Österreich Gipfeltreffen

Österreichische Produkte sind in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Mit Aktionen und Innovationen wollen die Anbieter bei Handel und Verbrauchern auch künftig kräftig punkten.

Montag, 06. September 2010 - Länderreports
Elke Häberle
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Bildquelle: iStockphoto

Österreich ist en vogue: Seit Jahren klettern die Exporte der Alpenrepublik nach Deutschland Stück für Stück nach oben. Kein Wunder, denn mit Weinen aus der Steiermark oder Burgenland, Schinken, Käse und Speck aus Tirol, Mozartkugeln aus Salzburg – um nur einen ganz kleinen Auszug aus der österreichischen Speisekarte zu nennen – hat das Land mit seinen etwas mehr als 8 Mio. Einwohnern für jeden Geschmack etwas zu bieten. Hinzu kommen innovative und ideenreiche Unternehmen, die zunehmend auch den Weg in den deutschen Handel finden, sowie ein ambitioniertes und punktgenau eingesetztes Marketing.

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Darbo: Süße Verführer
Österreich Wein Marketing: Auf dem Vormarsch
Spitz: Limo und andere Leckereien
Verival: Biologische Schatzkammer
Weisenhorn Food Specialities: Conveniente Konzepte
Wiesbauer: Frische Ideen für die Wursttheke
WLM Weinkellerei Lenz Moser: Rosige Aussichten mit Rosé

Das Resultat: „Der deutsche Markt bleibt als zentraler Absatzmarkt unangefochten“, berichtet Reinhard Schuster, Exportmanager bei der AMA (Agrarmarkt Austria Marketing Gesellschaft), bei der die Marketing-Aktivitäten der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie in der Alpenrepublik zusammenlaufen und koordiniert werden.

Laut deren Statistik wurden im Jahr 2009 agrarische Waren im Wert von 7,2 Mrd. Euro weltweit abgesetzt – allein nach Deutschland gingen im Zeitraum Lebensmittel im Wert von 2,4 Mrd. Euro, also fast ein Drittel der gesamten Ausfuhren. „Das bedeutet, dass wir im vergangenen Jahr mengenmäßig so viel nach Deutschland exportiert haben wie noch nie zuvor“, bilanziert Schuster. Wertmäßig musste jedoch „krisenbedingt“ ein Rückgang in Höhe von 8 Prozent verzeichnet werden.

Angeführt wird die Export-Hitliste von Milchprodukten, allen voran die Käsespezialitäten. So verzeichnete Käse aus Österreich im vergangenen Jahr ein Absatzvolumen von fast 39.000 t. Fast die Hälfte der wertmäßigen Ausfuhren fanden ihren Weg nach Deutschland. Laufend auf dem Einkaufszettel der Deutschen stehen aber auch Wurstwaren in allen Variationen genauso wie zart geräucherte Speckwaren, weiß die AMA-Statistik. Wieder mehr nachgefragt werden laut Schuster frisches Obst und Gemüse aus Anbaugebieten und Regionen der Alpenrepublik.

Weiteres Highlight: „Frischfleisch, insbesondere österreichisches Rindfleisch, erwies sich 2009 als Exportschlager“, sagte der Exportmanager und weiter: „Diese Produkte stehen auch ständig im Mittelpunkt der Österreich-Wochen, wo sie dementsprechend im rot-weiß-roten Gewand präsentiert werden. Natürlich fehlen in dieser Produktpalette auch selten Süßwaren, Marmeladen, Säfte, regionale Spezialitäten und Weine aus verschiedenen Rieden.“

Der Erfolg österreichischer Produkte hier zu Lande kommt dabei nicht von ungefähr, sondern ist Ergebnis beinharter Arbeit und dem Zusammenspiel der Partner aus Industrie, Handel und Marketing-

„Die wichtigste Plattform für unsere Produkte ist der Lebensmittelhandel. Daher fördern wir hier ganz besonders die Kommunikation zwischen dem Einkauf und den Herstellern in Form von Österreich-Schwerpunkten in den einzelnen Märkten“, beschreibt Schuster die Strategie. Über diese Schiene gelinge es auch am besten, die Konsumenten von der Vielfalt und Qualität österreichischer Lebensmittel zu überzeugen. „Außerdem denkt der Handel wieder serviceorientierter und hat die 'direkte Kundenansprache' als Kundenbindungsmechanismus wiederentdeckt“, freut sich der Manager über die Abkehr des Handels von der reinen Preisorientierung.

