Verzicht auf Glutamat, Gluten & Co. Weniger ist mehr

Der Verbraucher sucht Natürlichkeit und Sicherheit bei Lebensmitteln. Auslobungen wie „ohne...“ bzw. „frei von...“ prangen immer häufiger auf den Packungen. Ein facettenreicher Ansatz, der auch den Handel in unterschiedlicher Ausprägung beschäftigt. Da kommt noch mehr.

Dienstag, 31. August 2010 - Frei von...
Hedda Thielking und Dieter Druck


Kaltes Licht, das natürliche Farben verwischt, erfüllt die abgeschottete Box. Eine Klappe öffnet sich, und ein Erdbeer-Joghurt in neutraler Verpackung wird durchgereicht. Geschmackstest unter definierten Bedingungen. Die Tester schärfen ihre Sinne, riechen, schmecken und beurteilen die Konsistenz. Acht Joghurts mit Erdbeergeschmack stehen auf dem Programm - davon zwei mit künstlichen Aromastoffen, die anderen ohne. Was präferiert der Normalverbraucher? Das Ergebnis überrascht, oder doch nicht. Die zwei „Aufgepeppten“ mit den E-Nummern auf der Zutatenliste schneiden am besten ab. Die  psychologische Wirkung des Zutaten-Hinweise „frei von...“ ist ausgeschaltet. Das andere ist Geschmackssache. Die ist nach wie vor mit entscheidend für den Wiederkauf. Was nicht schmeckt, sei es noch so gesund oder ethisch produziert, bleibt auf der Strecke, so die allgemeinen Erfahrungen der Vergangenheit.  
   
Andererseits prägt der Trend zur gesunden Lebensweise die Kaufentscheidungen. Gesundheit ist nach Meinung vieler Trendforscher das beherrschende Thema vor Genuss sowie Convenience und wird es über die kommenden Jahre bleiben. Aber wie relevant ist der Hinweis „ohne...“ für den Verbraucher, sagt er wirklich „nein danke“ und was ist rezepturmäßig realisierbar, ohne das qualitativ, geschmack- und preislich der Schuss nach hinten los geht?
Fragen, mit denen sich Hersteller verstärkt beschäftigen und das sehr facettenreich: von der Elimination so genannter E-Nummen über gluten-und lactosefreie Erzeugnisse, Vermeidung gehärteter Fette bzw. Transfettsäuren bis hin zu Rohstoffen, die ohne Kinderarbeit oder Rodungen von Regenwaldflächen angebaut werden. Das Thema Palmöl ist ein aktuelles Beispiel dafür. Mit dem Enzym Transglutaminase (Klebe-Schinken) kann ein weiteres Fass aufgemacht werden. Greenpeace, Foodwatch und andere Verbraucherschutz-Organsisationen haben hier ein Betätigungsfeld gefunden. Grund für einige Hersteller sehr verhalten mit entsprechenden Auslobungen umzugehen und sich nicht so weit aus dem Fenster zu lehnen. Andere kommunizieren offensiv.