Social Media „Permanente Testphase“ - Professionalität und Strategie

Das soziale Netzwerk gewinnt für Handel und Industrie als interaktives Medium stark an Bedeutung. Professionell gestaltet, kann der eigene Auftritt auf Facebook & Co. von hohem Nutzen für ein Unternehmen sein. Derzeit stecken viele aber noch im Experimentierstadium .

Donnerstag, 17. November 2011 - Management
Brigitte Oltmanns
Artikelbild „Permanente Testphase“ - Professionalität und Strategie
Themen der Verbraucher
Bildquelle: fotolia

Inhaltsübersicht

Professionalität und Strategie

Marketing und Imagepflege rangieren an erster Stelle, wenn es um die Unternehmensaktivitäten von Handel und Herstellern geht. Viele tasten sich allerdings noch vorsichtig heran, häufig nach dem Prinzip„ trial and error“ (Versuch und Irrtum): „Wir befinden uns derzeit in einer permanenten Testphase“, bringt es Dursty-Chef Rüdiger Berk auf den Punkt. „Wir wollen einfach wissen: ’Was bewegt die Menschen, die bei Facebook zu Dursty kommen? Was hat für die User Relevanz?’ Social Media ist derzeit im Unternehmen allenfalls eine mediale Ergänzung und ein kleines Pflänzchen, was gehegt und gepflegt werden muss.“

Das ist jedoch nicht nur bei Dursty so – und deshalb fordern auch die Experten auf diesem Gebiet mehr Professionalität und mehr Planung: Viele Unternehmen experimentierten mit unterschiedlichen Plattformen und ohne konkrete Zielsetzungen, beschreibt beispielsweise Dr. Kai Hudetz vom Bitkom-Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien den Status quo. Er vermisst bei mehr als der Hälfte der deutschen Unternehmen eine Social-Media-Strategie. Und eine Handels-Studie (siehe S. 13) belegt: Es mangelt an Strategien und Aktivitäten, Fanzahlen, tatsächlich erzieltem Nutzen, Personalkapazitäten – und es wird viel Potenzial beim Umgang mit dem Medium verschenkt. Auch wenn der Hype um Facebook & Co. anderes suggeriert: Laut Studie ist 2010 erst jedes fünfte Handelsunternehmen in den sozialen Medien aktiv gewesen. Allerdings ist die große Mehrheit der befragten Händler überzeugt, dass Social Media weiter an Bedeutung gewinnen werden. 8 5 Prozent wollen ihre Budgets dafür entsprechend aufstocken.

Aus Sicht von Edeka-Einzelhändler Sven Komp, selbst seit Mitte 2010 auf Facebook präsent, sollte man den Nutzen dieser Plattformen jedoch nicht überschätzen. Er sieht darin vorrangig eine One-way-Kommunikation und will so besorgte Kollegen beruhigen, die fürchten, mit Anfragen bombardiert zu werden und zusätzliches Personal dafür einstellen zu müssen. „Da wird viel übertrieben. Nach meinen Erfahrungen gibt es kaum Anfragen, nur überwiegend positive Kommentare; diese Reaktionen lassen sich auch über den entsprechenden Content steuern.“ Die derzeit 600 Fans der Edeka-Märkte Komp betreut er ohne großen Aufwand selbst. Ein weiteres Motiv, sich bislang nicht aktiv in den Dialog auf Facebook & Co. einzuklicken, ist bei vielen Händlern und Herstellern die Angst vor Kontrollverlust – zum Beispiel vor negativen Kommentaren, die sich in Lichtgeschwindigkeit im Netz verbreiten und dem Ruf des Unternehmens schaden könnten. Erfahrenere Social-Media-Prakt iker wie dm-Chef Erich Harsch winken hier allerdings ab: „Gerade in Facebook beobachten wir, dass andere Kunden sich bei kritischen Einträgen aktiv in den Dialog einschalten. Sie korrigieren einseitige oder unbedachte Äußerungen und tragen dadurch zu einer offenen, sachlichen Atmosphäre bei.“ Auf genau diese positiven Erfahrungen und regulierende Wirkung der Facebook-Community verweist auch der Real-Projektverantwortliche Philipp Blome.?

Nachgefragt

Welche Marketingziele verfolgen Sie mit Ihren Social-Media-Aktivitäten? Welchen konkreten Nutzen ziehen Sie aus dem Dialog mit den Kunden?

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Bild öffnen Das soziale Netzwerk gewinnt für Handel und Industrie stark an Bedeutung. Foto: fotolia
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Bild öffnen Daniel Euler, Ressortleiter Marketing, Fressnapf
Bild öffnen Sven Komp, selbständiger Einzelhändler Edeka-Komp, Wesel
Bild öffnen Philipp Blome, Hauptabteilungsleiter Neue Medien, Real

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