Symposium feines Essen + Trinken „Wir sind noch nicht sehr weit gekommen“

Eine namhafte Runde bilanzierte in München den Entwicklungsstand im Verpackungsmarkt und der Kreislaufwirtschaft. Es bleibt viel zu tun.

Sonntag, 23. Juli 2023 - Verpackung
Matthias Mahr
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Bildquelle: Peter Eilers

Die Ernüchterung folgte in der Schlussrunde rund um das Thema „Gamechanger im Packaging“. Seit Anfang der 1990er-Jahre stehen Verpackungen im Blickpunkt der Umweltdiskussion. Das lässt doch wohl gewaltige Fortschritte vermuten? „Nein, wir treten auf der Stelle und sind tatsächlich noch nicht sehr weit gekommen“, betonte Thomas Reiner, der einst als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Verpackungsinstituts und heute als CEO der gewichtigen Verpackungsberatungsgesellschaft Berndt + Partner stets weltweit am Puls der Verpackungszeit und -entwicklung ist.

Es fehle an Gemeinsamkeit, Struktur und Standards sowie an Mechanismen, die gezielte und wirksame Anreize in der nachhaltigen Verpackungsgestaltung setzen. „Wir müssen mehr miteinander reden. Das gilt für die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Recycling“, lautete das Credo des Prezero-International-Geschäftsführers, Alexander-Christian Root. Die Schwarz-Gruppe hat nicht ohne Grund in die Entsorgung investiert. Verpackung sei kein Abfall, sondern ein wichtiger Rohstoff, der erhalten werden müsse. Die Neckarsulmer verfolgen ihren Weg sehr offen. Auch andere Marktteilnehmer und gar Wettbewerber können sich nach Angaben von Root an den Prezero-Kreislaufsystemen beteiligen.

Ziele werden nicht erreicht
Dr. David Strack, ehemaliger Handelsmanager, ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Central Agency for Green Commerce, eines Green-Tech-Spezialdienstleisters für Analyse und Bewertung der Nachhaltigkeit von Verpackungen. Mit dem Susycheck hat er ein Sustainable System aufgebaut, das insgesamt 84 Verpackungskriterien wie Materialwahl, Kreislauffähigkeit, Funktionalität oder Deklaration bewertet. „Noch“, erklärte er in München, „fallen zu viele Verpackungen durch die Nachhaltigkeitsprüfung“. Industrie und Handel haben sich hehre Ziele gesetzt: Bis 2025 wollen die meisten Großkonzerne mindestens 30 Prozent ihres Kunststoffeinsatzes aus Rezyklat bestreiten. Die Expertenrunde bezweifelte nicht nur die Erreichung dieses Ziels. „Das wird massive Folgen für die Glaubwürdigkeit von Marken haben“, betonte Strack. Doch solang Kunststoff-Neumaterial deutlich günstiger als Post-Consumer-Rezyklate angeboten werde, sei hier keine Besserung in Sicht, konstatierte der Prezero-Vordenker Root.