Nachhaltig hergestellte Produkte spielen eine zunehmend wichtigere Rolle für die Verbraucher. Im klassischen Lebensmittel-Einzelhandel und Drogeriemarkt entwickeln sich ökologische Produktkonzepte deshalb ausgesprochen gut. Bei Frosch, eine der ersten Marken, die selbstbewusst aufs Ökoimage setzten, hat sich der Umsatz laut Hersteller Werner & Mertz seit 2005 mehr als verdreifacht. Auch der Edeka-Verbund baut sein Angebot an nachhaltigen Eigenmarken weiter aus: Mit der Marke Respekt gibt es in vielen Edeka-Märkten sowie allen Filialen von Netto Marken-Discount und Budni nun auch ein Öko-Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel als Eigenmarke. Henkel weitete sein Pro-Nature-Sortiment aus. Unilever launchte im Mai vergangenen Jahres die nachhaltig positionierte Marke Seventh Generation.
Doch wie soll der Konsument auf das Engagement für die Umwelt aufmerksam gemacht werden? Vollwaschmittel, Reiniger & Co. von der Edeka-Eigenmarke Respekt tragen das EU-Ecolabel und teils auch das Öko-Siegel der Bundesregierung, den Blauen Engel. Produkte, die beide Umwelt-Siegel tragen, werden zusätzlich mit dem WWF-Panda gekennzeichnet.
Henkel setzt auf blauen Engel
Etwas dezenter setzt Hersteller Henkel ebenfalls auf das Umweltzeichen der Bundesregierung, das seit 40 Jahren Produkte auszeichnet, die umweltfreundlicher als vergleichbare, konventionelle Produkte sind. Erst seit 2015 können auch Handspülmittel ausgezeichnet werden. Henkel entschied sich bereits kurz nach der Einführung für die unabhängige Zertifizierung. „Der blaue Engel ist ein sehr bekanntes und seriöses Siegel und eine gute Orientierung für Verbraucher, die nach umweltfreundlicheren Alternativen suchen“, erklärt Henkel. Seit 2016 bietet der Hersteller verschiedene Marken in einer Pro-Nature-Variante an. Die Rezepturen von Biff Pro Nature, Pril Pro Nature, Sidolin Pro Nature und Der General Pro Nature zeichnen sich alle durch einen besonders hohen Anteil an Inhaltsstoffen auf Basis nachwachsender Rohstoffe aus. Die bei Pro-Nature-Produkten verwendeten Tenside basieren bis zu 100 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel zertifiziertem Palmkernöl und Zucker.
Unilever nutzt EU-Ecolabel
Richtig warm werden die Hersteller mit dem Siegel für umweltfreundliche Handgeschirrspül- und Reinigungsmittel jedoch nicht, wie Bettina Uhlmann vom Blauen Engel berichtet: „Das Interesse der Industrie am Umweltzeichen Blauer Engel für diese Produktgruppe ist verhalten, aber in letzter Zeit sind einige neue Produkte hinzugekommen.“ Neben dem Blauen Engel gibt es viele weitere Möglichkeiten zur Zertifizierung: Seventh Generation setzt auf Verpackungen beispielsweise auf das EU-Ecolable. Die Marke steht in den USA mit seinen Haushaltspflegeprodukten bereits seit mehr als 30 Jahren für Nachhaltigkeit. Seit 2016 gehört sie zum Unilever-Konzern, seit 2019 steht sie auch in Regalen des deutschen Einzelhandels zum Beispiel bei dm. Unilever erklärt, warum das Unternehmen gerade auf dieses Siegel setzt: „Das EU-Ecolabel ist EU-weit bekannt und relevant für Reinigungsmittel. Aus unserer Sicht berücksichtigt es sowohl die Bereiche Inhaltsstoffe als auch die Reinigungsleistung am besten. Zudem genießt das Label eine hohe Glaubwürdigkeit bei Konsumentinnen und Konsumenten.“ Bei Werner & Mertz hält man dagegen wenig von Siegeln. „Wir sind bei Ökosiegeln generell sehr zurückhaltend, weil diese in der Regel meist nur einen Teilbereich berücksichtigen“, erklärt Werner & Mertz. Das EU-Ecolabel berücksichtige zum Beispiel die Rezeptur, nicht aber die Verpackung oder die Produktionsbedingungen. „Wir sind jedoch der Überzeugung, dass die gesamte Wertschöpfungskette eines Produktes betrachtet werden muss.“ Und das mit Erfolg: Aktuell ist die Marke Frosch Marktführer nach Umsatz für Universalreiniger, Flüssige WC-Reiniger, Duftvasen und von Januar bis September neuerdings auch bei Glasreinigern. Dies zeigen Ergebnisse der Marktforschungsunternehmen IRI, MAT im Juni beziehungsweise YTD im September. „Und das ganz ohne Öko-Siegel“, betont das Mainzer Unternehmen.
Werner & Mertz ohne Siegel
Stattdessen setzt Werner & Mertz auf den Cradle-to-Cradle-Ansatz, kurz CtC – auf Deutsch etwa: „von der Wiege bis zur Wiege“. Der Erfinder Michael Braungart zertifiziert in seinem Beratungsinstitut Produkte, die diesem Prinzip folgen. Die bestehende Produktion soll nicht auf die Grenzwerte hin eingeschränkt, sondern so umgedacht werden, dass sie einen geschlossenen Kreislauf bilde. Auf diese Weise sollen Giftstoffe nicht in die Natur gelangen. „Aktuell sind drei unserer Produkte mit „Cradle to Cradle Certified Gold“ zertifiziert: der Frosch Citrus Dusche & Bad-Reiniger, der Frosch Lavendel Hygiene-Reiniger und der Frosch Spiritus Glas-Reiniger“, erklärt das Unternehmen. Auch wenn nur diese drei Produkte im Sortiment zertifiziert seien, liege das Gestaltungsprinzip nach Cradle-to-Cradle allen Produkten zugrunde. „In der Tat halten wir den CtC-Ansatz für deutlich umfassender als einen Blauen Engel oder ein EU-Ecolabel. Das bedeutet aber nicht, dass man alle Frosch Artikel mit CtC zertifiziert, sondern nur einen Teil, um grundsätzlich für das gesamte Sortiment zu lernen, wie man CtC bei Wasch-Putzmittel oder in der Kosmetik umsetzen kann. Dazu braucht man keine Komplett-Zertifizierung, die auch praktisch fast nicht umsetzbar wäre.“
Ecover nutzt Ecocert
Auch die Firma Ecover, die ausschließlich mit umweltverträglichen Produkten wirbt, setzt nicht auf Siegel, um Konsumenten für sich zu gewinnen: Die Entscheidung gegen den Blauen Engel sei jedoch eher strategisch. „Wir arbeiten international und scheuen den Aufwand, noch einmal lokal eigene Zertifizierungsschritte durchzuführen – das ist sehr aufwendig. Als kleiner Hersteller wollen wir auch nicht für diverse Siegel zahlen – zumal wir unsere schönen Packungen nicht mit Siegeln plakatieren wollen.“ Die Zertifizierung der Ecover-Produkte erfolgt zentral für die Märkte BeNeLux, Frankreich, UK, Irland, Deutschland, Österreich, Schweiz über Ecocert. „Dieses Kriterium ermöglicht uns den Verkauf im Biofachhandel“, erklärt der Hersteller.