Ausbilder des Jahres 2017 Die Auszeichnungen auf einen Blick

Ganz gleich, ob auf traditionelle Art oder in digitaler Form: Die Preisträger des Branchenwettbewerbs sprechen die Sprache ihrer Zielgruppe. Die Auszeichnungen auf einen Blick.

Donnerstag, 21. September 2017 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Die Auszeichnungen auf einen Blick
Dana Bartel
Bildquelle: Peter Eilers

Da treffen Welten aufeinander: Der fleißige Kaufmann, in seinen besten Jahren und voller Tatendrang, will einen Schüler als künftigen Auszubildenden ansprechen. Einen jungen Menschen, der seinen Tatendrang in den sozialen Medien auslebt und kurze Filmchen auf Snapchat postet. Ganz klar: Diese beiden Parteien sprechen nicht die selbe Sprache. Es braucht einen Übersetzer, um sie zusammenzubringen.

Und das ist in den allermeisten Fällen nicht der Personalentwickler, der schon 10, 15 Jahre im Beruf steht. Sondern eher ein „Digital Native“: ein Mensch, der Facebook, Google und Youtube spricht und sich freiwillig Hasenohren an den Kopf malt, wenn er Fotos seiner vermeintlichen Abenteuer postet.

Was das für den Kaufmann bedeutet? Er muss eine Sprache finden, mit der er die junge Zielgruppe erreicht und begeistern kann.

Bei der Preisverleihung „Ausbilder des Jahres 2017“ wurde deutlich, wie das gelingt: Die Rewe Group in Köln freute sich über den Sonderpreis. Das Team des Employer Brandings holt Jugendliche da ab, wo sie stehen: in den sozialen Medien. Dabei geht es auch, aber nicht nur, um Promi- News. Auf der größten Karriereseite in Facebook geben die Moderatoren durchaus Tipps, wie man ein Vorstellungsgespräch meistert – immer ohne erhobenen Zeigefinger.

Vielen weiteren Ausbildern gelingt es, auf Augenhöhe mit potenziellen Kandidaten zu sprechen: Dana Bartel, Ausbilderin bei Edeka Handick, stürmt in einer Guerilla-Aktion (im Panda-Kostüm!) mit ihren Azubis in die Schule, und informiert über die Ausbildungsmöglichkeiten in den Handick-Märkten. Inhaber Günter Schuler baut eine eigene „Bundesliga“ für seine knapp 30 Azubis auf:

Er hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, das seinen Firmennachwuchs anspornt. Die Edeka Juniorengruppe beschäftigt sich mit einer eigenen Spiele-App fürs Handy („Wizzup“) und duelliert sich mit Wissensfragen. Dietmar Grießinger, Hausleiter bei Kaufland und seit 20 Jahren erfahrener Ausbilder, montiert sich zwar keine Hasenohren an sein Profilbild. Aber er organisiert ungezählte Events für seine Azubis und ist bei alle Aktivitäten immer mittendrin. „Das hält jung“, sagt er gut gelaunt. Eine kurze Darstellung der diesjährigen Preisträger steht auf den Seiten 38 und 39.

In einer der nächsten Ausgaben berichte wir ausführlich über die Kreativ-Cups.

Nominierte auf einen Blick

Kategorie Super- und Verbrauchermärkte

  1. Dana Bartel, Edeka Handick
  2. Michele Chierchia, Tegut Wiesbaden
  3. Manuela Bauersachs, Tegut Meiningen

SB-Warenhäuser

  1. Dietmar Grießinger, Kaufland Bad Dürrheim
  2. Jeannette Schneider, Bungert , Wittlich
  3. Michelle Schneider, Kaufland Limbach

Selbstständiger Handel

  1. Günter Schuler, Edeka Schuler
  2. Eric Speckmann, WEZ-Märkte
  3. Andreas Simmel, Edeka Simmel

Handelszentralen

  1. Edeka Juniorengruppe
  2. Real SB-Warenhaus GmbH
  3. Edeka Südwest Fleisch

Sonderpreis
HR-Kompetenzcenter national der Rewe Markt GmbH für Social Media- Recruiting

Kreativ-Cups (gleichwertig)

  • „Junges Gemüse verkauft Obst“, Projekt der GJAV, Real SB-Warenhaus GmbH
  • der Tegut-Nachhaltigkeitsparkplatz
  • der Leiferder Weinberg, Edeka Ankermann
  • „Azubi@work“, Kaufland Fleischwaren

Die Preisträger
Kategorie - Super- und Verbrauchermärkte
 

Dana Bartel, Edeka Handick
Dana Bartel geht unbequeme Themen beherzt an. Immer vorausgesetzt, sie verbessert damit die Situation ihrer 19 Azubis.

Dana Bartel kümmert sich als Ausbilderin und Personalentwicklerin bei Edeka Handick um 19 Azubis. Das Familienunternehmen betreibt zwei Märkte in Korschenbroich (2.300 qm Verkaufsfläche) und Kleinenbroich (1.800 qm). Die junge Frau hat 2009 ihre eigene Ausbildung bei Aldi Süd beendet und arbeitet seitdem bei Handicks. Sie hat sich mit der Berufsschule auseinander gesetzt und erreicht, dass eine eigene Edeka-Klasse eingerichtet wurde.

Dazu hat sie weitere Händler in ihrer Umgebung angesprochen und zum Mitmachen motiviert. Nun gibt es tatsächlich zwölf Wochen Blockunterricht, einen festen Klassenleiter, außerdem ein zusätzliches Fach „Lebensmittelkunde“.

