Albert Stegemann Kritik an Marktmacht

Albert Stegemann (Foto), ernährungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag, ist von Haus aus Landwirt. Er kritisiert den Lebensmittelhandel und hält die UTP-Richtlinie für einen „Warnschuss“ zur rechten Zeit.

Freitag, 25. Februar 2022 - Management
Andrea Kurtz
Artikelbild Kritik an Marktmacht
Bildquelle: Tobias Koch

Albert Stegemann (CDU) führt einen Milchviehbetrieb mit 650 Tieren und weiß daher, wovon er spricht, wenn es um die aktuellen Themen auf der politischen Agenda in Deutschland geht. Die Preisdiskussion sei entscheidend, doch beim fairen Preis, der letztlich dem Bauern bezahlt würde, komme es vor allem auf eines an: auf die Augenhöhe zwischen allen Partnern in der gesamten Lieferkette und ein Bewusstsein für die jeweiligen wirtschaftlichen Bedingungen.

Eng damit zusammen hänge der Umbau der Tierhaltung, doch dieser könne erst erfolgen, wenn die landwirtschaftlichen Betriebe auch wettbewerbsfähig sind und Planungssicherheit haben. Energie- und Arbeitskosten seien enorm gestiegen, die Bürokratie wachse an. Speziell für die Landwirtschaft kämen noch veränderte Auflagen hinzu, die die tägliche Arbeit nicht nur erschwerten, sondern auch enorm verteuerten. „Über diese Basis-Fakten redet niemand“, bedauert der Fraktionssprecher. „Wenn diese nicht in der Preisdiskussion berücksichtigt werden, brauchen wir über einen Umbau der Landwirtschaft gar nicht zu reden.“

Aufgabe: Das Image der Landwirtschaft verbessern
Stegemanns Idee für mehr Aufmerksamkeit für die Rolle der Landwirte und die hohe Qualität ihrer Produkte ist: „Lasst uns eine Art CMA 2.0 gründen.“ Die Lebensmittelverbände würden schon versuchen, am Image zu feilen, aber das reiche nicht. „Mir geht es darum, die Gräben zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu schließen“, sagt er. „Dazu braucht es Aufklärung.“ Eine solche Agrarmarketing-Agentur soll auch wirklich realistisch, nicht nostalgisch mit Wohlfühlthemen oder naiven Bildern operieren, sondern zeigen, wie es tatsächlich vor Ort auf den Höfen zugeht. Die Marktmacht des Handels, besser gesagt, die Macht der großen fünf Player, sieht Stegemann nach wie vor kritisch. Doch die UTP-Richtlinie, die im vergangenen Jahr noch von der unionsgeführten Bundesregierung in deutsches Recht umgesetzt wurde, sei der richtige „Warnschuss aus der Politik“. Sie sei ein gutes Instrument im „Sinne des ehrbaren Kaufmanns“, um das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu regulieren. „Trotzdem: Ich wünsche mir mehr Verantwortung des Lebensmittelhandels“, betont Stegemann. Die aktuelle Entwicklung bei den Milchpreisen zeuge von fehlendem Verantwortungsbewusstsein des LEH; dieser sorge so eher dafür, dass die Milchproduktion ins Ausland abwandere.

Die Forderung: ein Gesetzliches Label für Tierhaltung
Beim Umbau der Tierhaltung sei der Handel mit seinen eigenen Standards zwar auf dem richtigen Weg, aber diese seien in erster Linie eine wichtige Information für den Verbraucher. Ein staatliches Label könnten diese nicht ersetzen.