Nachgefragt Was die Branche bewegt - HDE, dm, Zentis, HIT

2011 wird investiert und Gas gegeben. Handel und Hersteller testen neue Konzepte, suchen nach Möglichkeiten sich von Wettbewerbern zu differenzieren, setzen auf Innovationen und Vorsprung.

Donnerstag, 13. Januar 2011 - Management
Artikelbild Was die Branche bewegt - HDE, dm, Zentis, HIT
Konrad Kreuzberg, Edeka
  1. Teilen Sie die Euphorie der Umfrage-Teilnehmer aus dem Handel?
  2. Wie schätzen Sie die Lage ein?
  3. Was sind Ihre wichtigsten Themen und Vorhaben für 2011?

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Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Deutschland (HDE)

Die Stimmung im Handel ist so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das bestätigen unsere eigenen Umfragen. Viele Unternehmen haben ihre Situation 2009 und 2010 nach der sehr schlechten Entwicklung in den Jahren davor verbessern können. Die Krise ist langsam überwunden, auch wenn es nicht ganz für neue Rekordstände reicht. Für 2011 sind wir deshalb vorsichtig optimistisch, auch wenn es belastende Faktoren wie steigende Energiekosten oder das Sparpaket der Regierung gibt. Eine Eins vor dem Komma könnte drin sein.

Wir brauchen ein günstiges Umfeld für den Konsum. Es darf kein Störfeuer aus der Steuerpolitik geben, das die Verbraucher verunsichert. Und den Unternehmen dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden. Die Reform der Gewerbesteuer ist daher eines unserer dringendsten Anliegen. Die Bundesregierung hat dieses äußerst wichtige steuerstrukturpolitische Zukunftsthema gestoppt. Selbst Unternehmen, die nicht in der Gewinnzone operieren, werden für die öffentlichen Haushalte zur Kasse gebeten. Wir sind sehr enttäuscht und fordern die Bundesregierung auf, die Gewerbesteuerreform wieder in Angriff zu nehmen. Von großer Bedeutung ist natürlich auch die Verunsicherung der Marktteilnehmer darüber, welche Verhandlungspraktiken als wettbewerbsrechtlich bedenklich eingestuft werden müssen. Der HDE wird den begonnenen Dialog mit der Kartellbehörde fortführen und den Koordinationsbedarf zwischen den Marktpartnern erläutern, der nicht zuletzt auch der Verteilung des geschäftlichen Risikos dient.

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Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung dm-Drogerie Markt

Wir bei dm würden nicht von Euphorie, sondern von Zuversicht sprechen, da wir uns auch in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt haben. Den Trend der Umfrage können wir durch die positive Entwicklung bei dm bestätigen. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir bei dm bundesweit einen Umsatz von 4,07 Mrd. Euro erzielt, im Vergleich zum Geschäftsjahr 2008/2009 bedeutet das ein Wachstum von 8,7 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir weitere Zuwächse.

Die Entwicklung im Einzelhandel wird wahrscheinlich leichter zu meistern sein, als zur Finanz- und Wirtschaftskrise. Wichtig finde ich, dass die Wirtschaft nachhaltig an Stabilität gewinnt und nicht erneut durch Staatsbankrotte, Währungsturbulenzen oder Spekulationen in Bedrohung gerät.

Das nächste Jahr bietet sicher viele Chancen, solange man sich nicht auf dem Erreichten ausruht. Das Wichtigste für uns sind stets die Menschen, denn wenn wir am Markt erfolgreich sein wollen, dürfen wir die Zufriedenheit unserer Kunden und Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren. Wir glauben, dass wir unsere bisherige Entwicklung in diesem Jahr fortsetzen können. Im Geschäftsjahr 2010/2011 ist eine Umsatzsteigerung von 5 bis 7 Prozent realistisch. In Deutschland rechnen wir mit mindestens 200 Mio. Euro Mehrumsatz. Der Marktanteil von dm an Drogeriewaren wird in diesem Jahr voraussichtlich auf über 16 Prozent steigen. Es geht uns aber nicht um ein Wachstum um jeden Preis, sondern darum, weiter organisch zu wachsen.

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Karl-Heinz Johnen, Geschäftsführer Zentis

Trotz der konjunkturellen Erholung glaube ich, was den deutschen Lebensmittelhandel und die deutsche Lebensmittelindustrie angeht, ist Euphorie nicht angebracht, denn der derzeitige radikale Verdrängungswettbewerb und die daraus resultierenden Preisschlachten schädigen letztlich die gesamte Branche.

Das Haus Zentis ist durch mehrere Standbeine und eine mittlerweile stark forcierte Internationalisierung nicht mehr ganz so abhängig von den Ausschlägen des Binnenmarktes wie früher, jedoch befürchte ich auch für unser Unternehmen aufgrund des oben skizzierten Szenarios einen starken Margendruck und Ertragsverfall, trotz des an sich guten Konsumklimas.

Neben generellen Produktivitätssteigerungen streben wir eine weitere Forcierung der Internationalisierung an sowie die Verstärkung unserer Tätigkeit eventuell durch ein neues Geschäftsfeld. Daneben ist für jedes Lebensmittelunternehmen die Hauptaufgabe die ständige Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung.

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Klaus Dohle, Geschäftsführer HIT Handelsgruppe

Grund zu Euphorie sehe ich nicht. Ich bin zwar für dieses Jahr optimistisch eingestellt, aber auch Realist und gehe davon aus, dass sich die Preisdiskussionen und Preissenkungsrunden fortsetzen werden.

Schon der Start ins noch junge Jahr verlief mit dem Dioxinskandal für die Branche nicht gerade erfreulich. Der Imageschaden ist da. Skeptisch sehe ich außerdem, dass nach wie vor mehr und mehr Verkaufsfläche in Deutschland hinzukommt. Das Tempo im deutschen Handel ist, z.B. was die Innovationsfähigkeit und das Testen von Neuheiten und neuen Wegen anbelangt, schon hoch, aber es wird sich auch nochmals erhöhen. Wir befassen uns in diesem Jahr verstärkt mit Vertriebskonzepten und wollen unseren Internetauftritt und unser Internetangebot neu gestalten. Vieles, was wir uns darüber hinaus vorstellen können, testen wir in unserem neuen Testmarkt in Bergheim.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Harry Brouwer, Unilever
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Bild öffnen Dr. Eckhard Cordes, Metro
Bild öffnen Alain Caparros, Rewe
Bild öffnen Prof. Dr. Ulrike Detmers
Bild öffnen Thomas Bruch, Globus
Bild öffnen Friedhelm Dornseifer, BVL
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Bild öffnen Erich Harsch, dm
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Bild öffnen Robert Schäfer, Rewe
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Bild öffnen Roger Ulke, Konsum Dresden
Bild öffnen Hartmut Wießner, Sinnack
Bild öffnen Jörg Müller, Rewe-Kaufmann und BVL-Vizepräsident
Bild öffnen Raimund Luig, Vorstand Handel, Kaiser’s Tengelmann

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