Neumarkter Lammsbräu Richtig rechnen

Wie können Klimaschutz-Maßnahmen in der Landwirtschaft monetarisiert werden? An Antworten arbeitet Johannes Ehrnsperger (Foto), Chef von Neumarkter Lammsbräu.

Freitag, 23. September 2022 - Management
Bettina Röttig

Bio-Pionier Neumarkter Lammsbräu hat sich im Rahmen seiner Klimastrategie 2.0 der Initiative Science Based Targets angeschlossen und sich ehrgeizige Ziele gesetzt: „Wir möchten bis 2030 die absoluten Treibhausgasemissionen in unserem direkten Einflussbereich – Scope 1 und 2 – um 42 Prozent reduzieren“, erklärt Geschäftsführer Johannes Ehrnsperger. Zudem verpflichte sich Lammsbräu dazu, die Emissionen entlang seines Wertschöpfungsnetzwerks (Scope 3) zu messen und zu reduzieren. Neben der Investition in ressourcensparende Technik am eigenen Standort – unter anderem in die Modernisierung der Bio-Mälzerei mit Wärmeeinsparungen von 20 Prozent sowie die Errichtung von Fotovoltaik- und Solarthermie-Anlagen – liegt der Fokus des Geschäftsführers auf den Lieferanten der Braurohstoffe. „Bio-Landwirtschaft ist der wesentliche Hebel für mehr Umwelt- und Klimaschutz“, meint er. Nicht alle Leistungen würden jedoch monetär honoriert – weder vom Markt noch über Förderungen. Hierfür will er Lösungen finden.

So unterstützt das Unternehmen den Wissensaufbau bei den Vertragslandwirten rund um gute Bodenpraktiken und Maßnahmen zum Humusaufbau. Humus gelte als bedeutende Kohlenstoff-Senke, er ermögliche zudem eine Verbesserung der Wasserbindung und -reinigung sowie höhere Erträge, führt Ehrnsperger aus. In Pilotprojekten ermitteln Landwirte mithilfe von Bodenproben, ob sie den Humusgehalt in ihren Böden gesteigert haben. „Wir zahlen 45 Euro pro Tonne CO2, das durch die Maßnahmen gebunden wird. Nach bisherigen Schätzungen können bis zu 2,5 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr durch Humusaufbau gebunden werden“, so Ehrnsperger.

Projekt zu wahren Kosten
Über ein Pilotprojekt mit Regionalwert Leistungen und 16 Landwirten der regionalen Erzeugergemeinschaft EZÖB ist das Unternehmen erste Schritte gegangen, um Beiträge der Bio-Bauern insgesamt für die Gesellschaft sichtbar zu machen und eine Grundlage für eine noch gerechtere Entlohnung zu schaffen. Dabei gehe es beispielsweise darum, einzubeziehen, dass in der Bio-Landwirtschaft Nitrateintrag in das Grundwasser verhindert werde, so Ehrnsperger. Erstes Ergebnis: Rund 53.200 Euro an Mehrwert erbringt ein durchschnittlicher Bio-Landwirtschaftsbetrieb der EZÖB pro Jahr für Umwelt und Gemeinwohl durch sein nachhaltiges Wirtschaften. Zusätzlich zu den von ihm erzeugten Lebensmitteln.

„Wir möchten mit dem Projekt beweisen, dass der True-Cost-Ansatz, die Einpreisung von externalisierten Kosten sowie Nutzen der landwirtschaftlichen Praktiken, zumindest schon in Teilen umsetzbar ist“, erklärt Ehrnsperger. Die Einbeziehung der wahren Kosten wird Preissteigerungen zur Folge haben, ist er sich bewusst. „Aufpreise werden wir zum Teil weitergeben müssen, aber auch transparent die Hintergründe erklären und in Bewusstseinsbildung investieren. Wir werden dann sehen, wie ernsthaft der Handel Hashtags wie #umdenkbar meint.“ Die Politik müsse Rahmenbedingungen festlegen, um Verbraucher an anderer Stelle zu entlasten, meint Johannes Ehrnsperger.