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Herr Genth, auch der LEH spürt die Auswirkungen der demografischen Entwicklung. Wie reagiert er auf die wachsende Zielgruppe der Älteren?
Stefan Genth: Der LEH hat sich bereits in mehrfacher Hinsicht darauf eingestellt. Die Veränderungen der Haushaltsstrukturen und der Trend zu immer größerer Individualität wirken sich auf die Sortimente aus: Die Packungsgrößen werden vielfach kleiner, und das Angebot an Convenience-Produkten wird größer. Darüber hinaus bietet der Handel eine wachsende Auswahl an Bio- und Fair-Trade-Produkten. Auch Ladenbau und Architektur haben sich verändert. Viele Händler achten bei der Gestaltung neuer Märkte stärker auf Anforderungen wie breitere Gänge, niedrigere Regale, Kundentoiletten, gute Wegeführung, angenehme Beleuchtung oder Sitzmöglichkeiten für Kunden. Zudem entstehen neue Handelsformate. Oft werden dabei auch Formate der Vergangenheit wiederbelebt, beispielsweise Nachbarschaftsläden oder rollende Supermärkte.
Wird die gesamte Handelslandschaft zukünftig seniorenspezifisch?
Nein. Der Handel wird sicher nicht anfangen, spezielle Seniorenläden zu eröffnen. Das wäre auch nicht im Sinne der Senioren. Zwar hat die ältere Generation sicher spezielle Anforderungen, beispielsweise was die Barrierefreiheit betrifft. Aber die Geschäfte sind auch Begegnungsstätte mit anderen Menschen und Generationen. Die Senioren haben kein Interesse daran, beim Einkaufen unter sich zu sein, sondern suchen den Austausch mit Jüngeren.
Ist das der Grund, weshalb der HDE das Siegel „Generationenfreundliches Einkaufen“ ins Leben gerufen hat?
Wir wollten zeigen, dass sich der Handel als ganze Branche des Themas „Demografischer Wandel“ annimmt. Wichtig ist uns dabei aber auch, dass das Siegel „Generationenfreundliches Einkaufen“ den Fokus nicht einseitig auf eine bestimmte Generation legt, sondern das Einkaufen für Kunden in allen Lebenssituationen komfortabel gestalten möchte – seien es Eltern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer oder Senioren. Der Kriterienkatalog des Siegels gibt Händlern Hinweise, was sie dafür im eigenen Betrieb tun können. Oft ist das gar nicht mit besonders großem Aufwand verbunden: Kleine Dinge können große Wirkung erzielen. Sei es der ein oder andere Stuhl, auf dem sich die Kunden vom Shoppen erholen können, seien es klare, große Beschriftungen und Hinweisschilder.
Wie und durch wen wurden die Vergabekriterien ermittelt?
Den Kriterienkatalog für das „Generationenfreundliche Einkaufen“ hat ein für das Siegel gegründeter Beirat erarbeitet. In dem Gremium sitzen neben dem Bundesfamilienministerium und dem HDE auch Vertreter aus der Wissenschaft, Verbraucherverbände, Unternehmen und andere gesellschaftlich relevante Initiativen.