Chemisches Recycling Von der Vision zur Wirklichkeit

Das chemische Recycling ist umstritten. Doch dem mechanischen Recycling sind Grenzen gesetzt, die auch dem großen Ziel der Kreislaufwirtschaft zusetzen. Südpack investiert in Lösungen.

Dienstag, 28. Mai 2024, 06:10 Uhr
Matthias Mahr
Bildquelle: Südpack

Südpack ist der einzige Hersteller von flexiblen Folien, der einen Zugang zu Kapazitäten für das chemische Recycling hat, betonen die Schwaben. „Wir sind von den Vorteilen dieser Technologie im Vergleich zu anderen Verölungsverfahren überzeugt“, unterstreicht Dirk Hardow, Business Unit Manager Functional Films and Compounds bei Südpack. Seit Anfang des Jahres ist er zudem Geschäftsführer bei Carboliq. Seit Januar nämlich ist Südpack Mehrheitsanteilseigner des Unternehmens, das im chemischen Recycling ein ergänzendes Verfahren zum mechanischen sieht. Rund 1,2 Millionen Tonnen Leichtverpackungen werden im Jahr in Deutschland gesammelt. 0,7 Millionen Tonnen davon werden verbrannt.

Der Einsatz von Materialverbün-den, Additiven, Farbstoffen und die Verunreinigungen der Abfallkunststoffe sowie die unsachgemäße Mülltrennung durch den Konsumenten setzen dem Recycling Grenzen. Über 50 Prozent aller polymeren Abfälle werden aussortiert und verbrannt. Die Gegner des chemischen Recyclings prangern den hohen Energieverbrauch des Verfahrens an. Hardow bekennt: „Im Vergleich zum mechanischen Recycling ist der Energieeinsatz höher. Allerdings ist auch die Nutzung mechanischer Rezyklate technisch beschränkt.“

Beschränkungen aufheben
Für den Carboliq-Prozess werde nur Elektroenergie benötigt. Der Verbrauch liege relativ niedrig, nämlich bei weniger als 5 Mikrojoule pro Kilo Mixed Plastic Waste. Südpack habe Maßnahmen implementiert, um die Umweltverträglichkeit des Verfahrens zu maximieren, betont Hardow im LP-Gespräch. Durch die niedrigen Prozesstemperaturen und den Einsatz von Ökostrom könne der Folienhersteller einen Net-Zero-Prozess erreichen. Das minimiert nach Aussagen des Südpack-Strategen die Umweltauswirkungen und unterstützt das Ziel der Schwaben, ein Zero-Waste-Unternehmen zu werden.

Die finanziellen Aufwendungen für das chemische Recycling betrachtet er als Investition in die Zukunft. Diese Technologie biete eine nachhaltige Lösung für die Verar­bei­tung von Verbundmaterialien, die aktuell nicht anders recycelt werden können. Obwohl das chemische Recycling derzeit kostenintensiver als mechanische Alternativen sei, sieht das Unternehmen langfristig ein er­hebliches wirtschaftliches Potenzial, sobald größere Skaleneffekte realisiert werden könnten.

In Bezug auf die Produktqualität bestätigt Dirk Hardow, dass das durch Carboliq gewonnene Öl die Qualitätsstandards von Neuware erfülle und sogar für die Herstellung von Kunststoffen in der Lebensmittel-, Medizin- und Pharmaindustrie geeignet sei. Die Marktakzeptanz für Produkte aus chemisch recycelten Materialien erhofft der Hersteller von Hightech-Folien durch intensive Kommuni-
kation mit den Kunden sowie durch das Aufzeigen von CO2-Einsparpo­ten­zialen zu erreichen. Diese ergäben sich durch die Vermeidung der Verbrennung von Kunststoffabfällen.

Neue Rahmensetzung muss her
Regulatorische Herausforderungen sieht Südpack in der Anpassung gesetzlicher Rahmen, die das chemische Recycling als stoffliche Verwertung anerkennen und fördern müssten.

Das Unternehmen ist dabei, Kreisläufe mit seinen Kunden zu schließen, und sieht dies als einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer vollstän­digen Kreislaufwirtschaft. „Neben der Entwicklung von recyclingfähigen und ressourcenschonenden Materialien tragen wir dafür Sorge, dass unsere Folien nicht zu Abfall werden, son­dern als Wertstoff über ihren ge­samten Lebenszyklus kreislauffähig bleiben. Um für alle Kunststoffver­packungen geschlossene Stoffkreis­läufe ermöglichen zu können, gehört auch die Etablierung des chemischen Recyclings dazu“, hebt Hardow hervor. Mit der Carboliq-Technologie strebe Südpack nach eigenen Angaben danach, die Kunststoffin­dus­trie nachhaltig zu transfor­­mieren, um eine führende Rolle in der Zukunft der Kreislaufwirtschaft zu spielen.

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