Fleisch-Star-Talent 2016 Stresstest für Nachwuchskräfte

Fleisch-Azubis aus den Bereichen Verkauf und Produktion absolvieren ein Assessment-Center. Wer meistert praktische Aufgaben, kennt sich im Sortiment aus und kann sich selbst präsentieren? Auf der Suche nach den Fleisch-Star-Talenten.

Freitag, 15. Januar 2016 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Stresstest für Nachwuchskräfte
Bildquelle: Carsten Hoppen

Ein Morgen in der Neuwieder Food Akademie: Bis kurz vor 14 Uhr ist die Welt noch in Ordnung für die 20 Kandidaten, die zu den Azubi-Tagen des Wettbewerbs um die Fleisch-Star-Talente 2016 angereist sind. Selbstbewusst und siegessicher posieren sie für den Fotografen – schließlich sind alle Selfie-erprobt und regelmäßig in sozialen Netzwerken unterwegs. 20 Auszubildende im dritten Lehrjahr, jeder einzelne macht an seinem Arbeitsplatz eine gute Figur: entweder hinter der Fleisch-Bedienungstheke (Kategorie Verkauf) oder im Vorbereitungsraum, beim Fertigen von Hackfleisch, Spießbraten und Co. (Kategorie Produktion). Ihre Arbeitgeber haben sie ins Rennen geschickt, dann wurden sie aus allen Bewerbungen ausgewählt und präsentieren sich und ihren Ausbildungsbetrieb nun hier vor einer fachkundigen Jury.

Spätestens um 14.30 Uhr ist das Thema „Coolness“ gegessen. Denn nun wissen alle Teilnehmer, welche Aufgaben sie bis zum Abend erfüllen sollen, allein oder in Gruppenarbeit. Dabei ist jede einzelne Anforderung zweifelsohne machbar, in der Praxis schon zigmal erprobt. Aber, Hand aufs Herz, es ist doch etwas anderes, wenn einem dabei zwei oder sogar drei Juroren auf die Finger schauen. Fühlt es sich unangenehmer an, wenn der Experte aus dem eigenen Unternehmen kommt? Oder ist es gefühlt noch schlimmer, wenn sich die Jurorin der Konkurrenz Notizen auf ihrem Block macht? Man weiß es nicht, fest steht aber, dass Arbeiten unter strenger Beobachtung den Pulsschlag deutlich erhöht.

Die Teilstücke benennen und Zubereitungstipps geben

Bogenschießen – könnte witzig sein, wenn nur der blöde Pfeil das Ziel treffen würde! Doch auch wenn er vorbei geht und weder das Schwein noch das Rind aus Styropor mit eingezeichneten Fleischteilen getroffen werden, haben die Juroren Jürgen Sieler und Manfred Müller passende Fachfragen parat. Welches Teilstück sich für welche Zubereitung eignet, haben fast alle Kandidaten „auf der Pfanne“. Da sorgen Verena Veith, Kristine Baumgart und Hans Joachim Wermter mit ihrer Aufgabenstellung schon für mehr Kopfzerbrechen. Sie erwarten eine kompetente Menüberatung, wobei Fleisch, Personenzahl und Anlass vorgegeben sind. Wer so etwas noch nicht gemacht hat, hofft, dass die Mitstreiter in der Gruppe ihn mitziehen – und erfährt nebenbei, dass solche Fragen in der Abschlussprüfung durchaus relevant sind.

Weiter zu Carina Kunz, Kornelia Hoffmann und Aristides Selalmazidis. Bei den ersten Azubis kommen Selbstzweifel auf, als sie allein eine Bühne betreten müssen und ein Kurzreferat über ein vorgegebenes Thema halten müssen. Wer die Bühnenshow absolviert hat, darf im Lehrsupermarkt der Food Akademie zurück in eine gewohnte Umgebung, sprich: hinter die Theke. Thorsten Kilb und Matthias Schmidkunz beobachten mit Argusaugen, wie die Kandidaten mit der Ware umgehen und ob sie Testkäuferin Heidrun Mittler zufrieden stellen.

Nach getaner Arbeit freuen sich alle aufs Abendessen, danach toben sich die Teilnehmer noch bei einer Runde Lasertag im Supermarkt aus.


Teil zwei des Assessment-Centers: Die Schnitzeljagd mit Fragen (Baumgart, Schmidkunz) zur Fleisch- und Wurstproduktion mausert sich zum Lieblingsspiel der Anwesenden. Dann aber folgt die Angstdisziplin: eine Rechenaufgabe, die so oder ähnlich in der Prüfung vorkommen kann. Übrigens: Die Frage, entwickelt von Jürgen Seifert und Jürgen Sieler, steht im Kasten rechts. Die Lösung folgt am Ende des Textes.

