in München, Stuttgart oder Berlin waren dabei die geladenen Gäste. Hans-Peter Kastner beispielsweise, der Getränkehändler aus Stuttgart-Vaihingen, der im vergangenen Jahr durch seine Auslistung von Einweg-PET auf sich aufmerksam machte. Kastner berichtet, dass er bereits viel früher Plastikflaschen aus dem Sortiment nehmen wollte, dies aber aufgrund von Bedenken in der Familie nicht getan hat. 2019 habe dann die Menge zurückgegebener Einzelflaschen, insbesondere aus dem Hard-Discount, Überhand genommen. Laut Kastner wäre er auf fünf Cent Kosten je Gebinde sitzen geblieben. Nach dem Ausstieg aus Einweg-PET habe das Unternehmen eine Welle der Unterstützung erfahren und konnte sogar seinen Umsatz stark erhöhen. „Das größte Dilemma ist, dass Aldi und Lidl die Funktion der Nahversorgung übernommen haben“, fasst Kastner die aktuelle Situation zusammen.

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH), zeichnet zunächst ein nicht ganz so pessimistisches Bild. „Wir haben in Deutschland das größte Mehrweg-System der Welt und können darauf zurecht stolz sein.“ Das Problem seien die 150 Einweg-Abfüller, die ihre Getränke bundesweit distribuieren. Ihr Erfolg sorge dafür, dass die gesetzlich verankerte Mehrwegquote bei weitem nicht erreicht wird. „Es liegt am Gesetzgeber, dafür zu sorgen, dass Dinge, die festgelegt wurden, dann auch umgesetzt werden“, erklärt Fischer und bringt damit wieder einmal die Lenkungsabgabe von mindestens 20 Cent je Einweggebinde ins Spiel. Ein weiterer Denkanstoß aus Richtung der Umweltschützer: Die Verabschiedung von einer Branchenquote, bei der jeder Marktteilnehmer auf den Wettbewerber zeigen kann, hin zu einer verbindlichen Mehrwegquote für jeden Händler und Hersteller. In seinem Plädoyer appelliert Fischer aber: „An allererster Stelle muss die Abfallvermeidung stehen, ganz am Ende reden wir erst über Recycling.“

Abfallvermeidung ist das Thema von Björn Knoop, Fritz-Kolas Nachhaltigkeitsexperte. Mit der Initiative „Trink aus Glas“ schwimmen die Hamburger perfekt die Anti-Plastik-Welle und machen geschickt darauf aufmerksam, dass das Unternehmen schon immer zu 100 Prozent auf Glas gesetzt hat, obwohl man mit Einweg-PET mehr Geld verdienen könne. „Die Initiative möchte einen Systemwandel in der Getränkeindustrie herbeiführen und soll Menschen dazu animieren, nur noch aus Glasflaschen zu trinken“, erklärt Knoop. Die Vision für den Handel: ein Getränkeregal, in dem nur noch Glasflaschen stehen.

Dass dieses Vorhaben zu den gegebenen Marktbedingungen utopisch ist, wissen auch die Hamburger. Aber gute PR ist es allemal.

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