Warenverkaufskunde Kaugummi

Dass Kaugummi nicht nur den Atem erfrischt, zeigt die Sortimentsvielfalt an der Kasse und im Regal. Hier machen vor allem zuckerfreie Produkte das Rennen. Erfahren Sie wie Kaugummi hergestellt und platziert wird und worauf Verbraucher beim Umgang mit dieser Süßware achten sollten.

Freitag, 18. Januar 2019 - Warenkunden
Hedda Thielking
Artikelbild Kaugummi
Wie ein Brotteig wird die Kaumasse zwischen zwei großen Walzenpaaren zu einem dünnen Kaugummiband geformt.
Bildquelle: Getty Images
Vielseitiges Kauvergnügen

Die Herstellung von Kaugummi ist eine Wissenschaft für sich. Schließlich soll er nicht nur gut kaubar und elastisch sein, sondern auch gut schmecken.

Auf etwas Gummiartigem zu kauen, hat die Menschen schon immer begeistert. Bereits in der Antike (etwa 800 v. Chr. bis 200 v. Chr.) nahmen die Menschen dazu eingedicktes Harz und Latex. Auch die alten Griechen kauten Mastixkaugummi, das aus Harz des buschähnlichen Mastixbaums bestand. Der „moderne“ Kaugummi in unserem heutigen Sprachgebrauch wurde um 1860 in Zentralamerika erfunden: das Chiclegummi. Als Rohstoff diente das „Chicle“, das ist der getrocknete Latexsaft des mittelamerikanischen Sapotillbaums. Chicle überzeugte durch seine weiche, angenehme Konsistenz.

immer mehr etabliert. Doch warum sind Kaugummi so beliebt? Die Verbraucher wollen damit ihren Atem erfrischen, sie möchten sich damit belohnen beziehungsweise etwas Gutes tun und haben einfach Spaß am Kauen. In den vergangenen Jahren spielt die ergänzende Zahnpflege durch Kaugummi eine immer größere Rolle. Des Weiteren kann das Kauen beim Druckausgleich im Ohr, bei der Raucherentwöhnung, beim Abnehmen sowie bei Sodbrennen und Mundtrockenheit helfen. So sprechen die Hersteller mit ihren unterschiedlichen Produkt- und Verpackungskonzepten nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene an. Trotzdem nimmt der Kaugummikonsum mitzunehmendem Alter ab. Verzehren etwa drei Viertel der 10- bis 14-Jährigen mindestens einmal pro Woche Kaugummi, sind es von den 40– bis 44-Jährigen weniger als die Hälfte.

Zutaten für Kaugummi
Kaugummi besteht – je nach Rezeptur – zu etwa 25 bis 35 Prozent aus Kaumasse. Sie bildet die Grundlage für die Herstellung. Wichtige Bestandteile dieser Kaumasse sind sogenannte lebensmittelechte Polymere. Das sind synthetisch hergestellte Kunststoffverbindungen, die dem Kaugummi seine elasti-schen oder „kaubaren“ Eigenschaften verleihen. Zudem sind sie wichtiger Träger für Süße und Geschmack und bieten funktionelle Vorteile, etwa für die Zahnpflege. Lebensmittelechte Polymere sind essbar und von international sowie national zuständigen Aufsichtsbehörden, einschließlich derjenigen in den USA, Europa und Asien, zugelassen. Woraus die Kaumasse genau besteht, ist anhand der Zutatenliste auf der Verpackung allerdings nicht zu erkennen, da hier nur „Kaumasse” als Zutat angegeben werden muss.

Für den richtigen Geschmack und ein angenehmes Kauerlebnis verwendet man für die Herstellung von klassischen Kaugummi ausschließlich Zucker aus Zuckerrohr und Zuckerrüben sowie Glukosesirup. Zuckerfreie Varianten enthalten anstelle von Zucker Süßstoffe und/oder Zuckeraustauschstoffe.

Glycerin hält den Kaugummi elastisch. Weitere Zutaten pflanzlichen Ursprungs wie Wachse und Harze erleichtern das Vermischen der Zutaten und halten den Kaugummi weich und elastisch. Hinzu kommen je nach Rezeptur Füllstoffe wie Calciumkarbonat, Silikate oder Zellulose. Für eine gute Aufblasbarkeit wird das Verhältnis von Gummi zu Wachs verändert. Varianten mit farbigem Überzug enthalten zudem Farbstoffe.

Wichtig sind außerdem die geschmacksgebenden Zutaten. Für die eher fruchtigen Geschmacksrichtungen sorgen Fruchtaromen. Die beliebteste Geschmacksrichtung von Kaugummi ist jedoch Minze. Um das feine Minzaroma zu bewahren, muss man die Pflanze sorgfältig behandeln. Nach der Ernte wird sie einem Destillierverfahren unterzogen. Dabei wird das Minzöl gewonnen, das zur Herstellung des Kaugummi erforderlich ist.

