Fischverpackungen Umweltfreundlicher und kostengünstiger

Styropor war bislang meist die Wahl, wenn es um Transportverpackungen für Räucherfisch ging. Eine Lösung aus Wellpappe zeigt, dass es auch anders und nachhaltiger geht.

Freitag, 16. Februar 2024 - Verpackung
Matthias Mahr
Artikelbild Umweltfreundlicher und kostengünstiger
Bildquelle: STI Group

Als Lebensmittelfachgroßhänd­ler ist das Familienunterneh­men Ferdinand Bierbichler seit über 100 Jahren in Oberbayern, im bayerischen Schwaben, Tirol und Salzburg ein Begriff. Einst als Fischhandel gegründet, führen sie heute ein breites Vollsorti­ment mit mehr als 8.500 Lagerartikeln. Der Räucherfisch ist aber weiterhin ein Aushängeschild der Bierbichlers. Täglich werden in der hauseigenen Räucherei Forellen, Saiblinge, Lachs, Makrelen und Heilbutt frisch veredelt. Anschließend werden die regionalen Spezialitäten verpackt und unter anderem an selbstständige Edeka- und Rewe-Kaufleute im Großraum München ausgeliefert.

„Großformatige EPS-Boxen können nicht die Zukunft sein“, stand für Produktionsleiter Dominik Raser seit Längerem fest. Doch wie kann eine nachhaltigere Verpackungslösung für Räucherfisch aussehen? Mehrweg fällt aus, weil es sich hier um eine Marktnische handelt. Die Kosten für ein Mehrwegsystem lassen sich nur darstellen, wenn die Mengen dahinter stimmen. Zudem stellen Hygieneanforderungen und damit verbunden die Lebensmittelsicherheit hohe Ansprü­che: Räucherfisch ist ein leicht verderbliches Lebensmittel, das eine sorgfältige Handhabung und Lagerung erfordert. Mehrwegverpackungen müssten zwischen jedem Gebrauch gründlich gereinigt und desinfiziert werden, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.

Umstellung auf Wellpappe
Mit der Aufgabenstellung, die 1-Kilogramm-Räucherfisch-Verpackung von Styropor auf Wellpappe umzustellen, wandten sich die Rosenheimer an die STI Group aus dem hessischen Lauterbach. Ziel war es, das Verpackungsvolumen deutlich zu reduzieren, die Recyclingfähigkeit zu optimieren und dabei Kosten und CO2 einzusparen. „Die perfekte Herausforderung für unser Circular-Innovation-Team, das dezidiert an innovativen nachhaltigen Lösungen arbeitet“, so Jakob Rinninger, CEO der STI Group, im Gespräch mit LP. „Wir betrach­ten die Möglichkeiten einer Verpackungsoptimierung ganzheitlich: Das Produkt, der logistische Prozess und der Wertstoffkreislauf sind die entscheidenden Parame­ter für die Entwicklung einer neuen Verpackungslösung“, betont er. Das Circular-Innovation-Team des Verpackungsspezialisten aus dem Vogelsberg erarbeitete die maßgeschneiderte Lösung: eine volumenoptimierte Wellpapp-Verpackung aus Frischfasermaterialien mit einem wasserbasierten Barrierelack, der besonders fettdicht ist und sich für den Lebensmitteldirektkontakt eignet. Für ein besseres Handling wird der Fisch wie bisher in Wachspapier eingeschlagen und das Gebinde in einer „Anti-Fog“-­Folie verschweißt. 

Die neue Verpackung überzeugte die Produktionsleitung bei Bierbichler: Das Lagervolumen der Leerver­packungen konnte um 92 Prozent und das Versandvolumen der befüllten Fischverpackungen um 53 Prozent reduziert werden. Damit einher ging eine Reduzierung des CO2-Fußab­drucks des Verpackungsmaterials um rund 60 Prozent. Besonderer Pluspunkt: Die neue Verpackung kostet weniger als die Hälfte im Vergleich zur vorherigen Lösung.

Weniger Volumen, weniger CO2
Der Fischhändler ist zufrieden, da nach seinen Aussagen auch die Edeka- und Rewe-Kaufleute von der Verpackungslösung begeistert seien. In den Supermärkten reduzieren sich nämlich Lagervolumen und Recyclingaufwand deutlich. Die leere Wellpapp-Box kann über den Altpapierkreislauf stofflich wiederverwertet werden, und die Folienhülle landet sortenrein im Kunststoffabfall. Nachdem die Umstellung der ersten Gebindegröße abgeschlossen ist, folgen im nächsten Schritt die 2,5- und 4-Kilogramm-Boxen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Die Experten der STI Group feilen an ihrem Nachhaltigkeitskurs. Sollen Fett- und Feuchtigkeitsbarrieren nachhaltig realisiert werden, stellt dies Lebensmittelhersteller vor Herausfor­derungen. „Moderne recyclingfähi­ge Barrieren sind wasserlöslich und können herkömmliche PE-Beschich­tungen häufig ersetzen“, erklärt Rinninger. Neue Technologien, neue Papiere und die Optimierung der eingesetzten Materialien auf Basis technischer Anforderungen sparten Ressourcen und häufig auch Kosten. Das Ziel seien möglichst leichtge­wich­tige Verpackungen mit den besten Schutzeigenschaften und volumenoptimierte Lösungen, die den EU-Anforderungen der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) entsprächen.