Nachhaltigkeit Der Nachhaltigkeits-Rechner - Kuchenmeister

Lebensmittelhandel und -hersteller stellen hohe Summen bereit für Nachhaltigkeits-Projekte in den Bereichen Ökologie und Soziales. Was bringen die Maßnahmen den Unternehmen jedoch an ökonomischen Vorteilen? Die LP fragte nach.

Freitag, 19. September 2014 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Der Nachhaltigkeits-Rechner - Kuchenmeister
„Für mich ist es ein Fehler, in der Nachhaltigkeitsdiskussion die Kosten-Nutzen-Analyse in den Vordergrund zu stellen.“
Jan Niewodniczanski, Bitburger Braugruppe

Weiter ist das Soester Unternehmen Kuchenmeister. Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse der Nachhaltigkeits-Maßnahmen des Backwarenspezialisten hat das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten-Herdecke erstmals durchgeführt.

Projektleiterin Mirjam Rübbelke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZNU, hat dabei rückwirkend für das Jahr 2012 Faktoren wie Investitionen in Technik und Produktion sowie den zeitlichen Aufwand und die Personalkosten für die Dokumentation von Nachhaltigkeits-Maßnahmen und deren Zertifizierung Dimensionen wie Ersparnis durch Ressourceneffizienz, Imagegewinn und verbesserten Stakeholderbeziehungen auf der Nutzenseite gegenübergestellt. Basis der Berechnung ist der ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften Food“, nach dem Kuchenmeister zertifiziert ist. Das Pilotprojekt zeigt, dass eine Erfassung der Kosten in 9 der 10 Kategorien (s. Kasten) möglich ist, der monetären Nutzen kann in 4 Kategorien erfasst werden.

Kuchenmeister setzt seit vielen Jahren eine Vielzahl an Projekten um, für die im Einzelnen Werte zusammengetragen wurden. Hierzu zählen Maßnahmen wie eine stringente Abfallsortierung und Wertstoffrückgewinnung (z. B. Metall, Papier, Leuchtstoffröhren und Trägerpapier), die Reduktion der Druckluft und des Druckluftverlustes, die Nutzung von Regenwasser, die Umstellung auf den regionalen Einkauf von Grundrohstoffen wie Mehl, Eier und Zucker sowie für Kartonagen, Etiketten, Reinigungsmittel uvm.

Investiert hat Kuchenmeister vor allem in seinen Fuhrpark und innovative Technik. Rund 1,6 Mio. km umfasste die Gesamtfahrleistung der Kuchenmeister-Flotte 2013. Allein die regelmäßigen Fahrerschulungen für Kraftstoffsparendes Fahren führten zwischen 2010 und 2014 zu Kraftstoffersparnissen von knapp 3 l pro 100 km. Für das Jahr 2012 floss unterm Strick eine Ersparnis von rund 31.000 Euro in die Nutzen-Rechnung ein. Investitionen in neue Erdgas- und Euro-VI-Diesel-Zugfahrzeuge führten zudem zu deutlichen CO2-Einsparungen. Insgesamt verbuchte Kuchenmeister für den Posten des klimafreundlichen Fuhrparks einen um 20 Prozent höheren Nutzen im Vergleich zu den Ausgaben.

Gerechnet haben sich auch bereits die Investitionen in neue Technik in der Produktion. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz einer neuen patentierten Desodorierungs- und Wärmerückgewinnungsanlage, durch die heiße Backschwaden in der Backstraße mithilfe von Wasser aufgefangen und gefiltert werden und deren Energie in Form von Reinigungs- und Heizungswasser weiterverwendet wird. Durch die jährliche Energieersparnis amortisierten sich die Kosten für die Anlage bereits nach 24 Monaten.

Auch indirekte Einsparungen durch eine, gemessen am Durchschnitt, sehr geringe Mitarbeiterfluktuation und damit verbundene Kosten-Einsparungen für Mitarbeiter-Akquise, Einarbeitung etc. wurden schließlich zusätzlich mit einem konkreten Wert dem Nutzen-Konto hinzuaddiert.

Alle Werte auf Kosten- und Nutzen-Seite für das Jahr 2012 zusammengezählt, kommt die Analyse des ZNU zu einem eindeutigen und sehr erfreulichen Ergebnis: Das Nachhaltigkeits-Engagement rechnet sich! So überstieg der Nutzen des Maßnahmen-Pakets, das Kuchenmeister bereits umgesetzt hat, die Investitionen im siebenstelligen Bereich im Vergleich um gut ein Drittel – indirekte Nutzen durch eine geringere Mitarbeiterfluktuation und CO2-Einsparungen eingerechnet. In den nächsten Jahren dürfte die Bilanz durch weitere Maßnahmen noch besser ausfallen.

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Jan Niewodniczanski, Bitburger Braugruppe
Bild öffnen „Der ökologische Nutzen lässt sich z. B. anhand von Energie- und CO2-Einsparungen ablesen, die soziale Dimension lässt sich schwieriger messen.“
Christhard Deutscher, Edeka Südwest
Bild öffnen „Verringert man z. B. den CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotte, lässt sich schwer ermitteln, ob ein Kunde aufgrund dessen bewusst mehr bei Tegut einkauft.“
Reiner Rausch, Tegut