Kaugummi gibt es in etlichen Darreichungsformen

Der Streifen ist die klassische traditionelle Form. Dafür wird das Kaugummiband in die entsprechenden Streifen oder Stücke geschnitten.Mini-Streifen sind kleiner und schmaler als die klassischen Streifen.Dragees, Pellets und Kugeln sind zusätzlich mit einer festen aromatisierten Glasur überzogen. Sie bieten extra viel „Biss“.Stücke (Bubble Gum) sind besonders elastisch. Sie wurden entwickelt, um große, klebefreie Blasen zu machen. Tape ist eine Art Kaugummirolle. Hier kann der Verbraucher die Menge Kaugummiband abteilen, die er möchte.

Kaugummi herstellen
Die Kaugummi-Produktion beginnt mit dem Schmelzen der Kaumasse. Sie wird in einer großen Knetmaschine langsam mit Zucker oder Zuckeraustauschstoffen und anderen Zutaten vermengt. Danach ähnelt die Kaumasse einem Brotteig. Zwischen großen Walzenpaaren wird sie allmählich zu einem dünnen, gleichförmigen Kaugummiband geformt. Gleichzeitig wird das Band mit Puderzucker oder einem Zuckeraustauschstoff bestäubt, damit die Kaugummi beim Zuschnitt und Verpacken nicht zusammenkleben. Diese Süßware gibt es in unterschiedlichen Formaten. Für die endgültige Form wird der Kaugummi in Streifen oder Ministreifen geschnitten. Für Dragees, Pellets und Kugeln wird er in Stücke geschnitten, geformt und mit einer aromatisierten Schicht überzogen. Sie verleiht dem Kaugummi eine knusprige Umhüllung. Zum Schluss werden die Streifen, Dragees oder Kugeln in Singlepacks und/oder Dosen verpackt. Während des gesamten Herstellungsprozesses finden laufend Qualitätsprüfungen statt.

Tipps für den Handel
Kaugummi ist ein klassischer Impulsartikel. Mehr als jeder zweite Kaugummikunde kauft dieses Produkt spontan. Deshalb gehören diese Süßwaren immer an die Kasse. Hier empfiehlt sich ein einheitliches Bild an allen Kassen. Denn: Die Mehrzahl der Shopper wählt die Kasse nach der kürzesten Schlange aus. Finden sie hier nicht ihr gewünschtes Produkt, wird kein Kaufimpuls ausgelöst und nur in sehr wenigen Fällen die Kasse gewechselt. Daher ist es wichtig, jede Kasse gleich zu gestalten und Wechselplatzierungen zu vermeiden. Horizontale Markenblöcke sorgen dabei für eine gute Übersicht. An der Kasse haben Einzelpackungen Vorrang, Multipacks gehören ins Regal. Hier stöbern Kunden gerne, um sich für die ganze Familie einen Vorrat anzulegen. Zahnpflegekaugummi können zusätzlich neben Zahnpasta & Co. platziert werden. Für alle Platzierungen gilt: Die Produkte sollten gut sichtbar sein und einen einfachen Zugriff ermöglichen, was beispielsweise durch geneigte Regalsysteme gewährleistet wird.

Schließlich sollte die Ware immer verfügbar sein. Out-of-Stocks, also Lücken in der Platzierung, führen zu Umsatzeinbußen. Promotions, aufmerksamkeitsstarke Displays am PoS, Sampling Aktionen und Social-Media- Aktivierungen können die Käuferreichweite zusätzlich erhöhen.

Zahnpflege to go

Das Kauen von zuckerfreien Kaugummi ist ein fester Bestandteil der Zahnprophylaxe. Welche Gründe sprechen dafür?

Heute sind rund 90 Prozent aller in Deutschland angebotenen Kaugummi zuckerfrei. Bei diesen Produkten ersetzen Zuckeraustauschstoffe (etwa Xylit, Sorbit) sowie Süßstoffe (Aspartam, Acesulfam oder Stevia) den Zucker und Glukosesirup.

Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe haben den Vorteil, dass sie – anders als Zucker und zuckerhaltige Zutaten – keine Karies verursachen. Zuckeraustauschstoffe sind zudem kalorienärmer als Zucker, Süßstoffe liefern keine Kalorien. Im Zutatenverzeichnis erkennt man sie an der Bezeichnung „Süßungsmittel“ plus der Angabe des jeweiligen Zuckeraustausch- beziehungsweise Süßstoffs. Viele zuckerfreie Kaugummi enthalten zudem farbige Mikrogranulate.

