Im Landkreis Lüneburg schwelt seit Jahren ein Streit zwischen dem Softdrink-Primus Coca-Cola und der Bürgerinitiative „Unser Wasser“. Jetzt wurde bekannt: Coca-Cola beziehungsweise dessen Mineralwasser-Tochter Apollinaris Brands wird für die Marke Vio keinen dritten Brunnen in Betrieb nehmen. „Wir werden keinen Antrag für einen dritten Brunnen bei Reppenstedt (Landkreis Lüneburg; Anm. d. Red.) stellen“, teilt das Unternehmen gegenüber Lebensmittel Praxis mit. Der Grund sei aber nicht Druck vonseiten der Bürgerinitiative, sondern schlicht eine Veränderung auf dem Markt. Als Coca-Cola die Entscheidung für das Vorhaben im Jahr 2016 traf, sei die Mineralbrunnenbranche laut Stellungnahme von einem jahrelangen Positivtrend geprägt gewesen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren – von 2011 bis 2016 – stieg der Absatz von Mineralwasser nach Angaben des Verbands Deutscher Mineralbrunnen e.V. (VDM) kontinuierlich. Im Jahr 2015 vor der Entscheidung wuchs er sogar deutlich um 4,2 Prozent. Die Trendumkehr begann im Jahr 2019: Seitdem ging der Absatz von Mineralwasser laut VDM erheblich zurück – um 5 Prozent im Jahr 2019 und um 5,3 Prozent im Folgejahr 2020. Für 2021 ist von einem weiteren Absatzrückgang auszugehen. „Zusätzlich wirkt sich die Corona-Pandemie, die länger als erwartet anhält, negativ auf das wettbewerbsintensive Mineralwassergeschäft aus“, so eine Sprecherin des Unternehmens.
„Der Markt schrumpft und wir sehen nun leider, dass diese Entwicklung weiter anhält. Deshalb sind wir nach intensiver Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass die Marktsituation einen wasserrechtlichen Antrag für eine zusätzliche Wasserentnahme aktuell nicht mehr rechtfertigt“, sagt auch Tilmann Rothhammer, Geschäftsführer Customer Service & Supply Chain der CCEP Deutschland GmbH. Man könne der aktuellen und in naher Zukunft erwarteten Nachfrage mit der derzeitigen Auslastung und den bestehenden Brunnen vorerst gut nachkommen. Über eine Million Euro hatte der Softdrink-Riese in den Brunnen investiert. Hier sollten jährlich bis zu 350 Millionen Liter Wasser gefördert werden. Ob im Clinch damit das letzte Wort gesprochen ist, steht noch offen. Coca-Cola könnte seine Pläne auch wieder ändern.
Gegen den dritten Brunnen gab es in der Vergangenheit lautstarken Protest. Im Januar 2021 war ein für einen Pumpversuch vorgesehenes Rohr unter anderem mit Beton verschlossen worden. Im März hatte die Gruppe Extinction Rebellion Eingänge eines Coca-Cola-Standortes in Lüneburg besetzt.