Drei Abschlüssen in drei Jahren
All das nutzt nicht nur den schwächeren Azubis, sondern auch den leistungsstarken. Denn diese können im besten Fall drei Abschlüsse in drei Jahren erreichen: Kaufmann im Einzelhandel, Frischespezialist, Handelsassistent. Außergewöhnlich ist ihr Recruiting in einem Kino: Vor einer Ladies- Night hat sie mit ihren beiden Frischespezialistinnen Melonenspieße vorbereitet und angeboten. Dabei lief als Vorfilm ein selbst gedrehtes Video der Azubis.

Kategorie - SB-Warenhäuser

 

Dietmar Grießinger, Kaufland
Führungspositionen aus eigenen Reihen besetzen – das gelingt Dietmar Grießinger. Seit 20 Jahren bildet der Hausleiter des Kauflands in Bad Dürrheim selbst aus. Es gibt im Ort und der Umgebung sicher keine Schul- oder Rekrutierungsveranstaltung, bei der er nicht schon mit seinen Azubis zu Besuch war. Mittlerweile erntet er die Früchte seiner Anstrengungen: Er kann sich tatsächlich die Besten aus den Bewerbungen aussuchen. Grießinger führt einen 6.500 qm großen Markt, mit 88 Mitarbeitern, darunter 9 Azubis.

Der Chef immer Mittendrin
Es ist beachtlich, was der Hausleiter neben seiner täglichen Arbeit auf die Beine stellt: Die Auszubildenden stärken beim Bubble Soccer ihren Teamgeist, besichtigen Lieferanten, proben einen Bühnenauftritt für die Jahresabschlussfeier. Sie gestalten eine eigene Zeitschrift und führen regelmäßige Spendenaktionen für karitative Zwecke durch. Dietmar Grießinger ist bei allen Aktivitäten mittendrin und immer aktiv dabei. „Das hält jung“, sagt er. Der Ausbilder freut sich, dass er eine ganze Riege von ehemaligen Schützlingen auf die Karriereleiter gesetzt hat, die heute Hausleiter, Warenbereichsleiter oder Erstkräfte sind. Sein Selbstverständnis: Er will immer für seine Azubis da sein, als Vorgesetzter, und, wenn es erforderlich ist, auch als Ersatzvater.

Kategorie - Selbstständiger Einzelhandel

 

Günter Schuler, Edeka Schuler
Günter Schuler veranstaltet eine eigene Bundesliga. Seine 27 Azubis spielen allesamt mit. Der Betreiber von vier Edeka-Märkten und E-Centern hat einen internen Wettbewerb geschaffen. Jeder Auszubildende kann durch verschiedene Kriterien Punkte erwerben, zum Beispiel durch gute Schulnoten, positive Beurteilungen durch den Vorgesetzten, die Mitarbeit an Projekten oder die pünktliche Abgabe des Berichtsheftes (übrigens in digitaler Form). Jedes Kriterium wird bewertet, mit 0 bis 10 Punkten. Das Ranking wird monatlich bekannt gegeben, auf einer eigenen App. Je nach Punktestand vergeben Günter Schuler und sein Ausbilderteam Belohnungen: So erhalten die besten Sechs 500 Euro Weihnachtsgeld, die letzten Drei gehen leer aus, dazwischen gibt es 250 Euro.

Die Weltrekord-Torte
Ein Projekt, welches das ganze Azubis Team forderte, hat es in die Liste der Guinness-Weltrekorde geschafft: die größte Frischkäse-Torte der Welt. Sie wog 2.786 kg, bestand aus Frischkäsezubereitung, Camemberts, Fladenbrot und Gemüse und war 1,20 m hoch. Dazu war ein Kraftakt nötig, der nur im Team von 36 Personen bewältig wurde. Nachdem der Weltrekord betätigt worden war, haben die Schulers die Torte portionsweise verkauft und den Erlös für einen guten Zweck gespendet.

Kategorie - Handelszentralen

 

Jens Kettler, Edeka
Als Geschäftsführer der Edeka-Juniorengruppe ist Jens Kettler mit seinem Team der programmatische Kopf für die Ausbildung und Nachwuchsförderung des Edeka-Einzelhandels. Aktuell besteht die Juniorengruppe in der Hamburger Zentrale aus knapp 20 Mitarbeitern, die in einem Team mit den Kollegen des Geschäftsbereichs Bildungswesen zusammenarbeiten. Viele Innovationen in der beruflichen Bildung werden durch die Edeka-Zentrale angeschoben und in enger Zusammenarbeit mit den sieben Regionen umgesetzt. Neben Aus- und Weiterbildungsprogrammen entwickeln die Experten Wettbewerbe wie „Mega- Azubi“ oder „Wizzup“, ein Duell mit Wissensfragen fürs Handy.

Pilotprojekt zur Integration
Vorreiter sind die Hamburger bei der Integration von Flüchtlingen. Im Rahmen eines Hamburger Pilotprojektes ist es gelungen, dass dieses Jahr fünf Azubis in der Zentrale ihre Ausbildung in verschiedenen Berufen begonnen haben. Hinzu kommen 12 Geflüchtete, die bei Hamburger Kaufleuten zum Verkäufer ausgebildet werden. Dabei hat man als Partner das Berufsbildungswerk BBW gewonnen, das sich um die Rekrutierung der Interessenten gekümmert hat. Außerdem hat das BBW die rechtlichen Fragen im Einzelfall geklärt. Alle Migranten haben einen Vorbereitungskurs besucht und ein Praktikum absolviert.

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