Sie unterstützen die Zahnreinigung und haben eine antibakterielle Wirkung. Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) empfiehlt neben Zähneputzen und zahngesunder Ernährung auch regelmäßig zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Kariesrisiko reduzieren Das regelmäßige Kauen von zuckerfreiem Kaugummi nach dem Essen oder Trinken für mindestens 20 Minuten kann helfen, die Zahndemineralisierung zu verringern. Sie stellt einen Risikofaktor bei der Entstehung von Karies dar.
  • Erosionsrisiko mindern Aggressive Säuren aus Obst, Fruchtsäften oder Sportgetränken können den Zahnschmelz aufweichen. Wenn die Zähne sofort geputzt werden,wird der Zahnschmelz angerieben. Außerdem entstehen durch den Verzehr von kohlenhydrathaltigem Essen und Getränken so genannte Plaquesäuren, die den Plaque-pHWert negativ beeinflussen. Durch Kaugummikauen wird bis zu zehnfach mehr Speichel produziert. Diese Speichelstimulation sorgt dafür, dass die Plaquesäuren schnell neutralisiert werden.
  • Zahnschmelz remineralisieren Der sehr mineralreiche Speichel kann helfen, den Zahnschmelz härter und widerstandsfähiger gegenüber dem Angriff durch Plaquesäure zu machen und die Wiedererhärtung des Zahnschmelzes zu fördern.
  • Mundtrockenheit entgegenwirken Jeder vierte Deutsche klagt über trockenen Mund, was unter anderem durch die Einnahme von Medikamenten hervorgerufen werden kann. Auf Dauer drohen nicht nur schlechter Atem, sondern auch Karies. Regelmäßig Kaugummikauen regt die Speicheldrüsen an und beugt so wirksam vor.
  • Praktische Zahnpflege für die mobile Generation Wer tagsüber viel unterwegs ist, hat meistens keine Zahnbürste bei sich. Nach einem Snack zwischendurch ist zuckerfreier Kaugummi eine praktische Zahnpflege.
  • Von Wissenschaftlern empfohlen Die DGZ hat das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi als eine von sieben Leitlinien/Empfehlungen/ Regeln zur Kariesprophylaxe (bei bleibenden Zähnen) aufgenommen.
Kaugummi im Alltag

Dass man Kaugummi nicht isst, sondern nur kaut, weiß jeder. Trotzdem tauchen immer wieder Fragen im Umgang mit diesen Produkten auf.

Ab welchem Alter können Kinder Kaugummi kauen? Im Allgemeinen sollten sehr kleine Kinder keinen Kaugummi kauen. Dies wird ab einem Alter von etwa sechs Jahren empfohlen. Wichtig ist, dass Kinder ihren Schluckreflex selbst kontrollieren können. Je nach Entwicklungsstand des Kindes sollten die Eltern im Einzelfall selbst entscheiden, ob sie ihrem Kind Kaugummi geben.

Was geschieht, wenn Kaugummi versehentlich verschluckt wird?
Kaugummi ist zum Kauen und nicht zum Hinunterschlucken gedacht. Sollte man ihn dennoch einmal verschlucken, durchläuft die Kaumasse den Verbauungstrakt. Kaugummi besteht aus löslichen und nicht löslichen Verbindungen. Letztere, dazu zählt auch die Kaumasse, kann der Körper nicht verdauen. Dies ist aber nicht weiter schlimm, da der Kaugummi den Verdauungstrakt „auf natürliche Weise“ verlässt. Dies dauert in der Regel nur wenige Tage. Kaugummi sollte man stets trocken, kühl und dunkel lagern, ansonsten kann er seine Originalfrische verlieren beziehungsweise seine Konsistenz verändern. Oftmals passiert dies durch die unsachgemäße Lagerung in der Nähe einer Heizung, Lüftung, bei direkter Sonneneinstrahlung oder Temperatur schwankenden Räumen.

Mit welchem Kaugummi kann man große Blasen machen?
Wer aus Kaugummi richtig große Blasen machen möchte, verwendet am besten einen Bubble Gum. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Kaugummi ist das Verhältnis von Gummi zu Wachs in der Rezeptur etwas verändert. Er ist deshalb besonders elastisch.

Wie kann man Kaugummi aus Kleidung entfernen?
Man legt das Kleidungsstück in einem Gefrierbeutel in den Gefrierschrank bis der Kaugummi gefroren ist. Nun lässt er sich von Hand abziehen. Alternativ klappt es in der Regel auch mit einem Eiswürfel. Den drückt man für ein paar Minuten auf den Kaugummi bis man ihn mit einem stumpfen Gegenstand abziehen kann. Anschließend das Kleidungsstück wie gewohnt waschen.

Wie wird Kaugummi richtig entsorgt?
Kaugummi enthalten lebensmittelechte Polymere (Kunststoffverbindungen). Sie sollten aber nicht wie Einweg- Kunststoffverpackungen entsorgt werden, sondern mit dem Restmüll. Dafür den Kaugummi in Papier wickeln. Man verwendet entweder das Kaugummipapier oder ein anderes Stück Papier.

Wissen Checken

Wer aufmerksam gelesen hat, kann die folgenden Fragen beantworten.

Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken Mars Wrigley Confectionery sowie dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Material.

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Bild öffnen Kaugummikauen regt den Speichelfluss an. Dieser sorgt dafür, dass die Plaquesäuren neutralisiert werden.
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