Fast 100.000 Menschen aller Alters- und Einkommensklassen wandern täglich über die Brücke zur S-Bahn-Station Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain. An Dönerläden und Currywurst-Imbissen mangelt es hier nicht. Anfang April bekam diese interessante Mischung verschiedenster Lebensmittelhändler und Fast-Food-Anbieter eine neue spannende Zutat, besonders für Veganer und Vegetarier.
Da, wo früher die Zentrale und ein veganer Lebensmittelmarkt der Firma Veganz standen, eröffnete Rewe am 11. April seinen ersten rein pflanzlichen Supermarkt in Deutschland. Mehr als 2.700 vegane Artikel von 300 Marken stehen den Kunden zur Verfügung. Von Snackbar, Backwaren und Obst über Sushi und Softeis bis hin zu Drogerieprodukten ist alles ohne tierische Inhaltsstoffe zu finden. Eigenmarken wie Rewe-Bio, Rewe Beste Wahl und Vivess machen etwa 20 Prozent des Angebotes aus. Regionale Klassiker direkt aus Berlin wie die Bowls von Goodbank, Cornflakes von Wholey oder Bio-Chips von Heimatgut werden hier durch veganen Eierlikör der Berliner Spirituosenfabrik Mampe ergänzt.
Geleitet wird der 212 Quadratmeter große Markt vom gebürtigen Berliner Denis Henkelmann, der bereits viel Erfahrung in einem anderen Rewe-Markt in der Nachbarschaft sammeln konnte. Seine zwölf Mitarbeiter wurden speziell für das besondere Sortiment geschult. Der Supermarkt befinde sich in unmittelbarer Nähe zur S-Bahn, einem riesigen Wohngebiet und Büros. Daher setze man gezielt auf ein großes Angebot an Backwaren, meint Henkelmann. Mehr als 40 Produkte inklusive veganer Franzbrötchen oder Laubenbagel umfasst das Angebot.
Auf herkömmliche Kassen hat man in dem modernen Markt mit dem ersten grünen Rewe-Logo ganz verzichtet. Scannen und bezahlen kann der Kunde seinen Einkauf an einer der drei Self-Check-out-Kassen. Oder er kann die Produkte per Scan & Go schon beim Gang entlang der Regale mit dem Handscanner oder dem Smartphone erfassen, in den Einkaufswagen legen und später bezahlen.
„Hier haben junge Unternehmen mit
neuen Ideen die Chance, einen der
begehrten Plätze im Supermarktregal
zu bekommen.“
Spannendes Labor für die Rewe
Peter Maly, Vorstandsmitglied der Rewe, der den Markt gemeinsam mit Berlins Senatorin für Wirtschaft, Franziska Giffey, einweihte, betrachtet diesen als Test und verspricht sich in erster Linie Lerneffekte für die klassischen Supermärkte. Das vegane Sortiment sei in den Rewe-Supermärkten in den vergangenen Jahren stark gewachsen, umfasse bis zu 1.400 Artikel. Damit gebe es im neuen rein pflanzlichen Supermarkt fast doppelt so viele vegane Produkte wie im üblichen Rewe- Sortiment. Als besonders beliebte Produkte hätten sich bisher Milchalternativen sowie frische Convenience-Produkte herausgestellt, weiß Maly. Am Standort in Berlin-Friedrichshain habe Rewe nun die Chance, noch mehr neuen Produkten und Marken den Weg ins Supermarktregal zu ebnen. Stefan Hörnig, Vorsitzender der Geschäftsleitung Rewe Ost, betont: „Hier haben junge Unternehmen mit neuen Ideen die Chance, einen der begehrten Plätze im Supermarktregal zu bekommen.“
Erst letzten Herbst hatte eine Umfrage der GfK im Auftrag der Rewe gezeigt, dass pflanzliche Produkte längst im Alltag der meisten Verbraucher angekommen sind und dass die Beliebtheit der pflanzlichen Alternativen seit 2015 stetig zunimmt. Über die Hälfte der Befragten hatte angegeben, bereits vegane Alternativen gekauft zu haben. Jeder vierte Befragte gab an, dass er mehrmals in der Woche tierische durch pflanzliche Produkte ersetzen würde. Die Hälfte gab an, es gehe darum, mal was Neues auszuprobieren.