Der Skandal um Eier, die mit dem Insektengift Fipronil verunreinigt sind, stand an diesem Dienstag erstmals auf der Tagesordnung bei einem EU-Ministertreffen. Der für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissar Vytenis AndriukaitisAndriukaitis informierte dabei die Agrarminister über die aktuelle Lage und die jüngsten Entwicklungen.
"Es ist bestätigt, dass alle verdächtigen Betriebe gesperrt wurden und die verunreinigten Eier und Eierprodukte vernichtet werden", erklärte er. Für Verbraucher soll von verunreinigten Eiern keine akute Gesundheitsgefahr ausgehen.
Nach den bisherigen Ermittlungen gelangte das Insektengift Fipronil in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. Ziel war es offensichtlich, kostengünstig und effizient die Rote Vogelmilbe, umgangssprachlich auch Blutlaus genannt, zu bekämpfen.
Von dem Skandal sind mittlerweile mindestens 45 Länder betroffen. Bis Dienstag hatten 26 der 28 EU-Staaten gemeldet, dass bei ihnen mit dem Insektengift verunreinigte Eier oder Eierprodukte aufgetaucht sind. Hinzu kamen Meldungen von 19 Nicht-EU-Staaten. In der Europäischen Union seien bis zuletzt lediglich Litauen und Kroatien nicht betroffen gewesen, bestätigte die zuständige EU-Kommissionssprecherin Anca Paduraru der Nachrichtenagentur dpa. Zu den betroffenen Nicht-EU-Ländern zählten mittlerweile auch die USA, Russland, Südafrika und die Türkei.
Niedersachsens Agrar- und Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Grüne) hat eine „Europol Verbraucherschutz“ gefordert. Die EU müsse wirksamere Kontrollkompetenzen schaffen, um Verbraucher vor kriminellen Betrügern mit giftigen Lebensmitteln zu schützen, appellierte Meyer an die EU-Agrarminister.
Bei der politischen Aufarbeitung des Skandals geht es vor allem um die Frage, ob die Kontrollen und das Krisenmanagement verbessert werden können. In den Niederlanden bekamen Behörden bereits im vergangenen Jahr einen Hinweis darauf, dass Fipronil illegal in Ställen eingesetzt werde. Und selbst nachdem belgische Behörden in Eiern Fipronil nachgewiesen hatten, dauerte es dann noch einmal mehr als zwei Wochen, bis am 20. Juli über das EU-Schnellwarnsystem RASFF auch die anderen Mitgliedstaaten informiert wurden.
Der belgische Landwirtschaftsminister Denis Ducarme wollte bei dem Treffen mit den europäischen Amtskollegen allerdings keine Versäumnisse einräumen. „Es ist dem belgischen System der Selbstkontrolle zu verdanken, dass Fipronil in der Eierwirtschaft entdeckt werden konnte“, sagte er.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt betonte, dass Sanktionen für ihn Nebensache seien. „Mir geht es nicht darum, Schuldige zu finden, mir geht es darum, das System zu verbessern“, sagte er. Konkret könnten zum Beispiel Verbindungsbeamte eingesetzt werden, um den Informationsfluss innerhalb der EU zu verbessern.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch äußerte sich kritisch. „Mit seiner berechtigten, aber einseitigen Forderung nach einem besseren Informationsaustausch in Europa lenkt Herr Schmidt von der eigenen Verantwortung ab“, kommentierte sie. Auch das Warnsystem in Deutschland habe versagt. Es sei ineffizient und langsam.