Hofglück-Programm Glücklichere Tiere

Das Thema Tierwohl wird wichtiger, wie Andreas Pöschel, Geschäftsführer von Edeka Südwest Fleisch, berichtet. Der Betrieb zur Verarbeitung von Fleisch hat sein Hofglück-Programm deshalb um Geflügel erweitert.

Freitag, 25. März 2022 - Management
Jens Hertling
Artikelbild Glücklichere Tiere
Bildquelle: Guido Geck

Warum vermarktet die Edeka Südwest Fleisch von Tieren, das aus Tierwohlprogrammen stammt?
Andreas Pöschel: Wir vermarkten schon seit Langem Schweinefleisch aus Programmen mit Fokus auf Regionalität und Tierwohl. Alleine unsere Marke Hofglück gibt es seit 2015. Wir haben gleich zum Start des Programms den Deutschen Tierschutzbund mit ins Boot geholt und zunächst mit 30 bis 40 Schweinen pro Woche angefangen.

Wie ging es weiter?
Unser Anspruch war, gleich mit der höchsten Stufe einzusteigen, die der Tierschutzbund zu vergeben hat. Damals mussten wir erst einmal Ferkelerzeuger und Mäster finden, die wegen der notwendigen Investitionen bereit waren, diesen Weg mit uns zu gehen. Die Marke entwickelt sich gut. Unsere Kunden fragen mittlerweile gezielt danach – auch viele Landwirte melden sich bei uns, um mit uns zusammen umzustellen. Schon jetzt verkaufen wir im Bereich Schweinefleisch rund 16 Prozent aus der Eigenzerlegung unter Haltungsstufe vier. Diesen Anteil wollen wir bis 2025 verdoppeln. Mittlerweile haben wir das Programm erweitert und bieten seit 2021 auch Hofglück-Geflügelfleisch mit Haltungsstufe vier an.

Wie wird die Erzeuger-Partnerschaft bei Edeka Südwest gelebt?
Der Edeka-Verbund im Südwesten engagiert sich in verschiedenen Bereichen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit heimischen Erzeugern. Auf lokaler Ebene sind die Kaufleute mit Erzeugern aus dem direkten Umfeld verbunden. Darüber hinaus bietet ihnen die Großhandlung unter anderem mit der Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“ Produkte von Erzeugern aus den Bundesländern unseres Vertriebsgebiets an. Bei Edeka Südwest Fleisch arbeiten wir auch im Rahmen unserer Markenfleischprogramme mit zahlreichen Landwirten aus der Region zusammen. Neben Gutfleisch und Schwarzwald Bio-Weiderind bildet das Programm Hofglück einen der Schwerpunkte.

Wie viele Tierwohl-Schweine vermarkten Sie?
Mit unserem mittlerweile rund 100 Artikel umfassenden Sortiment an Schweinefleisch-Artikeln der Marke Hofglück sind wir deutschlandweit einer der größten Anbieter von Fleisch- und Wurstwaren aus konventioneller Haltung der Haltungsstufe 4. Derzeit vermarkten wir wöchentlich rund 1.600 Schweine und etwa 3.700 Hühner.

Wie denken Sie über Fairness in der Wertschöpfungskette?  Mit unseren regionalen Markenfleischprogrammen schaffen wir gerade für kleine und mittelständische Erzeuger vielfältige Möglichkeiten der Vermarktung ihrer Produkte mit uns als Partner. Ziel ist immer die langfristige Zusammenarbeit. Das Thema Verlässlichkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Hand in Hand mit den Landwirten schaffen wir so gemeinsam auch Möglichkeiten zur Investition in höhere Tierwohlstandards.

Können Sie die Kriterien für das Programm „Hofglück“ erläutern?
Die Kriterien des Haltungsform-Siegels beziehen sich grundsätzlich nur auf den Bereich der Mast. Bei Hofglück beispielsweise gehen wir noch weiter. Die Kriterien des Programms erfüllen die Vorgaben des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ in der Premiumstufe und umfassen nicht nur die Mast der Tiere, sondern die gesamte Wertschöpfungskette, von der Muttersauenhaltung über die Ferkelerzeugung, die Ferkelaufzucht, den Transport der Tiere bis hin zur Schlachtung. So müssen auch die Ferkelerzeugerbetriebe den Betrieb innerhalb einer Übergangsfrist hinsichtlich der Kriterien der Premiumstufe umbauen. Dazu zählen unter anderem der Zugang zu Außenklima in Form eines Auslaufs in der Wartehaltung und im Deckzentrum, eine freie Abferkelung, mehr Platz sowie eine eingestreute Liegefläche und längere Säugezeiten. Die Einhaltung der Kriterien wird von unabhängigen Kontrollstellen überprüft. Zudem sind unsere Tierschutzbeauftragten wöchentlich unterwegs, um sich ein Bild vor Ort zu machen und sich mit den Landwirten auszutauschen, insbesondere wenn ein Betrieb neu in unsere Markenprogramme aufgenommen wird.

Wie weit sind Sie bei der Ganzschweinvermarktung?
Bei unseren Markenfleischprogrammen werden alle Mastschweine komplett vermarktet.

Wie binden Sie Ihre Erzeuger langfristig an Ihre Programme und was zahlen Sie Ihren Erzeugern?
Betrieben, die ihre Ställe den Tierwohlkriterien des Hofglück-Programms anpassen, bieten wir langfristige Verträge, garantierte Abnahmemengen und höhere Erlöse. Momentan sind mehr als 50 Landwirte Teil des Hofglück-Programms für Schweinefleisch, Tendenz steigend.

Die Kriterien und die Vermarktung

Gemeinsam mit den Erzeugergemeinschaften und dem Deutschen Tierschutzbund (DTB) hat Edeka Südwest die Marke Hofglück entwickelt. Jeder Hofglück-Landwirt wird nach den Richtlinien des DTB zertifiziert, die Produkte der Marke sind mit zwei von zwei Sternen des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ gekennzeichnet. Etwa 50 regionale Landwirte haben seit Bestehen der Marke auf deren Haltungsbedingungen umgestellt. Gestartet wurde mit dem Verkauf von Schweinefleisch an den Bedientheken in ausgewählten Edeka-Märkten. Durch den Anschluss weiterer Landwirte konnte die Zahl der belieferten Märkte gesteigert und das Sortiment auf die Bereiche Fleisch in SB sowie Wurst in SB und an der Bedientheke erweitert werden.