Reh Kendermann Expansion am Standort Bingen

Die exportorientierte Reh Kendermann Weinkellerei konnte ihren Umsatz trotz schwieriger Bedingungen im Ausland um 4,4 Prozent auf 83 Millionen Euro steigern. Vor allem das Geschäft mit Premiumkonzepten in Deutschland trug zum Wachstum bei. Für 2020 ist eine Erweiterung des Standortes Bingen geplant.

Dienstag, 17. Dezember 2019 - Getränke
Elena Kuss
Artikelbild Expansion am Standort Bingen
Bildquelle: Reh Kendermann

Reh Kendermann generierte im abgeschlossenen Geschäftsjahr knapp 50 Prozent seines Umsatzes (fünf Prozent weniger als im Vorjahr) im Inland. „Wir glauben, dass wir in Deutschland unser Potenzial noch nicht ganz ausschöpfen“, erklärt Alexander Rittlinger, Geschäftsführer der Reh Kendermann Weinkellerei. Treiber seien in Deutschland insbesondere Premiumkonzepte, die Reh Kendermann für Kunden exklusiv umsetzt. Die leicht rückläufige Gesamtmenge konnte so minimiert werden. Trotz der Herausforderungen in wichtigen Exportmärkten konnten die Binger den Außenumsatz steigern und ein Plus von fünf Prozent erzielen. Der Exportanteil der Gruppe liegt bei 51 Prozent. Aktuell exportiert Reh Kendermann Weine in 38 Länder. Zwar geht der größte Anteil nach wie vor auf die Britischen Inseln, doch andere Länder haben stark zugelegt, allen voran die skandinavischen Staaten und das Baltikum. Das Neugeschäft in Polen und im Mittelmeerraum hat ebenfalls positiv zur Exportmenge beigetragen. In den USA und Kanada verlor die Binger Kellerei dagegen mit durchschnittlich fünf Prozent leicht. Hohe Einbußen gab es in China. Dort sank der Absatz um fast 30 Prozent. Gründe sind die nachlassende Dynamik der Wirtschaft und die noch immer hohen Bestände. Das rumänische Weingut Crama Oprisor, die Napier Vineyards in Südafrika sowie Yapp Brothers in England haben zum positiven Umsatz beigetragen.

Brexit bringt grosse Unsicherheit
Nicht einfach für Reh Kendermann gestaltet sich nach wie vor das UK-Geschäft, wobei die Binger in diesem Jahr nur leichtere Verluste hinnehmen mussten (knapp drei Prozent). „Die Situation ist insgesamt herausfordernd“, erläutert Alison Flemming, Exportdirektorin von Reh Kendermann. „Der Lebensmittelhandel befindet sich in einem permanenten Wandel, was für uns ein ständiges Ringen um Listungen bedeutet.“ Die britischen Einzelhändler leiden unter der wirtschaftlichen Unsicherheit. Die Sorgen der Briten spielen aktuell vor allem den deutschen Discountern Aldi und Lidl in die Hände. Im Gegensatz zur Konkurrenz wachsen sie weiter kräftig. „Daher bereiten wir die Neuausrichtung unseres Englandgeschäftes vor, um den Wandlungsprozess direkter, zielgerichteter, aber auch breiter gestalten zu können“, betont Rittlinger. Reh Kendermann kooperiert bereits mit Aldi UK. 2020 ist auch die Dauerlistung einiger Produkte vorgesehen.

Black Tower „Low Alcohol“
Die Traditionsmarke Black Tower, die wichtigste Marke im Markenweinportfolio von Reh Kendermann, liegt unangefochten auf Platz eins der deutschen Weinmarken (knapp 13 Millionen verkaufte Flaschen), doch auch sie musste Absatzverluste von etwa sechs Prozent über alle Länder hinweg hinnehmen. Um dem entgegen zu wirken hat die Weinkellerei einen optischen Relaunch vorgenommen.

Im vorherigen Geschäftsjahr kam der im Frühjahr 2018 eingeführte „Black Tower Low Alcohol“ auf den Markt, heute sind alle alkoholfreien Weine zu einem wichtigen Wachstumssegment, insbesondere im Export, geworden. Für diese Kategorie sehen die Binger in England, aber auch in den skandinavischen Ländern weiteres Potenzial.

Preisdruck durch den Handel
Die ersten Monate des laufenden Geschäftsjahres stimmen laut Geschäftsführung nur verhalten optimistisch. „Die Herausforderungen werden größer“, so Rittlinger. Ob die klimatischen Bedingungen oder die Entwicklung der globalen Verflechtungen, das Geschäft werde immer weniger planbar. Hinzu komme der enorme Preisdruck durch den Handel sowie stetig steigende Trockenmaterialpreise für Glas und Papier. „Wir müssen uns fragen, ist das noch fair, was wir da in der Weinwirtschaft machen“, sagt Rittlinger. Denn es gebe viele weitere Kostenfaktoren, die der Handel oft nicht berücksichtige. Zum Beispiel spiele das Thema Fachkräfte eine immer größere Rolle. Und diese müsse und wolle man auch entsprechend entlohnen. Hilfreich seien deshalb Handels-Kooperationen. Zusammen mit Rewe und der südafrikanischen Tochtergesellschaft entwickelte Reh Kendermann 2018 exklusiv die nachhaltige Marke „14 Homes“. Sie unterstützt Mitarbeiter und Familien der südafrikanischen Napier Vineyards und wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Die Kooperation soll auch weiterhin fortgesetzt werden. „Solche Projekte machen dann beiden Spaß“, bilanziert Rittlinger.

Insgesamt sei das Interesse an deutschen Weinen jedoch in zahlreichen Ländern schwach. Dadurch gestalte es sich schwierig, die Kategorie mit neuen Weinen, neuen Ausstattungen und Konzepten zu erfrischen. „Hier wäre es dringend nötig, gemeinsam etwas für das Image zu tun“, fordert der Reh Kendermann Geschäftsführer. In anderen Ländern wie Österreich sei es bereits gelungen, das Image zu drehen.

Investition am Standort Bingen
Im laufenden Geschäftsjahr will die Kellerei im ersten Schritt Tankkapazitäten schaffen. Mit der Inbetriebnahme wird Bingen über 20 Millionen Liter Tankkapazität verfügen, weltweit sind es 34 Millionen Liter. „Der Standort wird sich enorm verändern“, berichtet Rittlinger. „Durch die Erweiterung in Bingen wird es uns über die Gruppe hinweg gelingen, nachhaltiger zu werden und CO2 zu reduzieren.“ Im Jubiläumsjahr 2020, voraussichtlich im März, fällt der Startschuss; mit der Fertigstellung des ersten Abschnitts rechnet das Unternehmen bis Ende 2021.

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Bild öffnen Mit dem Ausbau sollen in Bingen bald 20 Millionen Liter Tankkapazität verfügbar sein.
Bild öffnen Alexander Rittlinger, Geschäftsführer: <br />
„Wir müssen uns fragen, ist das noch fair, was wir da in der Weinwirtschaft machen.“
Bild öffnen Alison Flemming, Export-Direktorin:<br />
„Der permanente Wandel bedeutet für uns ein ständiges Ringen um Listung.“

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