Warenverkaufskunde Gin

Gin ist derzeit die Trend-Spirituose schlechthin. Dabei hat der eigenwillige Wacholderschnaps bereits eine Jahrhunderte alte Tradition.

Montag, 05. November 2018 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
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Die Optik der Flasche spielt beim Gin-Marketing eine große Rolle.
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Händlers Liebling

Das Interesse ist groß, die Marge stimmt. Trotz überschaubaren Marktanteils zählt Gin zu den Spirituosen, die dem Handel richtig Spaß machen können. Beratung ist aber das A und O. Diese Warenkunde hilft dabei.

„Geschüttelt, nicht gerührt“ – Diese Anweisung für die Zubereitung eines Martinis zählt zu den bekanntesten Zitaten der Filmgeschichte. Zum ersten Mal wird der britische Geheimagent James Bond in dem Buch „Casino Royale“ von Ian Fleming mit diesem Spruch zitiert. Auch in der Neuverfilmung von 2006 spielt der Cocktail eine Rolle. Sein wichtigster Bestandteil: Gin, ein Wachholderschnaps, der wie kaum eine zweite Spirituose derzeit ein großes Comeback feiert.

Der Ursprung des Gins reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit wurde im heutigen Holland und Belgien Genever (franz. „genévrier“ für Wacholder) gebrannt, der Vorläufer des heutigen Gins. Vor allem die Städte Schiedam und Hasselt (Belgien) sind bekannt für die Herstellung von Genever. Für dessen Erzeugung werden verschiedene Getreide wie Gerste, Roggen und Mais verwendet, aus denen unter Zusatz von Darrmalz (karamellisiertes Malz) eine Maische hergestellt wird. Diese wird vergoren und in drei aufeinanderfolgenden Brennvorgängen destilliert. Die Aromatisierung mit Wacholder und anderen Zutaten wie Anis, Koriander, Ingwer, Süßholz und Kümmel erfolgt im zweiten Brennvorgang. In Holland wird die dreimalig destillierte Getreide-Maische „Moutwijn“ genannt. Dies heißt übersetzt „Malzwein“, was eine irreführende Bezeichnung ist, denn mit Wein aus Trauben hat der Getreidebrand nichts zu tun. Entsprechend des Anteils von Moutwijn im fertigen Produkt unterscheidet man zwischen jonge (jungem) und oude (altem) Genever. Diese Zusätze beziehen sich also nicht auf die Dauer der Lagerung, sondern auf verschiedene Herstellungsmethoden. Jonge Genever, der sich nach dem zweiten Weltkrieg durchsetzte, ist weniger süß mit einem Anteil von bis zu 15 Prozent Malzwein und maximal 10 Gramm Zucker je Liter. Der oude Genever hingegen hat bis zu 29 Gramm Zucker und ein Minimum von 15 Prozent Malzwein. Eine alte Spezialität ist auch der Kornwein („Corenwijn“) mit bis zu 70 Prozent Malzanteil.

Insgesamt bestimmen beim Genever vier Faktoren den Geschmack: Der Anteil von Malzwein im Getreidebrand, Auswahl der Kräuter, Art der Destillation und Dauer der Lagerung. Einen hochwertigen Genever kann man an seiner Farbe erkennen, die auf eine langjährige Lagerung in Eichenfässern schließen lässt.

Es war schließlich der niederländische Adelsmann Wilhelm von Oranien , der den Genever nach England gebracht hat, als er dort als neuer König den Thron bestieg. Auf der Insel angekommen, begann der Wachholderschnaps ein Eigenleben und wurde fortan unter dem Namen Gin hergestellt. Ein Teil ihres Erfolges hatte die Spirituose auch dem Umstand zu verdanken, dass der neue König die Produktion von Gin steuerfrei stellte und gleichzeitig den Import französischer Erzeugnisse mit hohen Steuern belegte. Besonders die europäischen Seefahrer , bei denen der Schnaps sehr beliebt war, haben schließlich zu seiner weltweiten Bekanntheit beigetragen. Die genaue Herstellung gerade im Bezug auf die Zutaten ist heute nicht exakt geregelt und macht den Gin sehr vielfältig. Nur zwei Beispiele: Eine junge Hamburger Destillerie setzt neben den Klassikern Rosmarin und Zimt auch auf Zitronen, die in den Gärten der Westalgarve in Portugal wachsen. Ein bayerischer Hersteller verwendet 15 traditionelle bayerische Kräuter und Wurzeln wie Melisse, Angelikawurzel, Arnika, aber auch Bärwurz und Enzian. Solche Zutaten werden aber in der Regel nur dosiert beigegeben, damit der typische Wacholder-Geschmack nicht verloren geht. Die Aromatisierung erfolgt, wie beim Genever, während der Destillation. Entweder werden die Alkoholdämpfe über die Gewürze geleitet, damit sie die Aromen aufnehmen oder die Gewürze werden in die Maische gemischt und mit dieser destilliert (Mazeration).

Gin wird im Gegensatz zum Genever nicht in Fässern gelagert und ist klar. Zur Harmonisierung kann er jedoch noch eine Zeit in Glas, Edelstahl oder Steingut aufbewahrt werden. In der EU muss der Schnaps einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent haben, wobei stärkerer Gin gemeinhin auch als qualitativ hochwertiger angesehen wird. Die Messlatte ist von der Europäischen Union bis 47 Volumenprozent angesetzt. Besonders britische Ginsorten weisen einen hohen Alkoholgehalt auf und gelten im Geschmack rund und weich. Laut Verordnung darf ein Gin auch auf Basis von Ethanol (Äthylalkohol) hergestellt und mit Aromastoffen versetzt werden. Diese Gin-Sorten sind nicht klar, sondern nehmen die Farbe der Zusätze an.

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