Mindestlohn Was darf der Staat? - Seite 4

Die Debatte über Lohndumping und Ausbeutung des Verkaufspersonals hat für Schlagzeilen gesorgt und Forderungen nach Mindestlöhnen neue Nahrung gegeben. Klar ist: Tariflöhne sind das Ergebnis von Verhandlungen zwischen zwei Partnern auf Augenhöhe. Einen staatlichen Eingriff wollen aber im Grunde weder Gewerkschaft noch Arbeitgeber. Es muss sich nur jeder an Tarifverträge halten.

Freitag, 27. August 2010 - Management
Bettina Röttig und Markus Oess

Nachgefragt

Die Diskussion um Mindestlöhne im LEH wurde erneut angefacht. Ist der Handel für oder gegen einen gesetzlichen Mindestlohn? Und inwieweit hat ein Fachkräftemangel etwas mit der Bezahlung zu tun?

„Meiner Meinung nach sollte es einen gesetzlichen Mindestlohn geben. Ich zahle meinen Mitarbeitern etwas mehr als den Tariflohn. Den Lohn für geringfügig Beschäftigte habe ich erhöht, weil auch sie zum Geschäftserfolg beitragen. Außerdem bekommen alle Mitarbeiter eine Prämie. Deren Höhe hängt allein von der Leistung der Mitarbeiter ab. Ich bin für 35 Mitarbeiter verantwortlich und möchte, dass es ihnen gut geht. Dann macht ihnen auch die Arbeit Spaß.“Peter Bräutigam, Inhaber Kupsch-Markt Bräutigam, Würzburg

„Ich bin dafür, dass Mitarbeiter im LEH einen gesetzlichen Mindestlohn erhalten sollten, damit ihre Arbeit anständig honoriert wird. Dass nicht nur das Geld zählt, zeigt der Fachkräftemangel an unseren Bedienungstheken der Fleisch- und Wurst- sowie Fischabteilung. Das liegt eher am Image des Berufes. Eine Ausbildung als Fleisch- oder Fischfachverkäufer/in ist für die meisten Jugendlichen nicht attraktiv genug. Selbst ein höheres Ausbildungsgehalt würde die Jugendlichen wahrscheinlich nicht umstimmen. Deshalb fehlt hier der Nachwuchs.  “Jens Gronemann, Inhaber E-Center Gronemann, Castrop-Rauxel

„Ich orientiere mich an den Einzelhandelstarifverträgen NRW. Meines Erachtens ist der Mindestlohn eine Sache der Tarifkommission und nicht des Gesetzgebers. Es sollte aber eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden, dass die Tarife nicht mehr als einen bestimmten Prozentsatz unterschritten werden dürfen. – Fachkräfte haben wir genug. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, zwei von vier Ausbildungsplätzen benachteiligten Jugendlichen zu geben. Damit bekommen sie eine Chance, die sie verdienen.“Thomas Lenk, Inhaber Rewe Lenk, Essen

„Da es viele Kaufleute im Einzelhandel gibt, die es mit den Löhnen untertreiben, habe ich nichts gegen Mindestlöhne. Ich habe sehr gute Personalkosten, wobei meine Mitarbeiter eine angemessene Bezahlung bekommen. Ob in städtischen oder ländlichen Regionen, auch der Lohn ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Das Gehalt ist aber nicht alles. Viel wichtiger ist, dass die Mitarbeiter gerne bei mir arbeiten und das gute Betriebsklima schätzen. Sie fühlen sich wohl. Das ist die Hauptsache.“ Rainer Lapp, Inhaber Rewe Lapp, Stockheim