Handelsbefragung Trend 2010 Verhalten optimistisch - Seite 3

Noch scheint die Krise nicht ganz überwunden, noch rechnen die Branchenführer mit weiterem Kostendruck. Aber fürs eigene Unternehmen sieht es nicht schlecht aus.

Donnerstag, 09. September 2010 - Management
Markus Oess

Stefan Feuerstein, Delegierter des Verwaltungsrates der Markant AG, zu den Perspektiven für 2010:
Wir müssen Wege finden, die Abwärtsspirale in punkto Wertschöpfung aufzuhalten – vor allem bei Preiseinstiegs-Produkten. Zwölf Preissenkungsrunden allein im vergangenen Jahr sollten uns allen im Handel zu denken geben. Die wohl größte Herausforderung ist es, diese von den Discountern getriebene und auf die gesamte Branche übergreifende Wertevernichtung mit intelligenten Strategien auszuhebeln – mit Strategien, die einerseits die Preisakzeptanz und andererseits die Leistungsüberlegenheit der Vollsortimenter noch erlebbarer als bislang machen.
Die Vorzeichen für uns sind erfreulich positiv. Die Kraft und Zuversicht unserer Mitglieder zeigen sich in umfassenden Investitionsprogrammen für Prozessmanagement, für Standort-Erneuerungen, für Expansion und für Internationalisierung. Diese unternehmerischen Investitionen verbunden mit unserer klaren Positionierung als modernes Einkaufskontor mit einem hocheffizienten, leistungsstarken Dienstleistungssystem lassen uns mit großer Zuversicht das Jahr 2010 angehen.

Feuerstein zu Kostendruck, Eigenmarken und Regionalität:
Wir müssen – wie oben schon gesagt – intelligente Strategien finden, die die Preisakzeptanz und Leistungsüberlegenheit der Vollsortimenter noch erlebbarer als bislang machen. Dieser Herausforderung stellen wir uns in unserer Gruppe.
Eigenmarken sind passende Antworten, aber sie sind nicht ausreichend. Eigenmarken und Regionalisierung sind Strategieelemente, eingebettet in die jeweilige Unternehmenskonzeption, die viele zusätzliche Positionierungselemente beinhalten.

Feuerstein zum Thema Nachhaltigkeit:
Nachhaltigkeit lässt sich nicht an Projekten festmachen. Nachhaltiges Handeln beginnt im Kopf und ist langfristig angelegt. Exakt diese Kultur leben und fördern wir seit mehr als fünf Jahrzehnten in unserer Gruppe – entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses. Der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen und das faire partnerschaftliche Miteinander mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern und deren Förderung sind Bestandteil unseres unternehmerischen Selbstverständnisses. Dazu benötigen wir keine speziellen Nachhaltigkeitsprojekte.
Feuerstein an die Adresse der Bundesregierung: Jeden Tag ein Gesetz weniger. Stefan Feuerstein, Markant

Harald Rissel, Sprecher der Geschäftsführung Edeka Südwest, zu den Perspektiven für 2010:
Der LEH wird sicher auch in diesem Jahr die Folgen der Wirtschaftskrise weiter spüren. Die Kaufkraft der Verbraucher ist zurückgegangen, dies wird die Branche insgesamt weiter in Atem halten. Dazu kommt, dass sich 2010 aller Voraussicht nach die Preise für Lebensmittel wie schon in diesem Jahr rückläufig entwickeln werden. Schon jetzt haben wir eine verstärkte Nachfrage nach preiswerten Handelsmarken, die auch im neuen Jahr anhalten wird. Mit dem bisherigen Geschäftsverlauf sind wir insgesamt ganz zufrieden. Wenn jetzt auch das Weihnachtsgeschäft so läuft wie geplant, dann erreichen wir ein ganz passables Ergebnis. Für uns ist das die Bestätigung dafür, dass die eingeschlagene Richtung erfolgreich ist. An unserer Strategie halten wir deshalb fest. Wir haben ein breites und tiefes Sortiment aus bekannten und bewährten Markenartikeln, Handelsmarken und Discountartikeln. Aber auch was unsere gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter betrifft, sind wir sehr gut positioniert. Die Personalentwicklung werden wir weiter forcieren. Alles in allem gehen wir davon aus, dass wir unsere Expansion im Absatzgebiet im neuen Jahr mit hoher Schlagzahl fortsetzen können.

Rissel zu Kostendruck, Eigenmarken und Regionalität:
Es wird zu einer weiteren Konsolidierung des Marktes kommen. Für den Kunden hat der verstärkte Wettbewerb und Preiskampf einen positiven Nebeneffekt: Viele Produkte werden preislich auf niedrigem Niveau bleiben oder noch sinken. Für uns ist das schwer nachvollziehbar, weil wir eher den Wert der Lebensmittel im Fokus haben. Unsere Eigenmarken und besonders unsere regionale Marke „Unsere Heimat – echt & gut“ entwickeln sich sehr gut. Damit können wir den Kunden Produkte anbieten, die sowohl mit ihrer Qualität als auch preislich überzeugen und zudem aus der Region stammen. Unsere Kunden sind an Umwelt- und Klimaschutzaspekten beim Einkaufen interessiert, hier können wir insgesamt mit einer großen Auswahl an regionalen Produkten und beispielsweise mit Getränken in Mehrweggebinden punkten.

Rissel an die Adresse der Bundesregierung:
Die Politik sollte den ordnungspolitischen Rahmen für Unternehmen sicherstellen. Alle Bestrebungen, die Steuerlast für Bürger oder Unternehmen zu erhöhen, sind der wirtschaftlichen Entwicklung eher abträglich. Dagegen sind alle Maßnahmen, die die Kaufkraft erhöhen und die Planbarkeit für den Bürger verbessern, das heißt Sicherheit vermitteln, zu befürworten. Harald Rissel Edeka Südwest