Hans-Joachim Wermter und Heidrun Mittler bauen auch die Entmutigten wieder auf, wenn es heißt: anpacken und die Theke sinnvoll bestücken. Das klappt erheblich besser, wenn man einen Plan hat und sich im Team abspricht.

Regel Nummer eins: Niemals ins laufende Messer greifen!

Bei der Nutzung der Aufschnittmaschine muss der Praktiker von Real einmal energisch eingreifen: Niemals, und wirklich niemals, darf man die Maschine reinigen, während das Messer noch läuft. Er lässt das Gegenargument „Das machen wir aber im Geschäft immer so“ nicht zu. „Was passiert denn, wenn Sie für einen Mitarbeiter verantwortlich sind, der Ihnen das nachmacht und sich dabei schwer verletzt?“ – diese Frage gibt er dem jungen Mann mit auf den Weg.

Weiter zu Jürgen Panke und Ulrich Schulte. Beide fühlen sich wohl in ihrer Haut – schließlich sitzen sie auf der richtigen Seite des Tisches, sind also die Fragesteller. Der ein oder andere Befragte jedoch hat ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, vor allem, wenn die Personaler Dinge wissen wollen, die man für gewöhnlich lieber verschweigt. Aber in einem Vorstellungsgespräch kommen nicht nur Nettigkeiten auf den Tisch. Und die Frage, wohin der Berufsweg führen soll, ist gar nicht so leicht zu beantworten.

Das Verhalten des Einzelnen innerhalb einer Gruppe – für diesen Aspekt hat Erlebnispädagoge Oliver Lumma ein geschultes Auge. Er moderiert die letzte Challenge, mit einer gehörigen Portion Action. Später vergibt er Pluspunkte für die Aktiven, die die Teams voranbringen.

Am Ende des Assessment-Centers ziehen die Kandidaten Bilanz: Spannend waren die zwei Tage. Aber jeder kann mindestens eine Anforderung nennen, bei der es für ihn nicht gut gelaufen ist. Eine wichtige Erfahrung: Erfolgreich ist derjenige, der sich nicht von Enttäuschungen entmutigen lässt. Nach der Veranstaltung fällt das Juryurteil eindeutig aus, die Punktbesten haben das Rennen gemacht.

Wer die besten Drei in den Kategorien Verkauf und Produktion sind? Das erfährt zuallererst das Publikum auf dem 24. Deutschen Fleisch-Kongress. Auf dem Petersberg bei Bonn trifft sich – wie bereits in den vergangenen 23 Jahren – die gesamte Fleischbranche. Ein wichtiger Programmpunkt am 3. Februar ist die Vorstellung der sechs Fleisch-Star-Talente mit Live-Interviews auf der Bühne sowie abends die Prämierung der beiden Preisträger.

Die Talentschau der Kandidaten gibt Anlass zur Hoffnung: 20 junge Menschen, die mit großem Engagement in ihrem Beruf arbeiten. 20 Talente, die sich nicht nur auf einer Bühne, sondern ebenso gegenüber dem Kunden behaupten können. 20 Teamworker, die im Kollegenkreis konstruktiv miteinander arbeiten können. Aber auch: 20 Schüler, die in manchen Disziplinen (Kopfrechnen! Kalkulieren!) teilweise noch großen Spielraum zur Verbesserung haben. Und vor allen Dingen: 20 junge Menschen, die der Handel in den nächsten Jahren dringend benötigt. Denn ohne sie – und ihre Mitstreiter hinter der Theke – kann er keine rentablen Geschäfte an der Fleischtheke machen.

Die 20 Kandidaten im Überblick
  • Sonja Rieder, Rewe Hartmann
  • Florentina Pavaloaei, Rewe hartmann
  • Zuzanna Kosior, Rewe Oel
  • Denny Rettke, Kaufland Meineweh
  • Jens Jäger, Kaufland Meineweh
  • Diren Arslan, Rewe Frankfurt, Bergerstraße
  • Marco Gerwien, Rewe Bad Vilbel
  • Christine Bengelmann, E-Center Ammon
  • Larissa Wallmeroth, Rewe Wehrheim
  • Paolo Mulara, Rewe-Filiale 513, Frankfurt
  • Sabine Burkhardt, Kaufland Meineweh
  • Kevin Lahr, Kaufland Schwäbisch-Hall
  • Diandra Perrone, Hieber’s Frische Center
  • Vivien Deutschmann, Rewe Potsdam
  • Tom Reuter, Kaufland Heiligenstadt
  • Gerrit Seiler, Real SB-Warenhaus,
  • Uelzen Andre Pfeiffer, Kaufland Meineweh
  • Benedikt König,Kaufland Heiligenstadt
  • Yasemin Jager, K. Tengelmann, Augsburg
  • Svenja Baurhenne, Real SB-Warenhaus Hagen

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