Nachhaltigkeit und Verpackung Ein Standard für Transparenz

Verbraucher und Politik legen die Messlatte immer höher. Mit dem „Susycheck“ gibt es nun ein Analysetool zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Verpackungen.

Mittwoch, 16. August 2023 - Verpackung
Matthias Mahr
Artikelbild Ein Standard für Transparenz
Bildquelle: Central Agency for Green Commerce

Wenn es um Verpackungen geht, scheiden sich die Geister. Fest steht jedoch: Gerade bei der nachwachsenden Generation Z steht Nachhaltigkeit im Fokus des Verhaltens. Und die Politik kommt dem Druck seitens Fridays for Future, Verbraucherschützern und Umweltverbänden nach: Im Rahmen des „EU Green Deals“ und auch der „Green Claims Verordnung“ werden Anforderungen nicht nur an die Herstellung und Wiederverwertung von Verpackungen geschaffen, die für viele Unternehmen echte Herausforderungen darstellen und vielfach in ihrer Wirkung noch gar nicht richtig abgeschätzt werden können. Das hat unter Umständen weitreichende Folgen, weil unter anderem harte finanzielle Sanktionen drohen.

Dass für grüne Werbeaussagen bereits deutlich strengere Anforderungen gelten, zeigen erste Gerichtsentscheide. Vor wenigen Tagen hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) vor dem Landgericht Karlsruhe mit einer Klage erreicht, dass die Drogeriemarktkette dm vier ihrer Eigenmarken nicht mehr wie bisher mit der Kennzeichnung „klimaneutral“ oder „umweltneutral“ bewerben darf. Alle grünen Werbeclaims müssen künftig validiert werden.

„Die Optimierung von Verpackungen und damit der Weg hin zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft ist kein
Nice-to-have mehr, sondern eine ökonomische Notwendigkeit.“

Dr. David Strack, Geschäftsführer, Central Agency for Green Commerce

Es geht um bessere Verbraucherinformation
Das stellt völlig neue Anforderungen an alle Hersteller von Produkten und Verpackungen. „Uns geht es um Verbraucherinformation und keinesfalls, wie von der DUH behauptet, um Verbrauchertäuschung“, betont Kerstin Erbe, Geschäftsführerin bei dm. Die Marktführer aus Karlsruhe arbeiten bereits daran, ihr Informationsangebot rund um den Themenkomplex Nachhaltigkeit noch transparenter für den Verbraucher aufzustellen. „Die Nachhaltigkeit einer Verpackung wird zu einem wettbewerbsrelevanten Faktor in einem umkämpften Markt“, sagt Dr. David Strack. Der Ex-Handelsmanager (Edeka) ist Mitbegründer der Central Agency for Green Commerce in Hamburg. Mit dem Susycheck haben er und Co-Gründer Christian Leu mit ihrem Team ein Werkzeug geschaffen, das die ganzheitliche Nachhaltigkeit von Verpackungen analysiert und bewertet sowie Handlungsempfehlungen auf Unternehmens- und Produktebene möglich macht.

Das Akronym Susy leitet sich aus Sustainable System ab und basiert auf einer wissenschaftlich fundierten, algorithmusbasierten Methodik. Dabei werden in den vier Dimensionen Material, Kreislauffähigkeit, Funktionalität und Deklaration 84 Kriterien bewertet und gewichtet, die vom Gewichtsverhältnis von Verpackung zu Produkt bis hin zur Trennung beim Recycler reichen.

Erster Standard zur Verpackungsbewertung
„Wir haben einen neuen und maßgeblichen Standard zur Bewertung der ganzheitlichen Nachhaltigkeit von Verpackungen entwickelt. Dieser Standard ermöglicht die wissenschaftliche Begründung von Umweltaussagen in Form des Susy Scores“, hebt Strack hervor. Fest steht, die nachhaltigste Verpackung dürfte künftig noch deutlicher die Wettbewerbsposition stärken, zudem muss sie alle Anforderungen aus dem Green Deal der EU erfüllen.

Mit Susy ist nun eine erste vergleichbare Standardmethodik entstanden, die nach strukturierten Prozessen vorgeht, um eine transparente Bewertung verschiedenster Varianten und technischer Lösungen der Verpackung in einer Warenkategorie möglich zu machen. Aus einem aufwendigen Scouting-Prozess heraus mit Konkretisierung der Variantenvielfalt und Festlegung der Wettbewerbsartikel erfolgt die Ableitung der Maßnahme. Bereits ein paar einfache und kostengünstige Maßnahmen können ohne Veränderungen im Maschinenpark nach Aussagen von Strack eine deutliche Verbesserung im Score, der maximal 24 Monate gültig ist, erreichen.Aktuell macht die Behr AG in Seevetal den Susycheck. Der Obst- und Gemüsebauer hat erste Ergebnisprofile erhalten. Geschäftsführerin Ulrike Behr sagt: „Wir verstehen Nachhaltigkeit als einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, dabei spielt die Verpackung eine bedeutende Rolle. Mit den Handlungsempfehlungen von Susy sind wir bestens beraten, uns kontinuierlich zum Sustainability Champion weiterzuentwickeln.“

Zum Sustainability Champion steigt eine Verpackung auf, die fünf von fünf möglichen Sternen innerhalb der Test-Artikel der Kategorie erreicht. Handelsexperte Strack weiß, wie wichtig der Transformationsprozess „Eco-friendly packaging“ für Hersteller ist. Der Susycheck bietet eine standardisierte und transparente Vorgehensweise.