Johnson & Johnson Ehrgeizige Ziele - 2

Nachhaltigkeit kann ein Wettbewerbsvorteil für eine Marke sein. Davon sind Danica Siemer und Dr. Matthias Hauser von Johnson & Johnson überzeugt. Das Unternehmen treibt das Thema voran.

Donnerstag, 06. Oktober 2011 - Hersteller
Sonja Plachetta
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Bildquelle: Mugrauer

Übt der Handel in Sachen Nachhaltigkeit Druck auf Sie als Hersteller aus?
Siemer: Bei uns sind noch keine konkreten Erwartungen oder Forderungen zum Thema Nachhaltigkeit eingegangen, wohl aber Angebote der Zusammenarbeit bei Nachhaltigkeitswochen. Für die Zukunft erwarte ich, dass sich die Herangehensweise bei unseren Händlern verändern wird. Damit ergibt sich die Chance, auch im Bereich Nachhaltigkeit zukünftig stärker zusammenzuarbeiten.

Wie schätzen Sie generell die Vermarktungsmöglichkeiten von nachhaltig hergestellten Artikeln ein?
Siemer: Ich glaube, dass der Verbraucher sehr viel stärker darauf achten wird, ob der Handel und die Industrie ihre Nachhaltigkeitsverpflichtungen ernst nehmen. Das bedeutet für uns als Markenartikler: Das Vertrauen, das ein Konsument in eine Marke hat, wird mit davon geprägt sein, wie nachhaltig ein Artikel hergestellt ist.

Sind die Konsumenten bereit, für solche Produkte einen Aufpreis zu zahlen?
Siemer: Das ist in meinen Augen ein enorm schwieriges Thema. Preiserhöhungen sind sowieso immer ein sensibles Thema, sowohl beim Handel als auch beim Konsumenten. Es gibt Studien, aus denen hervorgeht, dass die Leute bereit sind, für nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen, aber die Entscheidung fällt letztlich am Regal.

Wie gelingt Ihnen der Spagat, hochwertige nachhaltige Artikel zu günstigen Preisen anzubieten?
Siemer: Für uns ist es wichtig, dass unsere Produkte schrittweise immer nachhaltiger werden. Nachhaltigkeit kann übrigens auch für Marken einen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Das J&J-Forschungsteam entwickelt Produkte, die den Konsumenten Mehrwert bieten und die wir zu einem angemessenen Preis anbieten können. Des Weiteren arbeiten wir kontinuierlich an unseren Kostenstrukturen, um zwar nachhaltiger, aber nicht teurer zu werden.

Gibt es Produkte, bei denen die Verbraucher besonderen Wert auf nachhaltige Herstellung legen?
Siemer: Dazu haben wir bisher noch keine Studien. Beim Thema Frauenhygiene ist ein Tampon im Vergleich zu einer Binde sicher das deutlich nachhaltigere Produkt - auch wegen der Abfallmenge, die verursacht wird. Ich kann mir vorstellen, dass Verbraucher über solche Aspekte durchaus nachdenken. Belegen am Portfolio kann ich es aber nicht. Ich kann nur sagen: Unser Portfolio steht in vielerlei Hinsicht für Prävention und für Aufklärung, d.h., es steht dafür, dem Menschen zu helfen, nachhaltiger mit seiner Gesundheit umzugehen. Es ist ein Trend, dass die Haushalte mehr Geld für Produkte mit einem Gesundheitsnutzen ausgeben.

Wie ist J&J in Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt?
Hauser: Die oberste Ebene um den Geschäftsführer Luc Huys treibt das Thema voran. Um der Querschnittsaufgabe Nachhaltigkeit gerecht zu werden, haben wir ein Team aus verschiedenen Abteilungen gebildet, das sich um die Weiterentwicklung und Umsetzung der zentralen Themen kümmert. Dieses Jahr haben wir ein Projekt gestartet, um noch intensiver die interne Kommunikation und das Bewusstsein jedes Einzelnen zum Thema Nachhaltigkeit zu fördern, den Status Quo festzuhalten und dann neue Initiativen zu starten. Wir haben zum Beispiel ein neues Lager in Duisburg bauen lassen, das seine Fernwärme über Abfallenergie aus umliegenden Standorten bezieht und Lichtsensoren hat, damit die Halle nicht ständig komplett beleuchtet wird.
Siemer: Konzernweit gibt es seit 1993 einen Nachhaltigkeitsbericht, der im Internet einzusehen ist. Für 2012 ist angedacht, erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht explizit für Deutschland zu veröffentlichen.
Hauser: Natürlich sind wir auch engagiert bei sozialen Projekten in umliegenden Einrichtungen. Das sind keine Heldenprojekte, sondern Dinge, die jedes Unternehmen machen sollte.

