Verzicht auf Glutamat, Gluten & Co. Weniger ist mehr - Seite 5

Der Verbraucher sucht Natürlichkeit und Sicherheit bei Lebensmitteln. Auslobungen wie „ohne...“ bzw. „frei von...“ prangen immer häufiger auf den Packungen. Ein facettenreicher Ansatz, der auch den Handel in unterschiedlicher Ausprägung beschäftigt. Da kommt noch mehr.

Dienstag, 31. August 2010 - Frei von...
Hedda Thielking und Dieter Druck

Nachgefragt
Viele Hersteller loben ihre Produkte mit dem Clean Label aus. Der Verbraucherwunsch ist ausgemacht. Aber fragen die Kunden gezielt danach, bzw. können Sie allgemein eine steigende Nachfrage registrieren? Oder reduziert sich das Thema auf wenige Produkt- und überschaubare Käufergruppen?
Und welche Rolle spielt der Preis in diesem Zusammenhang?

Bei unseren tegut ... -Eigenmarken wird auf klare Kennzeichnung geachtet. Die Kennzeichnung „frei von …“ ist für diejenigen Verbraucher relevant, die aus gesundheitlichen Gründen auf Laktose, Gluten oder Allergie auslösende Zutaten verzichten müssen. Bei der Kaufentscheidung steht bei diesen Kunden die „richtige“ Rezeptur vor dem Preis. Tegut ... hat sich selbst auferlegt, dass sich mindestens ein geschulter Mitarbeiter im Markt mit glutenfreien Produkten sehr gut auskennen muss, damit er die Kunden umfassend beraten kann. Das schätzen die Kunden, was sich auch im Absatz widerspiegelt.
Michael Platz, Filial-Geschäftsführer tegut ... Wiesbaden

Für viele Kunden ist die Auslobung mit „frei von…“ ein wichtiges Kaufargument, das trifft auf alle Warengruppen im Food-Bereich zu. Vor allem Verbraucher mittleren Alters und Eltern von Kindern fragen danach. Wir führen ein breites und tiefes Sortiment an laktose- und glutenfreien Produkten. Dafür kommen die Kunden sogar von Essen in unseren Markt nach Duisburg. Hinweistafeln am Regal machen auf diese Produktgruppen aufmerksam, damit die Kunden die Artikel schneller finden.
Christian Jeszka, Marktleiter E-Center Angerbogen, Duisburg
 
Die Verbraucher fragen nur dann nach solchen Produkten, wenn sie bestimmte Lebensmittel oder Inhaltsstoffe nicht vertragen. Das Logo „Ohne Gentechnik“ haben sie bisher kaum wahrgenommen. Während „laktosefrei“ ein Riesenthema ist, befindet sich „glutenfrei“ noch im Aufbau. Seitdem glutenfreie Lebensmittel unter der Dachmarke Schneekoppe auf dem Markt sind, drehen sie sich schneller. Die Supermärkte müssen den Kunden beweisen, dass sie auch für solche Produktgruppen kompetent sind. – Hersteller sollten auf der Verpackung nicht mit Selbstverständlichkeiten werben. Zu viele Gütesiegel oder Labels können die Verbraucher verwirren statt aufklären.
Thorsten Schulenburg, Inhaber Rewe Schulenburg, Dortmund

Bei uns schauen vor allem Bio-Käufer und ernährungsbewusste Verbraucher genauer auf’s Etikett. Sie achten auf möglichst „natürliche“ Produkte mit einer entsprechenden Kennzeichnung. Da unser Markt in der Nähe von einigen Kliniken in Bielefeld-Bethel liegt, kaufen viele Verbraucher bei uns ein, die sich gluten- oder laktosefrei ernähren müssen. Sie werden von ihren Ärzten sogar zu uns „geschickt“, weil wir eine sehr gute Auswahl sowie geschulte Mitarbeiter haben. Dadurch binden wir die Kunden an unseren Markt und verzeichnen steigende Verkaufszahlen.
Oliver Speicher, Marktleiter Marktkauf Bielefeld

Die Verbraucher achten vor allem bei Convenience-Produkten wie Trockensuppen & Co. darauf, dass sie frei von Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromastoffen usw. sind. Das Thema „ohne Gentechnik“ muss bei den Kunden erst noch reifen. Ob sich Deklarationen bezogen auf Gentechnik positiv auf den Absatz auswirken, ist schwer zu sagen. Glutenfreie Produkte laufen nicht in dem Maß wie laktosefreie Produkte. Wenn die Kunden wissen wollen, welche Lebensmittel zum Beispiel bei Allergien, Zöliakie oder Laktoseintoleranz geeignet sind, stehen ihnen unsere Ernährungsservice-Mitarbeiter zur Verfügung.
Sabine Steinbrunner, Inhaberin E-Center Culinara, Villingen-Schwenningen