Der Unilever-Konzern, einer der weltweit größten Hersteller von Nahrungsmitteln, Kosmetika und Haushaltspflegeprodukten, beziffert seinen „Plastik-Fußabdruck“ insgesamt auf rund 690.000 Tonnen im Jahr 2020. Ermittelt wird der Wert in 26 Ländern, auf die 80 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen. Gegenüber 2017 konnten bereits 10.000 Tonnen eingespart werden. Verantwortlich dafür sind unter anderem verschiedene Maßnahmen, um den Verpackungsmüll zu reduzieren.
Unilever verfolgt den Ansatz „Besseres Plastik, weniger Plastik, kein Plastik.“. Ziel ist es, bis zum Jahr 2025 die Hälfte an Neu-Plastik für Verpackungen einzusparen und den Anteil von Post-Consumer-Rezyklat – Plastik, das zuvor von Konsumenten genutzt und entsorgt wurde – auf 25 Prozent zu erhöhen. Ferner sollen sämtliche Plastikverpackungen wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein. Man will mehr Plastikverpackungen wiederaufbereiten als verkaufen.
Herr Bark, was genau verbirgt sich hinter der Strategie ‧„Weniger Plastik“?
Zum Beispiel arbeiten wir im Bereich Kosmetik mit der Mucell-Technologie. Das bedeutet, die Verpackung besteht aus einer Doppelwand, in die innen sehr feine Gasbläschen eingelassen sind. Damit sparen wir ungefähr 15 bis 20 Prozent Kunststoff im Vergleich zu einer herkömmlichen Verpackung bei gleichen Eigenschaften ein. Alle Verpackungen von Duschbädern und Bodylotions der Marke Dove in Deutschland wurden bereits auf recycelten Kunststoff aus Post-Consumer-Rezyklat umgestellt. Wir beabsichtigen, sobald wie technisch möglich, auch die Deckel und Verschlüsse umzustellen.
Und wie können die Produkte dabei helfen, Kunststoffe einzusparen?
Was die Produkte betrifft, arbeiten wir zum Beispiel im Bereich der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel mit Konzentraten im Refill-Format. Die kleinen Flaschen sparen bereits 75 Prozent Kunststoff gegenüber der normalen Flasche ein. Außerdem kann die Sprühflasche so mehrfach benutzt werden. Der Sprühkopf ist nämlich gar nicht so leicht zu recyceln, da er eine Sprungfeder und somit unterschiedliche Materialien enthält. Aber auch hier arbeiten wir aktuell an Alternativen.
Kommen wir zur Strategie „Kein Kunststoff“. Worauf setzen Sie stattdessen? Nicht alle Verpackungsmaterialien eignen sich für jedes Produkt.
Wir experimentieren mit Verpackungsalternativen. Auch Papier und Kartonage kommen zum Einsatz. Bei Refill-Stationen in den Märkten ‧– das heißt Dispenserlösungen, bei denen sich Verbraucherinnen und Verbraucher direkt im Laden das Produkt selber abfüllen – müssen gegebenenfalls zusätzliche Konservierungsmittel in der Formulierung der Produkte eingesetzt werden. In Frankreich und Spanien führen wir dazu aktuell Pilotprojekte durch.
Was zählt zu Ihren größten Umstellungen, die Sie seit 2017 umgesetzt haben?
100 Prozent der Kunststoffflaschen, die wir für unsere Dove-Produkte einsetzen, werden inzwischen ausschließlich aus recyceltem Material hergestellt, und zwar aus Material, das aus einer haushaltsnahen Sammlung stammt. Ähnlich weit sind wir bei den Axe-Duschen. Hier ist es uns gelungen, die schwarze Farbe durch ein sehr dunkles Grün zu ersetzen. Das ist entscheidend, damit der Scanner in der Sortierung das Material erkennt und es nicht in die thermische Verwertung geht.
Bis 2025 will Unilever den Einsatz von Neu-Kunststoff in Verpackungen halbieren. Was sind dabei die großen Herausforderungen, vor denen Sie stehen?
Es ist die Qualitätsfrage des Materials, die uns am meisten umtreibt. Es ist sehr schwierig, qualitativ gutes Rezyklat zu bekommen. Das Rezyklat, das auf dem Markt ist, entspricht zu einem großen Teil nicht den Anforderungen, die wir an das Material stellen. Und vor allem auch zu einem kompetitiven Preis.