Verbrauchervertrauen Besserer Durchblick durch mehr Transparenz - SGS, Freiberger Lebensmittel, Frosta, Nestlé, Apetito

Neue ’Lebensmittel-Skandale’ perforieren die Vertrauensbasis. Es gilt leider nicht das Verursacher-Prinzip. Somit ist die gesamte Branche gefordert.

Montag, 11. März 2013 - Management
Dieter Druck
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Heutige Supply-Chain-Systeme basieren auf dem Konzept, dass die Informationen über die Produkte gleichzeitig mit den Warenlieferungen von Station zu Station an den nachfolgenden Supply-Chain-Partner weitergereicht werden. Der neue Ansatz sieht eine dezentrale Lösung vor. Auf dem Produkt wird nur noch eine individuelle Seriennummer (S-GTIN) angebracht (und nicht die umfassende Produktinformation). Diese ermöglicht über eine „Suchmaschine“ jederzeit Informationen abzurufen. Als Vorteile dieser Neuerung werden u. a die Ablösung von Einzellösungen durch einen generellen Lösungsansatz, verbesserte Sicherung und Kontrolle durch transparente Lieferketten, effizientere Rückrufmöglichkeiten, sowie die Umsetzbarkeit auch für kleine Lieferanten genannt.

Ein Drittel der Bundesbürger will künftig keine fleischhaltigen Fertiggerichte mehr kaufen.

Einer der ersten Hersteller der im Zusammenhang mit Pferdefleisch im Hack in den Medien auftauchte war Schuhbecks Geniesser Service (SGS). Das in Laage ansässige Unternehmen verweist auf sein gut funktionierendes Qualitätssicherungssystem. „Wir haben sofort auf erste Hinweise auf mögliche Falschetikettierungen in England und Frankreich reagiert und unser gesamtes Rindfleischprogramm untersucht. Somit hatten wir sehr schnell Analyseergebnisse und haben gehandelt“, sagt Sprecher Sven Hamann. Weiterhin werde jetzt jede Rindfleisch-Zukaufware vor der Verarbeitung einer DNA-Probe unterzogen. Der Anteil des zugekauften Rindfleisches soll gleichzeitig reduziert und verstärkt frische Rindfleisch-Rohware aus der Region bezogen werden, die in der eigenen Hausmetzgerei vorbereitet wird.

Bei Freiberger Lebensmittel stellt man generell einen Absatzrückgang bei tiefgefrorenen Nudelgerichten fest, während die Nachfrage nach Pastagerichten, die Hackfleisch enthalten, nahezu stagniert. „Wir werden künftig noch mehr auf Transparenz und Offenheit setzen, auch in der Zusammenarbeit mit den Medien, um das Vertrauen der Konsumenten in industriell hergestellte Lebensmittel zu verbessern“, sagt Geschäftsführer Helmut Morent. Der Pferdefleischskandal habe seine Ursache nicht in unzureichenden Sicherheitsmechanismen, sondern sei verursacht von Einzeltätern, die mit viel krimineller Energie tätig waren. Vor Kriminalität würden leider auch keine Zertifikate schützen . Und: „Wir sehen die Verantwortung weniger bei den Politikern als bei Herstellern und Handel. An unsere Partner im Handel appellieren wir, noch mehr auf Qualität zu setzen und die gegenwärtige Preispolitik zu überdenken.“

„Die Marke Frosta ist von den aktuellen Lebensmittelskandalen nicht betroffen. Wir kennen alle unsere Lieferanten, kaufen immer direkt beim Produzenten und haben transparente Lieferwege. Die Ex-Factory-Verkäufe unserer Marke sind auf unverändert gutem Niveau“, sagt Marketingleiter Torsten Matthias. Dies mag Zeichen dafür sein, dass allgemein in Zeiten der Verunsicherung die Verbraucher stärker zu Markenprodukten greifen. Grundsätzlich sieht man in Bremerhaven aber die Notwendigkeit von mehr Transparenz. „Wir finden, dass der Verbraucher wie bei frischem Obst und Gemüse auch bei verpackten Lebensmitteln das Recht hat, zu erfahren, woher seine Lebensmittel kommen“, sagt Matthias. Frosta arbeite deshalb bereits seit dem Sommer 2012 an einem Tracking-Konzept, das dem Verbraucher maximale Transparenz bieten soll. Im April wird der „Zutatentracker“ starten. Der Verbraucher gibt auf zutatentracker.de den Tracking-Code der Packung ein und erhält per Mausklick detaillierte Informationen über Herstellung und Herkunft jeder einzelnen Zutat des jeweiligen Produkts. Smartphone-User scannen einfach den QR-Code von der Verpackung und erhalten so direkt am PoS die Informationen.

Ein ganzheitliches Qualitätsverständnis ist Ansatz bei Nestlé. Der fußt auf den vier Dimensionen Sicherheit und Geschmack sowie Gesundheit und Ökologie/Soziales. Das Programm bündelt eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen zu den jeweiligen Qualitätsdimensionen – von der Auditierung der Lieferanten nach Sicherheits-, Umwelt- und Sozialstandards über die nutritionelle Überarbeitung von Rezepturen (z.B. Zuckerreduzierung) bis hin zur Umstellung von Lieferketten. Darüber hinaus ist Nestlé bestrebt, die Verbraucher umfassender und besser über die Produkte zu informieren, u.a. durch Einführung von QR-Codes, die Hintergrundinformationen zu den Produkten liefern. Such der direkte Kundenkontakt wird gesucht per Telefon, Mail und Social-Media-Plattformen, wie Facebook, Nestlé Ernährungsstudio und Nestlé Marktplatz.

Fertiggerichte-Hersteller Apetito verweist u.a auf den Rohwarenbezug aus geprüften Betrieben. „Durch den direkten, regelmäßigen Kontakt zu Lieferanten und Erzeugern sowie unser lückenloses Chargenrückverfolgungssystem gewährleisten wir ein hohes Maß an Sicherheit“, konstatiert Susanne Ponick, Marketingleiterin Apetito Retail. Und wegen der aktuellen Ereignisse stehe man in noch engerem Kontakt als sonst. „Zudem schafft eine klare Deklaration der Zutaten eine Transparenz für die Verbraucher, die aber auch aufgrund des vielfältigen Angebotes die Möglichkeit haben, alternative Produkte auszuwählen. Deshalb sollte der Handel aus unserer Sicht einen klaren Fokus auf Qualitäts- und Markenprodukte legen und diese hervorgehoben platzieren. Marken sind unter solchen Umständen Bezugspunkte für einen verunsicherten Verbraucher.

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Bild öffnen Verbrauchervertrauen: Mehr Durchblick durch mehr Transparenz. (Bildquelle: iStockphoto)
Bild öffnen „Der Handel sollte einen klaren Fokus auf Qualitäts- und Marken-produkte legen und die hervorgehoben platzieren.“ Susanne Ponick, Marketingleiterin Apetito Retail
Bild öffnen „Mit dem ’Zutatentracker’ gehen wir weit über das hinaus, was Verbraucher-verbände fordern und Politiker diskutieren.“ Torsten Matthias, Leiter Marketing Frosta
Bild öffnen „Wir appellieren an unsere Handelspartner, noch mehr auf Qualität zu setzen und die gegenwärtige Preispolitik zu überdenken.“ Helmut Morent, Geschäftsführer Freiberger Lebensmittel
Bild öffnen Skandale 1985, 1987 (Bildquellen: Shutterstock, iStockphoto)
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