Interview mit Stephan Paulke, Basic AG Zweigleisige Expansions-Strategie

Der Bio-Fachhandel expandiert kräftig. Basic-Vorstand Stephan Paulke sprach mit der LP über den sich verschärfenden Wettbewerb im Bio-Markt und das neue Basic-Vertriebskonzept für den konventionellen LEH.

Donnerstag, 09. Februar 2012 - Management
Bettina Röttig
Artikelbild Zweigleisige Expansions-Strategie
Bildquelle: Hangen

Herr Paulke, in den vergangenen Wochen hat der Skandal um gefälschte Bio-Ware aus Italien Wellen geschlagen. Auch Sie haben italienische Bio-Produkte im Angebot, verarbeiten sicherlich auch für Ihre Eigenmarke Basic Rohware aus Italien. In wieweit waren Sie betroffen?

Stephan Paulke: Italien ist ja einer der ganz großen Hersteller für Bio-Ware, unter Basic gibt es z.B. Oliven aus Italien. Wir haben natürlich sofort reagiert und alles intensiv geprüft, sind aber nach unserem Kenntnisstand nicht betroffen. Insgesamt muss ich jedoch sagen, ist der Verbleib der Warenmenge für uns noch undurchsichtig.

Welche Reaktionen gab es seitens der Verbraucher?

Unsere Kunden sind überdurchschnittlich interessiert und informiert. Daher war eine Sensibilität da. Aber wir konnten keine negativen Reaktionen oder Auswirkungen des Vorfalls verzeichnen.

Was fordern Sie von Politik und Verbänden, um solche Vorfälle künftig weitestgehend zu vermeiden?

Wir brauchen insgesamt mehr Unterstützung, nicht nur beim Thema Zertifizierung und Qualitätssicherung. Wir haben nach wie vor große Probleme mit Warenverfügbarkeit im Bio-Handel, brauchen mehr regionale Bio-Ware. Daher liegt uns das Thema Umstellungsware besonders am Herzen. Hier müsste die staatliche Förderung ausgebaut werden, damit die Landwirte nicht erst nach der dreijährigen Umstellungsfrist für ihre Mühen entlohnt werden.

Kommen wir zum Unternehmen Basic. Die Lidl-Krise und Personal-Probleme scheinen abgehakt, Sie schreiben wieder schwarze Zahlen. Läuft alles rund oder gibt es noch Baustellen?

Die Lidl-Krise war 2007 und spielt heute nur noch insofern eine Rolle, als dass Basic dadurch ein Stück weit bekannter wurde. Eine Firma besteht aber ja nicht nur aus der Vergangenheit, sondern auch aus der Gegenwart. Und die Leistung, die unsere Filialteams jeden Tag bringen, ist hervorragend. Hierfür werden wir von unseren Stammkunden geschätzt und belohnt. Aber natürlich ist eine Firma nie fertig. Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Category-Management-Projekten und etablieren laufend neue Sortimente. Bei der Größe unserer Outlets und unserem Sortimentsumfang ist dies komplexer als für den Wettbewerb.


Apropos Wettbewerb. Alnatura und Dennree haben in den letzten Jahren einen neuen Markt nach dem anderen eröffnet. Nun sind auch Sie wieder auf der Suche nach Expansions-Standorten. Wie viel Luft ist noch im Markt?

Der Bio-Markt konnte zwar im letzten Jahr erneut wachsen, vor allem bedingt durch den Dioxin-Skandal. Mit einem Volumen von 6 Mrd. Euro gegenüber 154 Mrd. des FMCG-Gesamtmarktes befinden wir uns jedoch nach wie vor in einer Nische. Insgesamt haben wir es im Bio-Markt mittlerweile mit einem Kampf zweier Systeme zu tun und einem deutlichen Trend hin zum aggressiven Verdrängungswettbewerb, der zu Lasten anderer Marktteilnehmer geht. Wir werden jedoch in diesen Kampf nicht einsteigen und setzen nach wie vor auf Qualität vor Geschwindigkeit bzw. Quantität.

Das heißt? Wie viele Märkte wollen Sie konkret eröffnen?

In den nächsten drei, vier Jahren bleiben wir im niedrigen einstelligen Bereich. Unsere Investitionen pro Markt sind in etwa doppelt so hoch wie die des Wettbewerbs – bedingt durch Fläche, Sortimentsumfang und Investition in kompetente Mitarbeiter. Daher können wir uns keine Flops leisten und setzen uns mit jedem einzelnen Standort sehr kritisch auseinander. Das heißt, wir machen nur dann neue Märkte auf, wenn wir gute Standorte finden.