Technik Gut für die Umwelt

Die Bundesregierung hat sich dazu durchgerungen, die Solarstrom-Förderung für Neuanlagen nun doch zu verlängern. Eine eigene Solar-Anlage rechnet sich , wenn ein Großteil der erzeugten Energie selbst verbraucht wird.

Donnerstag, 07. Juli 2011 - Management
Udo Mett
Artikelbild Gut für die Umwelt
Auf dem Vordach des Rewe-Marktes Freidank in Gelsenkirchen erzeugen Solarzellen jährlich 24.000 Kilowatt Strom. (Bildquelle: Rewe Freidank)
Bildquelle: creative collection, Rewe Freidank

Großflächige Betriebe im Lebensmittel-Einzelhandel verfügen in der Regel über umfangreiche Dachflächen, die sich je nach Konstruktion, Neigung und Ausrichtung für die Installation von Photovoltaik (PV)-Anlagen eignen. Investitionswillige und potenzielle Betreiber eigener Solaranlagen wird es freuen, dass mit dem Beschluss der Bundesregierung über den Ausstieg aus der Atomenergie gleichzeitig die Laufzeit der Solarstrom-Eigenverbrauchsförderung verlängert worden ist. Sie gilt nunmehr für Anlagen, die noch bis Ende 2013 installiert werden. Ursprünglich sollte die Förderung zum 1. Juli 2011 auslaufen.

Seit 2009 wird nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) der Eigenverbrauch von Solar-Energie gefördert, und zwar über eine Dauer von 20 Jahren, so dass eine Amortisation der Anlage weitgehend gewährleistet ist. Hinzu kommt der ebenso gewichtige Umweltaspekt, weil die Investition nachhaltig zur Senkung des CO2-Ausstoßes beiträgt.

Neben der üblichen Einspeisung ins örtliche Netz wird nach dem EEG auch der Strom, der vom Anlagen-Betreiber verbraucht wird, gesondert vergütet. „Bei einer Photovoltaik-Anlage mit bis zu 30 Kilowatt Leistung gewährt der Staat auf den Eigenverbrauchsanteil bis 30 Prozent 12,36 Cent pro Kilowattstunde; für den darüber hinaus gehenden Anteil sind es sogar 16,74 Cent pro Kilowattstunde“, erklärt Fode Youssouf Minthe, Geschäftsführer der Hamburger Solarfirma Yandalux. Zählt man zu den eingesparten Stromkosten die staatliche Förderung für Eigenverbrauch hinzu, sei das lukrativer als die Volleinspeisung ins Netz. Der Vorteil beträgt laut Minthe je nach Eigenverbrauchsanteil und bei einem derzeit üblichen Strombezugspreis von 20 Cent/kWh unterm Strich bis zu 8 Cent/kWh. Auf seiner Internet-Seite (www.yandalux.de) hält der Solar-Spezialist einen Online-Kalkulator bereit, mit dem sich die Amortisation einer Solar-Investition über die Nutzungs- und Förderd auer von 20 Jahren berechnen lässt.

Welche konkreten Verbrauchskostenvorteile eine PV-Anlage künftig liefert, kann im Vorfeld einer Investition zumeist nicht exakt abgeschätzt werden. Das Unternehmen SMA Solar Technology (www.sma.de) hat deswegen Simulationsrechnungen entwickelt, um auf diesem Wege das Eigenverbrauchspotenzial für typische gewerbliche Verbraucher abzuschätzen. Die dabei relevanten Einflussgrößen sind im Prinzip die gleichen wie bei PV-Anlagen von Privathaushalten, nämlich: der eigene Energiebedarf, die Energieerzeugung der PV-Anlage und das Lastprofil, also die zeitliche Verteilung des Energiebedarfs über den Tag.

Die wichtigste Einflussgröße ist eindeutig das Verhältnis von erzeugter und benötigter Energiemenge, denn es grenzt die erzielbare Eigenverbrauchsquote grundsätzlich ein: Ist der Energiebedarf ausreichend groß, können nennenswerte Anteile des erzeugten Solarstroms direkt verbraucht werden. Dies auch dann, wenn die zeitlichen Schwerpunkte von Verbrauch und Erzeugung weniger gut übereinstimmen. Überwiegt dagegen die Solar-Energie aufgrund einer überproportional großen Erzeugungsleistung, wird in jedem Fall nur ein kleiner Teil davon unmittelbar genutzt. Weil die zeitliche Verteilung der PV-Leistung in engen Grenzen vorgegeben ist und weil derzeit noch keine wirtschaftlichen Speichermöglichkeiten (Akkus) zur Verfügung stehen, bestimmt das Lastprofil nahezu allein, wie gut Erzeugung und Verbrauch im Tagesverlauf übereinstimmen. Damit hat das Lastprofil einen beachtlichen Einfluss auf die Eigenverbrauchsquote, wenn Erzeugungsleistung und Energiebedarf in ei nem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

