Johnson & Johnson Ehrgeizige Ziele

Nachhaltigkeit kann ein Wettbewerbsvorteil für eine Marke sein. Davon sind Danica Siemer und Dr. Matthias Hauser von Johnson & Johnson überzeugt. Das Unternehmen treibt das Thema voran.

Donnerstag, 06. Oktober 2011 - Hersteller
Sonja Plachetta
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Bildquelle: Mugrauer

Das Vertrauen, das ein Konsument in eine Marke hat, wird künftig stärker davon geprägt sein, wie nachhaltig ein Artikel hergestellt ist, glaubt Danica Siemer, Geschäftsführerin Vertrieb bei Johnson & Johnson in Neuss. Mit der LP sprachen sie und Dr. Matthias Hauser, der das Nachhaltigkeitsengagement bei J&J koordiniert, über die Herausforderungen des verantwortlichen und nachhaltigen Wirtschaftens.

Wie wird Nachhaltigkeit bei Johnson & Johnson definiert?
Matthias Hauser: Nachhaltigkeit hat bei uns Tradition. Wir übernehmen seit der Unternehmensgründung ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung, wie unser Leitbild – das J&J-Credo – aus dem Jahr 1943 zeigt. Seit 1990 setzen wir uns Fünf-Jahres-Ziele, um die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit voranzubringen. Bisher haben wir die entsprechenden Zielvorgaben immer erreicht. Im Programm „Healthy Future 2015" verpflichtet sich Johnson & Johnson unter anderem, weltweit den CO2-Ausstoß um weitere 20 Prozent zu reduzieren, 10 Prozent weniger Abfall zu produzieren, 10 Prozent weniger Wasser zu verbrauchen und doppelt so viel Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Ein starker Fokus ist auch das Engagement im sozialen Bereich, sei es zum Beispiel durch die Bereitstellung von Medikamenten in Katastrophen¬fällen oder die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter weltweit.

Welche der erreichten Ziele sind aus Ihrer Sicht herausragend?
Hauser: Herausragend aber trotzdem gleichwertig mit den anderen zwei Dimensionen ist sicherlich die ökologische Schiene. Wir sind einer der größten Anwender von Solarenergie in den USA. In den USA haben wir auch bereits die zweitgrößte Hybrid-Dienstwagenflotte. Wir punkten auch bei der Verpackungsreduktion und -umstellung, d.h. dem PVC-Ersatz durch weniger schädliche Kunststoffe. In Europa reduzierten wir den Lkw-Verkehr. Von einem Werk in Italien haben wir seit 2009 ca. 1600 Lkw pro Jahr auf die Schiene gebracht, um die Produkte nach Deutschland zu bringen. Damit haben wir 70 Prozent CO2 eingespart. Auf Produktebene gibt es seit zwei Jahren den internen Preis „Earthwards". Die einzelnen Abteilungen wie Produktentwicklung, Marketing, Supply Chain und Produktion untersuchen, wie das Produkt in mindestens drei von fünf Bereichen um mindestens 10 Prozent verbessert werden kann. Die fünf Bereiche sind Abfall, Energie, Verpackung, Wasserverwendung und Rohstoffeinsatz.
Danica Siemer: Herausragend ist auch, dass wir von 1990 bis 2010 unseren Umsatz verdreifacht, aber im gleichen Zeitraum die CO2-Emissionen um 23 Prozent reduziert haben. Mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs bezieht Johnson & Johnson heute weltweit aus erneuerbaren Quellen. Das o.b.-Werk in Wuppertal, das jährlich rund 2 Mrd. Tampons für 40 Länder herstellt, bezieht zum Beispiel seinen Strom ausschließlich aus regenerativen Energiequellen.

Sie wollen in den Produktionsstätten bis 2020 die CO2-Emissionen um weitere 20 Prozent reduzieren. Wie soll das gelingen?
Hauser: Das ist natürlich ein hehres Ziel, wir orientieren uns mit den Zielvorgaben aber bewusst an denen der Bundesregierung. Das setzt natürlich neue Technologien voraus, zum Beispiel in der Energiegewinnung. Dann muss der Einsatz der Rohstoffe überprüft werden - ob bei der Verpackung oder Produktion selbst. Wo immer es geht, soll der Transport per Bahn geschehen. Außerdem soll es den Mitarbeitern bewusster werden, welchen persönlichen Beitrag sie in ihrer täglichen Arbeit zur Nachhaltigkeit leisten können.

Wie kann eine nachhaltige Rohstoffbeschaffung gelingen?
Hauser: Was Karton- und Papierbeschaffung angeht, haben wir bei o.b. in diesem Jahr eine grundlegende Umstellung durchgeführt. Wir bekommen FSC-zertifiziertes Material für den Karton sowie recyclingfähiges Papier für den Beipackzettel. Eine Life Cycle Analyse hat ergeben, dass Baumwolle ökologisch nicht besser ist als die Viskose, die wir momentan einsetzen. Für die Herstellung des Rohstoffes Baumwolle braucht man zum Beispiel sehr viel Wasser und Bleichmittel. Auch die Konsumentenakzeptanz bzw. Funktionalität spielt eine Rolle.

Denken Sie über eine Umstellung auf Biokunststoffe bei den Verpackungen nach?
Hauser: Wir beobachten, welche Alternativen es zu mineralölbasierten Kunststoffen gibt. Wenn sich in diesem Bereich etwas anbietet, werden wir es auch machen, wenn die Gesamtbetrachtung aller Aspekte der Nachhaltigkeit stimmig ist. Dabei muss aber die Definition klar sein: Geht es bei Bioplastik um erneuerbare Rohstoffquellen oder auch um die Bioabbaubarkeit? Letzteres ist bei Ländern, die auf Verbrennung statt Deponien setzen weniger von Bedeutung. Eine viel wichtigere Anforderung ist allerdings das Recycling, das bei Biokunststoffen noch Probleme bereitet. Zudem dürfen wir den gesellschaftlichen Punkt nicht vergessen, dass Rohstoffe für die Produktion von Biokunststoffen in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen. Und bei Verwendung in der Kosmetik muss sichergestellt sein, dass das Produkt seine Qualität behält und es Akzeptanz beim Verbraucher findet.

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