Was ist ein Heldenprojekt?
Hauser: Ein Heldenprojekt für mich persönlich wäre, die gesamte Fläche des Mitarbeiterparkplatzes mit einer Solarverdachung zu versehen und dort auch gleich Steckdosen für die hoffentlich bald kommenden Elektroautos anzubieten.

Johnson & Johnson feiert in diesem Jahr 125-jähriges Jubiläum. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren?
Siemer: Das Unternehmen hat mit der Integration der OTC-Sparte von Pfizer 2007/2008 einen großen Schritt vorangemacht. Wir haben unser Portfolio im Gesundheitsbereich dadurch deutlich erweitert. Das hat unsere strategische Marschrichtung weiter zementiert.

Welche Zielsetzung haben Sie bei der Markenentwicklung in Deutschland?
Siemer: Wir haben das Ziel, dort Marktführer zu bleiben, wo wir es sind, und es zu werden, wo wir es nicht sind. Wir bewegen uns in Deutschland in einem gesättigten Markt, wo auch relativ viel Verdrängung stattfindet. Deshalb schauen wir, wo wir in neuen Kategorien wachsen können. Da denke ich zum Beispiel an Listerine. Den Markt für Mundspüllösungen konnten wir in den vergangenen 5 Jahren um 50 Mio. Euro vergrößern. Mehr als 70 Prozent des Wachstums war getrieben durch Listerine.

Welche Trends erkennen Sie in den einzelnen Produktgruppen?
Siemer: Es gibt nationale Trends, zum Beispiel den demografischen Wandel. Die Bevölkerung wird immer älter, und deshalb sehen wir zum Beispiel in unserem Frauenhygiene-Sortiment im Bereich Carefree ein deutliches Wachstum bei Produkten, die unterstützend sind bei leichter Blasenschwäche. Ein weiterer Trend ist, dass das Segment Pflege für trockene Haut stark wächst, momentan um 10 Prozent. Auf diesen Bereich konzentrieren wir uns mit der Linie Norwegische Formel von Neutrogena.

Wo sehen Sie das Unternehmen in zehn Jahren?
Siemer: Mein Wunsch ist, dass wir weiter auf starke Marken setzen, dass wir in engem Kontakt mit unseren Konsumenten bleiben, gute Beziehungen zu unseren Handelspartnern haben, und dass es uns gelingt, unseren gesellschaftlichen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit zu leisten.

{tab=Sie}

Danica Siemer (36) ist seit einem Jahr Geschäftsführerin Vertrieb bei Johnson & Johnson in Neuss. Zuvor arbeitete sie nach einem Wirtschaftsstudium in den USA für Bertelsmann und Mars Tiernahrung. Ihr privates Engagement in Sachen Nachhaltigkeit: Sie fährt viel Rad.

{tab=Er}

Dr. Matthias Hauser (45) ist Wissenschaftsbeauftragter, Koordinator des Nachhaltigkeitsengagements und seit 1997 bei Johnson & Johnson. Bis 2008 war der Chemiker und promovierte Biologe Produktentwickler. Sein privates Engagement in Sachen Nachhaltigkeit: Er sucht stets nach neuen Tricks, um Energie zu sparen.

{tab=Das Unternehmen}

Die Johnson & Johnson GmbH, deutsche Tochter des gleichnamigen globalen Konzerns, betreut das Geschäftsfeld Consumer Health Care. Dazu gehören Marken wie o.b., Carefree, Penaten, Bebe Young Care, Listerine, Dolormin, Nicorette und Compeed. In Deutschland ist das Unternehmen seit 1973 vertreten und beschäftigt etwa 730 Mitarbeiter, davon 330 in Neuss. Weltweit arbeiten mehr als 114.000 Mitarbeiter in 250 Firmen für J&J. 2010 lag der weltweite Umsatz bei 45,7 Mrd. Euro, der Bereich Consumer Health Care hatte mit 10,7 Mrd. Euro einen Umsatzanteil von 24 Prozent.

{tab=Bildquelle}

Mugrauer

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