Erheblichen Einfluss auf den Umfang der Stromerzeugung haben der konkrete Standort und die Ausrichtung/Neigung der PV-Anlage. Auch die für den Eigenverbrauch wichtige Verteilung des Energieertrags über den Tag wird hierdurch beeinflusst. So verschiebt sich der Erzeugungsschwerpunkt bei westlicher Ausrichtung des PV-Generators zeitlich nach hinten, während er bei östlicher Ausrichtung früher am Tag zur Verfügung steht. Bei überwiegendem Energiebedarf in den Abendstunden könnte allein die Westausrichtung der Anlage bereits zu einer rund 7 Prozent höheren Eigenverbrauchsquote führen, rechnet SMA vor. Eine bewusste Westausrichtung des PV-Generators erscheint allerdings wenig sinnvoll, denn der absolute Minderertrag von etwa 15 Prozent wiegt wesentlich schwerer als die um wenige Prozentpunkte gesteigerte Eigenverbrauchsquote. Beim Standort der PV-Anlage kommt es ebenfalls nicht nur auf die Höhe des spezifischen Energieertrages an. Auch die typischen Einstrahlu ngsverhältnisse – beeinflusst durch Wind, Wolken, morgendlichen Nebel etc. – können sich stark unterscheiden und damit die Eigenverbrauchsquote um einige Prozentpunkte verändern.

Für eine grobe Planung und Vorausberechnung der erzielbaren Eigenverbrauchsquoten empfehlen die SMA Solar-Experten, zunächst von einem bestimmten Lastprofil auszugehen. Dafür hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) differenzierte Standards entwickelt. In das Lastprofil „G3“ fallen hiernach Super- und Verbrauchermärkte, die für den Betrieb von Lüftungs-, Klima- und Kühlanlagen rund um die Uhr und an allen Wochentagen Energie benötigen. Je nach Energiebedarf und Erzeugungsleistung sind bei diesem Profil Eigenverbrauchsquoten von bis zu 100 Prozent realistisch.

Ob sich der Eigenverbrauch von Solarstrom betriebswirtschaftlich lohnt, hängt letztlich vom Preis des Bezugsstroms ab: Liegt er über der Vergütung, bleibt der Eigenverbrauch attraktiv. Jedoch orientiert sich der Bezugsstrompreis stark an der Höhe des Stromverbrauchs: Während kleine Ladengeschäfte etwa 20 Cent zahlen, sind für größere Betriebe, die häufig von Gruppenvereinbarungen profitieren, deutlich niedrigere Preise üblich. Der Vorteil der meist höheren Eigenverbrauchsquote bei Großverbrauchern wird also durch die geringere Marge beim Eigenverbrauch gemindert. Unabhängig von der betriebswirtschaftlichen Rentabilitätsrechnung bleibt jedoch der Beitrag zum Umweltschutz und der damit verbundene Image-Aspekt in der Öffentlichkeit ein Argument für die Installation einer Photovoltaik-Anlage.?

{tab=Rewe Dortmund mit Photovoltaik-Pilot in Gelsenkirchen}

Die Verlegung ihres Rewe-Marktes von der Karl-Meier-Straße im Ortskern von Gelsenkirchen-Rotthausen an die Steeler Straße hat die Friedrich Freidank GmbH & Co. EH oHG Dortmund für die Errichtung eines modernen Neubaus mit 1.700 qm Verkaufsfläche (inklusive Getränkemarkt) genutzt. Der neue Rewe-Markt ist nach dem Ladenkonzept der Rewe Dortmund gestaltet. „Hier wurden erstmals alle Punkte unseres neuen Konzeptes umgesetzt. Man kann diesen Markt daher durchaus als Mustermarkt bezeichnen", betont Vorstandssprecher Heinz-Bert Zander nach der Eröffnung des Eigenobjektes der Rewe Dortmund.

Doch nicht nur aufgrund des neuen Ladenkonzeptes gilt das Objekt als Pilot-Betrieb. Innovativ ist auch die verbaute Technik. Seinen Strombedarf zum Beispiel erzeugt der Markt selbst: Auf dem 320 qm großen Glas-Stahl-Vordach über dem Eingangsbereich sind Solarzellen angebracht. Der damit erzeugte und nicht für den Eigenbedarf benötigte Strom wird in das Netz des Versorgers ELE eingespeist. Modellrechnungen sagen eine Stromerzeugung von 24.000 Kilowatt pro Jahr voraus. Geht die Rechnung auf, werden damit jährlich mehr als 20 t CO2-Emission vermieden. Folgerichtig wolle man, so Zander, auch bei künftigen Neubauten verstärkt den Einsatz alternativer Energien prüfen.

Zum Energiekonzept gehört darüber hinaus das von der Rewe Dortmund gemeinsam mit einem Ingenieurbüro entwickelte Lüftungssystem. Die Lüftungsanlage erhielt ein Wärmerückgewinnungssystem, das der Abluft die Wärme entzieht und der Frischluft wieder zuführt. Zusätzlich werden die Luftmengen dem jeweiligen Bedarf entsprechend über Luftqualitätsfühler (CO2-Fühler) reguliert. Der erwartete Spareffekt gegenüber herkömmlichen Anlagen liegt bei 30 Prozent oder 100.000 kW/h pro Jahr.

Auf dem Vordach des Rewe-Marktes Freidank in Gelsenkirchen erzeugen Solarzellen jährlich 24.000 Kilowatt Strom.

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Bild öffnen Auf dem Vordach des Rewe-Marktes Freidank in Gelsenkirchen erzeugen Solarzellen jährlich 24.000 Kilowatt Strom. (Bildquelle: Rewe Freidank)

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