Biodiversität Vielfalt erhalten - Vielfalt erhalten: Teil 2

Insektensterben und Dürre-Sommer – Beides in den vergangenen Monaten Dauerthemen in den Medien, die ein gemeinsames Problem offenlegen: Der fortschreitende Verlust der Artenvielfalt bringt unsere Ernährungssicherheit in Gefahr. Was die Branche unternimmt, um dem entgegenzuwirken und die Biodiversität zu fördern.

Donnerstag, 13. September 2018 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Vielfalt erhalten - Vielfalt erhalten: Teil 2
Für mehr Sortenvielfalt: Rund 2.500 Hobby-Gärtner testeten für Tofu-Spezialist Taifun in ganz Deutschland, welche Soja-Kreuzungen in unserem Klima gedeihen.
Bildquelle: Getty Images, Edeka Nord, Rewe Group, Taifun

Aktiver Artenschutz
Gas geben Unternehmen der Ernährungswirtschaft im Kampf gegen das Insekten- und Artensterben aber vor allem auf Feld und Wiesen. Knödel-Spezialist Burgis hat seine eigene Blühmischung „Bienenliebe“ entwickelt, die mehr als 30 verschiedene Blumen- und Kräuterarten enthält. Alle 70 Partnerlandwirte sind dazu verpflichtet, die Saatgutmischung als Blühstreifen neben ihren Kartoffelfeldern auszusäen. Feldtafeln weisen auf das Engagement hin und sollen Menschen für die Thematik des Bienensterbens sensibilisieren.

Mit der Initiative „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ will die Edeka Nord gemeinsam mit dem WWF und dem Anbauverband Biopark dem Rückgang der biologischen Vielfalt entgegen wirken. Aus dem Projekt sind aktuell Kartoffeln unter der Marke Unsere Heimat – echt & gut Bio sowie rund 70 Fleisch- und Wurstprodukte unter der Eigenmarke Natur Pur erhältlich.

Hinter ihnen stehen derzeit 55 Bio-Betriebe in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, weitere sind gerade in Vorbereitungen. Vielfältige Fruchtfolgen und der Verzicht auf Pestizide begünstigen im Ökolandbau ohnehin bereits die Artenvielfalt. Die zusätzlichen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität werden individuell vereinbart. „Die Betriebe werden regelmäßig von den in das Projekt eingebundenen naturschutzfachlichen Beratern beraten. In diesem Sinne können für den Betrieb als auch für die Natur optimale Maßnahmen ausgewählt werden“, erläutert Sandra Erdmann, Leitung Landwirtschaft und Tierschutz Fleischwerk Edeka Nord. Böten sich bei den einen Betrieben Maßnahmen zum Schutz von Amphibien an, seien es bei anderen Betrieben Maßnahmen für den Schreiadler oder aber zur Förderung von Ackerwildkräutern. Durch die regelmäßige Beratung soll gewährleistet werden, dass eine fortwährende Optimierung der Maßnahmen stattfindet. Dass sich das Engagement lohnt, zeigen Monitorings zur Entwicklung der Braunkehlchen- und Amphibienpopulation sowie der Ausbreitung der Ackerwildkräuter. „Die Untersuchungen belegen, dass die Projektmaßnahmen zu einer deutlichen Förderung der untersuchten Arten führten“, so Erdmann. Für den Mehraufwand zahlt die Edeka Nord den Betrieben einen Aufpreis pro Kilogramm.

Auch im Nonfood-Bereich und zwar skurrilerweise im Regal für Insektenbekämpfungsmittel setzt neuerdings ein Produktsiegel ein Zeichen gegen das Insektensterben: Insect Respect steht für einen neuen Umgang mit den im Allgemeinen verabscheuten Haushaltsquälgeistern wie Fruchtfliegen, Kleider- oder Lebensmittelmotten. Hinter dem Label steht mit der Reckhaus AG ein Hersteller von Produkten zur Insektenbekämpfung. „Insect Respect kompensiert die Verluste, die durch Insektenschutzmittel in Innenräumen entstehen und stärkt das Bewusstsein für die große Bedeutung dieser kleinen Tiere“, erklärt Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Initiator der Initiative.

Eigene Produkte unter der neuen Marke Dr. Reckhaus sowie Handelsmarken (Aldi und dm Drogerie-Markt) tragen das Gütesiegel bereits. Die gelabelten Produkte, vor allem Leimfallen, sind frei von insektiziden Wirkstoffen, informieren über den Wert von Insekten und liefern Tipps zur Prävention. Für den Verlust der getöteten Insekten errichtet die Initiative neue begrünte Flächen in Siedlungs- oder Industrieräumen. Die Größe der Ausgleichsfläche wird anhand eines mit Biologen entwickelten Modells errechnet.

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