EuroCIS Handel in Investitionslaune

Von Krisenstimmung war bei der Fachmesse EuroCIS nichts zu spüren. Gerade in schwierigen Zeiten sind schlagkräftige Hard- und Softwarelösungen angesagt.

Montag, 06. September 2010 - Management
Bernd Liening

Die Aussteller der EuroCIS konnten sich über mangelndes Interesse des Handels nicht beklagen. Rund 5.500 Fachbesucher aus dem In- und Ausland waren nach Düsseldorf gekommen, um sich über aktuelle IT-Produkte und Lösungen rund um den Point of Sale zu informieren. Nicht wenige Aussteller hatten am Ende der Veranstaltung konkrete Aufträge in den Büchern. Bizerba demonstrierte Touchscreen-Waagen der Serie K-class, „intelligente Plattformen“ mit Monitoren auf Kunden- und Verkäuferseite, auf denen sich neben Verbraucherinformationen auch Zusatzkaufempfehlungen und Rezeptvorschläge anzeigen lassen. Die Waagen arbeiten softwareseitig mit offenen Plattformen und lassen sich in bestehende IT-Umgebungen einbinden. Bei Mettler Toledo standen stromsparende Funktionen, zum Beispiel mit einer zeitgesteuerten Display-Abschaltung, im Vordergrund. Je nach Waage und Einsatzbereich sinkt der Stromverbrauch um 20 bis 25 Prozent.

NCR hatte verschiedene Modellvarianten seiner SB-Kassen am Stand aufgebaut und zeigte erstmals in Deutschland die extrem kompakte Variante „SelfServ Checkout Mini“, die 50 Prozent weniger Raum als die traditionelle NCR-SB-Kasse mit Tütenpackstation benötigt. Darüber hinaus präsentierte NCR seine Zahlungslösungen „Scan Coin CashComplete“, die an der Kasse den Bezahlvorgang unterstützen und den Bargeldkreislauf von der Kasse bis zum Konto sichern.

Toshiba Tec zeigte eine neue Lösung zur bedarfsgerechten Steuerung von Artikelpreisen, um die Entsorgung von Frischware zu vermindern. Die Lösung, zusammen mit Capgemini sd&m entwickelt, analysiert Abverkauf und Bestände, vergleicht diese mit vorab definierten Verkaufsmengen und steuert die Artikelpreise bedarfsgerecht. Elektronische Regaletiketten und andere Bildschirme in der Filiale zeigen automatisch die aktualisierten Artikelpreise an, die dann auch an den Kassensystemen abgerechnet werden. Untersuchungen von Capgemini in den Niederlanden zeigen, dass dort jährlich Lebensmittel im Wert von 300 bis 500 Mio. Euro in den Filialen entsorgt werden.

Die SAF AG präsentierte für ihre automatischen Prognose- und Bestellsysteme im Handel erweiterte Funktionen, die unter anderem die Lkw-Auslastung optimieren. Dabei wird eine Vielzahl an Beschränkungen berücksichtigt, die bei der optimalen Lkw-Beladung eine wichtige Rolle spielen: Beladungsvolumen, logistische Einheiten oder Stapelbarkeit der Produkte. Ergänzend wird mit Hilfe von SAF DC-Link der Bedarf im Lager mit den Bestellungen aus den Filialen abgeglichen und in die Bestellberechnung einbezogen.


 Dacos hatte die neue „Price Engine 2.0“, eine innovative Preismanagement- und optimierungslösung, im Messegepäck. Damit sollen Handelsunternehmen schnell und intuitiv auf den verschärften Preiskampf im Einzelhandel reagieren, Preisreduzierungen umsetzen und die Ertragssituation nachhaltiger gestalten können. Eine intuitive Benutzeroberfläche erleichtert die Steuerung des Preismanagements.

Bei der Mobilisierung von Ertragsreserven spielen im Handel unverändert Artikelsicherungssysteme eine wichtige Rolle. Laut Dirk Endlich, Geschäftsführer von Checkpoint, ist die Investitionsbereitschaft im Handel sogar gestiegen, zumal moderne Lösungen einen schnellen Return on Invest versprächen. Checkpoint selbst habe im vergangenen Jahr „deutlich an Umsatz gewonnen“ und seinen Marktanteil gesteigert. Als Neuheit wurde die „ECO-Antenne“ gezeigt, die 70 Prozent weniger Energie verbrauche als Wettbewerbsprodukte.

Damit es an der Kasse stimmt, bietet Wanzl dem Handel jetzt zwei neue Sperren an, die entweder an der Wand oder am Kassentisch montiert werden und Sicherheit an unbesetzten Kassen versprechen. Beide Versionen sind auf Wunsch mit einem zusätzlichen akustischen Alarm lieferbar. Auch bei den Zahlungssystemen zeigte die EuroCIS eine ganze Reihe neuer Lösungen. So stellte Telecash GmbH als einer der führenden Netzbetreiber für die Abwicklung von Kartenzahlungen den „Managed Payment Service“ vor. Das Server-Client-System sorgt für weniger Technik am Point of Sale und kann Updates zentral aufspielen, was den Handel entlastet und große Rollouts beschleunigt. Mit „ItelliPay“ hat Itellium ein Konzept für ein flexibles, kostengünstiges mobiles Bezahlverfahren entwickelt, das keine gesonderten Hardware-Investitionen erfordert und sich für Filialen und Online-Shops eignet.

Beim Bezahlvorgang mit „ItelliPay“ produziert die Kasse auf dem Bon beziehungsweise der Rechner auf dem Online-Bezahlformular einen Barcode, der alle Zahlungsinformationen enthält. Gleichzeitig wird eine Anforderung an den zuständigen Zahlungsprovider geschickt. Der Kunde fotografiert den Code mit seinem Smartphone. Danach autorisiert er den Vorgang durch die Eingabe einer PIN und sendet die Daten ebenfalls an den Zahlungsprovider. Dieser bestätigt die Zahlung und gibt den Rechnungsbetrag frei. Insgesamt benötigt dieser Vorgang nach den Worten von Itellium-Geschäftsführer Uwe Brückner nur wenige Sekunden, also auch nicht länger als mit EC- oder Kreditkarte. Die EuroCIS hat sich als feste Größe im Markt etabliert.