Carsten Koch und David Strack „Platzhirsch für Lebensmittel“ - „Platzhirschfür Lebensmittel“: Teil 2

Mit den Stärken der Edeka Nord neue Kunden von sich überzeugen: Das ist das Ziel der Geschäftsführer Carsten Koch und David Strack. Im sich verändernden Wettbewerbsumfeld setzt das Spitzenteam auch auf innovative Sortimente, zum Beispiel von Food-Start-ups.

Sonntag, 01. Oktober 2017 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild „Platzhirsch für Lebensmittel“ - „Platzhirschfür Lebensmittel“: Teil 2
Bildquelle: Frederik Röh

Ist eine Art, diese Genussspitzen zu erreichen, Ihr neues Vorkassen-bäcker-Konzept Dallmeyers Deli?
Koch: Eindeutig, ja. Die tägliche Nahrungsaufnahme findet immer häufiger unterwegs statt. Der Kunde will schnell, aber schmackhaft-lecker essen.

Strack: Wir testen das Konzept derzeit an vier Standorten in Hamburg und Lübeck. Die Idee ist, die Vorkassenzone moderner zu gestalten und auch jüngere Kunden anzulocken mit Gerichte von der Frontcooking-Station. Es gibt jeden Tag drei warme Gerichte mittags und abends, darunter traditionelle wie Königsberger Klopse, aber auch To-go-Artikel wie Chia-Pudding und frische Smoothies.

An wie vielen Standorten wollen Sie dieses Konzept einsetzen?
Strack: Bisher wird es gut angenommen, aber wir müssen noch eine Menge üben. Das werden wir genau ansehen. In den Städten ist der Supermarkt oft der ausgelagerte Kühlschrank der Anwohner, da ist die Einkaufsfrequenz viel höher als in ländlichen Gebieten, wo es noch den klassischen Wocheneinkauf gibt, und deshalb wird das Konzept nach unserer Hypothese in Städten sicher besser angenommen. Aber wir werden einen Deli auch auf dem Land testen, denn dort sind unsere Märkte oft sozialer Treffpunkt.

Macht die Großfläche mit Marktkauf noch Spaß?
Koch: Manche Häuser ja, manche derzeit noch nicht. Es ist schon so, dass die Ära dieser Dinosaurier in ihrer bisherigen Form vor dem Ende steht, aber wir sind keinesfalls fantasielos für die Neugestaltung dieser Märkte.

Strack: Wir arbeiten seit 2016 an der Repositionierung von Marktkauf, Stichwort ,Marktkauf 2020‘. Dabei ist aufgefallen, dass die bisherige Positionierung alles andere als klar war. Wir durchforsten mit unserer Mannschaft die Sortimente und analysieren, was unsere Stärken und wer unsere Kunden sind. Ziel ist, Marktkauf zu einer selbstbewussten Großfläche zu machen. Wir wollen der Platzhirsch für Lebensmittel und alle haushaltsnahen Produkte sein. Dabei ist uns klar, dass wir die Kunden belohnen müssen, wenn sie auf eine 5.000-qm-Fläche kommen. Da muss mehr passieren als in einem Edeka-Markt, was gerade bei Food in der Vergangenheit nicht der Fall war. Wir hatten z. B. zu kleine Frischsortimente, auch in den Theken.

Koch: Da fehlten ganz klar die Genussspitzen.

Dr. David Strack

David Strack ist seit September 2014 Geschäftsführer der Edeka Nord und verantwortet die Ressorts Vertrieb/ Marketing sowie Einkauf Food und Nonfood, den Regie-Einzelhandel, das Qualitätsmanagement und die Backwarensparte. Der Betriebswirt begann 1994 seine berufliche Laufbahn bei Aldi Süd. Später war er u. a. Geschäftsführer Deutschland Category Management/ Einkauf/ Marketing bei Plus in Mülheim. Ab 2008 führte Strack bei der Media-Saturn- Holding die internationale Expansion und war geschäftsführender Gesellschafter von Media Markt Wiesbaden.

Was tun Sie noch, um das Einkaufserlebnis bei Marktkauf zu verbessern?
Strack: Wir testen derzeit viele verschiedene Dinge, um das Einkaufserlebnis zu stärken, zum Beispiel haben wir das Thema Convenience und eigene Produktion ausgebaut, es gibt auch eigene Smoothie-Bars. An einzelnen Standorten werden zudem verschiedene Warenwelten als Leuchttürme hervorgehoben. Auch das Thema Nonfood dürfen wir natürlich nicht vernachlässigen.

Was macht Marktkauf jetzt schon besser als Kaufland?
Strack: Wir sind deutlich innovativer und näher am Kunden.

Koch: Das Thema Bedientheken können wir traditionell besser.

Strack: Von der Food-Stärke der Edeka wird Marktkauf in Zukunft noch stärker profitieren.

Wie gehen Sie mit dem Online-Wettbewerber Amazon Fresh in Hamburg um?
Koch: Unser Vorteil gegenüber Amazon ist: Wir haben schon Lebensmittelkunden. Und wir haben sowohl absatz- als auch beschaffungsmäßig eine mehr als 100-jährige Erfahrung. Amazon musste erst Whole Foods kaufen, um diese Defizite zu kompensieren. Außerdem haben wir mit unseren Märkten in unserem Absatzgebiet mehr als 700 Logistik-Zentren. Letztlich ist Online-Bestellung nur eine erweiterte Dienstleistung unserer Kaufleute, die schon seit mehr als 100 Jahren Lebensmittel auch nach Hause liefern.

Strack: Unsere Aufgabe ist nicht, E-Commerce als eigenen Vertriebskanal aufzubauen, sondern das Instrumentarium für unsere selbstständigen Kaufleute weiterzuentwickeln. Weil Food online zu bestellen inzwischen für viele Kunden sehr convenient ist, können unsere Kaufleute unsere kontinuierlich weiterentwickelte Online-Plattform Olivia nutzen, die der Edeka-DNA entspricht. Damit kann jeder Kaufmann dezentral und flexibel seine Sortimente online stellen. Er kann z. B. Werbeartikel vom Online-Versand ausnehmen. Wer sich von unseren Händlern mit online beschäftigen will, dem rate ich, auf unsere Lösung zurückzugreifen und keine eigene zu nutzen. Wir sehen, dass die Kaufleute, die Olivia nutzen, sehr erfolgreich damit sind.