Recycling Strategie Neue Dimensionen - Seite 2

Die stoffliche Wiederverwertung von Verpackungen wird angesichts immer teurer und zum Teil knapper werdenden Rohstoffe zur strategischen Frage.

Mittwoch, 15. September 2010 - Management
Bernd Liening

Viel brisanter als bei Verpackungen, die entweder aus nachwachsenden Rohstoffen (Papier, Pappe) bestehen oder in größerem Umfang gesammelt und recycelt werden, ist die Notwendigkeit zur stofflichen Wiederverwertung bei anderen Produkten und Materialien. Aus diesem Grund treibt die Europäische Kommission aktuell eine europaweit abgestimmte Rohstoffpolitik voran. Ein neuer Bericht stellt bei 14 für Hightech-Produkte unverzichtbaren Rohstoffen, darunter Beryllium, Kobalt und Magnesium, eine drohende Knappheit fest. Als Problem gilt, dass der Großteil davon aus nur vier Ländern kommt: China, Russland, Brasilien und Kongo. Da sich die Nachfrage nach den Edelmineralien mittelfristig verdreifachen wird, müsse sehr viel konsequenter Recycling betrieben und so sparsamer mit den wertvollen Rohstoffen umgegangen werden, warnt der Bericht.
Das ist auch der Ansatz des BVSE-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. „Angesichts knapper werdender Rohstoffreserven nehmen die Gewinnung von Sekundärrohstoffen und deren stoffliche Verwertung volkswirtschaftlich an strategischer Bedeutung zu.“

Nach Ansicht des BVSE wird daher die Sekundärrohstoffversorgung der Industrie zukünftig zu einem wichtigen, „vielleicht sogar zu einem entscheidenden Faktor“ für die weltweite Industrielandschaft. Es liege auf der Hand, betont BVSE-Präsident Burkhard Landers, dass das die ureigenste Aufgabe und Verpflichtung der privaten und mittelständischen Sekundärrohstoffbranche sei. Landers: „Ziel muss es sein, Ressourcen so zu nutzen, dass wir sie gebrauchen, aber möglichst nicht verbrauchen.“ Erforderlich seien dafür jedoch gesicherte Stoffströme hinsichtlich der Quantität und vor allem auch der Qualität, damit eine wirtschaftlich sinnvolle Substitution von Primärrohstoffen ermöglicht werden kann. Dazu gehöre dann aber auch, betonte Landers, dass der Einsatz von Sekundärrohstoffen für die Industrieproduktion deutlich gesteigert werde. Hier gebe es noch viel Potenzial, das noch brach liege. Und hier wird der Einzelhandel als „Inverkehrbringer“ der Hightech-Produkte und mit seinem direkten Kontakt zum Konsumenten wie bei allen Recyclingsystemen in die Pflicht genommen werden. EU will die Rohstoffpolitik künftig europaweit absprechen.

Kreislauf-Wirtschaft

In Deutschland hat sich sehr viel getan, um unnötige Verpackungen zu vermeiden und unumgängliche Verpackungen zu reduzieren und wiederzuverwerten. Grundsätzliche Zielsetzung ist es, in allen Betrieben der Ernährungswirtschaft, Verpackungslösungen zu entwickeln, die zu geringst möglichem Verpackungsgewicht und -volumen führen, die aktuelle, umweltschonende Materialien und -verfahren berücksichtigen und die Wiederverwertbarkeit der Verpackungen und ihre Eignung für bestehende Verwertungssysteme erhöhen. Mit der Verpackungsverordnung wurde die Wirtschaft im Jahr 1991 erstmals verpflichtet, Verpackungen nach Gebrauch zurückzunehmen und einer Verwertung zuzuführen. Die Aufnahme dieses Prinzips der abfallwirtschaftlichen Produktverantwortung für Hersteller und Vertreiber war der wesentliche Ansatz für die mit der Verordnung eingeleitete Trendwende zur Reduzierung des Verpackungsaufkommens. Durch die seinerzeitige Gründung der Duales System Deutschland GmbH (DSD) hat die Ernährungsindustrie ihren Beitrag zur Etablierung einer flächendeckenden Erfassung und für die Kreislaufwirtschaft geleistet.

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stabil und aus nachwachsenden Rohstoffen: Wellpappe ist der Stoff, aus dem die meisten Verkaufs- und Transportverpackungen sind.

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