Vor wenigen Tagen meldete Eurostat, dass es in der Europäischen Union deutlich mehr Verpackungsmüll als in den Vorjahren gebe. Nach Angaben der EU-Statistik-behörde fielen 188,7 Kilogramm Verpackungsabfall pro EU-Bürger im Jahr 2021 an. Das waren 10,8 Kilogramm mehr als noch 2020. Die Verpackungsmenge hat mit dem veränderten Konsumverhalten zu tun. Haushaltsgrößen schrumpfen; Snacking wird weiterhin immer beliebter.
Die Generation Z, die „Klimageneration“, gewinnt für die Snackhersteller wie für den Handel an Bedeutung. Snacking ist beliebt und der Handel stützt diesen Convenience-Trend mit neuen, nachhaltigen Produkten in vielfältigen Angebotsformen, wissen die Konsumforscher der GfK. Im LEH-Eingangsbereich reklamiert frische Ready-to-eat-Ware mehr Platz für sich, aber auch im Mopro-Regal schaffen neue Angebote eine neue Nachfrage. Und das alles muss zusätzlich verpackt werden. Die Verpackungsmengen steigen, aber die eingesetzten Verpackungen werden nachhaltiger, weil sie kreislauftauglich sind. Doch der Verzicht auf Mischkunststoffe, die nicht recycelt werden können, bringt Herausforderungen mit sich.
Kompromisse bei Packmittel wichtig
Die LP hakte bei Stefan Dangel, Vertriebsleiter des Verpackungsmaschinenherstellers Sealpac, nach. Die neuen, nachhaltigen Folien müssen nämlich maschinengängig bleiben und dürfen die Convenience-Eigenschaften einer Verpackung nicht einschränken. Das Öffnungsverhalten muss ebenso gewährleistet sein wie ein etwaiger Wiederverschluss. „Sich verändernde Marktanforderungen bringen häufig neue, bislang unbekannte Fragestellungen mit sich. Die nachhaltige Entwicklung von dünneren Siegelfolien kann Kompromisse im Bereich des Öffnungsverhaltens und noch mehr bei einem eventuell geforderten Wiederverschluss mit sich bringen“, weiß der Verpackungskenner. Sealpac ist bei Fleisch- und Wurstwaren sowie bei veganen Produkten ein Taktgeber im Verpackungsmarkt. Dangel bekennt: Die mehr und mehr nachgefragten PP-Verpackungen könnten zu einer temporären Intensivierung der Zusammenarbeit im Funktionsdreieck zwischen Kunden, Folienhersteller und Maschinenbauer sorgen. „Inzwischen kommen wir jedoch durch angepasste technische Entwicklungen auf allen Seiten auf spürbar stabilere Prozesse“, berichtet er.
Der Trend zum schnellen Snack zwischendurch bewegt die Verpackungsindustrie. „Wir sind überzeugt, dass die Angebotsformen am PoS in fünf Jahren völlig anders aussehen werden“, hebt Dangel hervor. Die Entwicklung und der Einsatz von mehrwegfähigen Schalen im Snacking-Sortiment werde im LEH bereits vorangetrieben. 20 bis 30 Umläufe für diese Schalen seien machbar. Es gebe ja schon Beispiele, wie die Rücknahme über den Flaschenautomaten organisiert werden könnte.
Zunehmend werden besonders Produkte ohne tierisches Protein auch mit Blick auf den Verpackungsinhalt neu bewertet. Viele Verpackungsformate stammen noch aus den Peak-Zeiten des Fleischkonsums und werden, bedingt durch die veränderten Ernährungsgewohnheiten, in der Grammatur nach unten angepasst und folglich in kleineren Einheiten angeboten. „Aber auch die Materialien verändern sich und die direkte Produktkommunikation nimmt spürbar zu. Nicht nur über mehr Farben, Bilder und gedruckte Inhalte, sondern auch mehr und mehr über zeitgemäße Informationsträger wie QR-Codes, die über das Smart-Device abgerufen werden. Die jungen Konsumierenden greifen mehr und mehr auch zu diesen Informationsquellen am PoS“, lautet der Ausblick des Verpackungsexperten. Es bleibt viel zu tun.