Vor diesem Hintergrund sei es richtig und wichtig, verstärkt auf Schulungen zu setzen. Beispiel Käsetheke. Dort wurde in den vergangenen Jahren verstärkt in Schulungen von Käsetheken-Kräften investiert. Der Lohn der Mühe: „Durch gezielte Information direkt bei den Konsumenten wurden beispielsweise Käsespezialitäten aus Österreich vermehrt nachgefragt“, berichtet Exportmanager Schuster.

eben den Schulungen für die Thekenkräfte im Handel, gibt es auch zahlreiche Konsumentenseminare, die sich an die Endverbraucher wenden. Weiteres Marketinginstrument ist natürlich auch die Präsenz der Hersteller auf diversen internationalen Messen, wo die Einkäufer mit den beworbenen Produkten vertraut gemacht werden.

Wie sehr sich die AMA ins Zeug legt, zeigt aber auch folgende Zahl: Im Februar lief in einer deutschen Feinkostkette die 1.000 Lebensmittel-Woche der AMA vom Stapel. Hinzu kommen unzählige Einsätzen von Werbedamen, Verkostungen, Inserate und PR-Berichte in Fachmedien und Tageszeitungen, die natürlich auch viel dazu beigetragen haben, das regionale Image österreichischer Waren weiter zu prägen.

Beflügelnd auf den grenzüberschreitenden Absatz wirkt selbstredend auch die Tatsache, dass Österreich bekanntermaßen ein überaus beliebtes Urlaubsland bei den Deutschen ist – und zwar das ganze Jahr über. Der Nachhol-Effekt der Verbraucher ist auch aus anderen Tourismusnationen bekannt: Um ein bisschen Urlaubs-Feeling zu erhalten, wollen viele Österreich-Urlauber nach ihrer Rückkehr in die Heimat die schönste Zeit im Jahr wenigsten kulinarisch verlängern wollen.

Marketing ist aber nur eine Seite der Medaille – die andere liegt in der Qualität der Waren und Produkte begründet. Denn wenn diese nicht stimmt, kann auch das ausgeklügelste Marketing nichts richten. Schuster: „Am Schnittpunkt des Erfolges steht wie immer der Hersteller. So lange dieser an der besonderen Qualität festhält und immer wieder mit Innovationen überrascht, sind wir auf dem richtigen Weg.“

Ein ausschlaggebender Punkt für den Erfolg österreichischer Produkte bildet auch das Thema „Natürlichkeit“, das die Alpenrepublik schon traditionell besetzt – und nicht erst seit dem Bio- und Regio-Boom der jüngeren Vergangenheit. „Natürlich produzierte Lebensmittel punkten mit hoher Qualität, ausgezeichnetem Geschmack und dem Bewusstsein, aus einer sauberen Umwelt zu stammen“, fasst Schuster zusammen. Die Innovationsfreude der Produzenten bewirke, dass der Markt immer neu beliefert und positiv überrascht werde.

Hinzu kommt: Verlässlichkeit in der Belieferung und die Kontinuität in der erzeugten Qualität ergänzten den Neuigkeitseffekt optimal. Und abschließend: „Auch die gelebte Tradition in der Verarbeitung sowie die alten, aber verfeinerten Rezepturen sind mittlerweile nahezu Alleinstellungsmerkmale vieler Lebensmittel. Vertrauen und Sympathie sind ganz wichtige Zutaten, mit denen unsere Spezialitäten gewürzt sind“, fasst er zusammen.

Mit Innovationen meint der Exportexperte nicht nur noch nie dagewesenes, sondern auch wiederentdeckte, traditionelle oder besondere regionale Sorten. „Auch Verpackungen, die moderne Kundenbedürfnisse zufrieden stellen, können zu Kaufentscheidungen führen, beispielsweise wieder verschließbare Einheiten“, ergänzt Schuster.