Heiße Theke Heiße Sache

Gastronomiekonzepte versprechen gute Umsätze. Je nach Standort und Kunden werden neue Wege in der Kundenansprache beschritten.

Mittwoch, 15. Dezember 2010 - Management
Artikelbild Heiße Sache
Joachim Jagow, Van Hees, im Vertrieb zuständig für den LEH

Schnell eine Frikadelle oder ein Stück Fleischkäse im Brötchen – in vielen Märkten kein Problem. Die heiße Theke hat Konjunktur. „Ich möchte unsere Theke nicht mehr missen. Denn ohne sie würde jede Menge Geld am Ende des Monats fehlen", sagt Stefan Bovie, Metzgermeister und Abteilungsleiter Service beim selbstständigen Rewe-Händler De Witt in Mönchengladbach. Er bestückt seit mehr als einem Jahr eine an die Fleisch- und Wursttheke angeschlossene Theke mit schnellen Snacks wie Frikadellen, Spareribs und Hähnchenschenkeln aus eigener Produktion. Und das Geschäft läuft gut.

„Unser Kundenlauf wurde erhöht, und wir generieren monatlich rund 10.000 Euro Umsatz on top", berichtet Bovie. Derzeit kaufen mehr als 4.500 Kunden pro Monat an der heißen Theke. Damit das Konzept läuft, müssen jedoch einige Regeln beachtet werden: Alle drei Stunden wird die Theke neu bestückt, denn einen längeren Verkauf lässt z. B. die Qualitätssicherung des Rewe-Konzerns nicht zu. Im gleichen Zeitabstand, sowie morgens und abends, wird die Theke gereinigt. Auch die Kerntemperatur der Waren darf die 65-Grad-Celsius-Marke nicht unterschreiten. Damit nicht zu große Abschriften entstehen, ist daher eine gute Planung hilfreich.

Sauberkeit ist das A und O. Dann kommt der Kunde gerne. Daher kann eine heiße Theke als Kundenbindungselement und Frequenzbringer genutzt werden. Die Orientierung am Kundenwunsch ist dafür essenziell, so braten einige Händler auf Bestellung und ohne Mehrkosten z. B. auch Geschnetzeltes an. Weitere Grilltheken-Konzepte verfolgt die Edeka Südwest in rund 7.000 Filialen, die Rewe Dortmund etwa bei Kaufmann Rötten in Dortmund Applerbeck sowie die Coop Kiel in diversen Märkten mit klassischen Grills.

Das Geschäft mit den heißen Theken funktioniert, also testet der Handel weiterführende Maßnahmen. So bietet Frischecenter Zurheide in der Filiale in Düsseldorf Reisholz ein Gastronomie-Konzept an. Sitz- und Auswahlmöglichkeiten zwischen mehreren Menüs, auch à la Carte, erweitern das Repertoire. Neben Klassikern wie Grillhähnchen und Frikadellen, werden zusätzlich passende Beilagen angeboten. „Wir haben ein Angebot für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack", sagt Uwe Eberhardt, Abteilungsleiter Frische bei Zurheide. Für einen reibungslosen Ablauf sorgen 40 Mitarbeiter mitsamt Küchenchef.

Konzeptionell hat dieser Ansatz eine ganz andere räumliche wie finanzielle Dimension: Der Platz für Theke sowie Bestuhlung muss vorhanden sein, Möbel beschafft, und auch das Personal will bezahlt werden. Themenabende und Fleischseminare festigen die Kundenbindung. Frequenzbringer ist jedoch ganz profan das Grillhähnchen. Rund 700 bis 800 Stück gehen wöchentlich über die Theke. Besonders Berufstätige kommen regelmäßig, insgesamt ca. 500 Kunden täglich. „Bei uns machen vor allem die gut ausgebildeten Mitarbeiter sowie die eigene Herstellung nach unseren Rezepturen den Erfolg aus", berichtet Eberhardt. Das Konzept laufe sehr gut, so gut, dass sogar ein zweiter Grill angeschafft wurde.

Weitere Handelsunternehmen experimentieren ebenfalls: Drei Hit-Märkte sowie die Plaza-Märkte der Coop betreiben Bistro-Konzepte mit integrierter Mitnahmetheke. Auch die Edeka Südwest denkt über neue Möglichkeiten nach. „Mit wechselnden Gerichten, passend zur Tageszeit, wollen wir uns dem individuellen Kundenstrom anpassen", sagt Jürgen Mäder, Geschäftsführer Edeka Südwest Fleisch. Eine veränderte Thekenmöbelanordnung soll es möglich machen, komplette Menüs anbieten zu können.

Für den Erfolg entscheidend ist für fast alle befragten Unternehmen die eigene Herstellung. Zudem beeinflusst der Standort nicht nur die Frequenz, sondern auch die Bedürfnisse, an denen man sich orientieren sollte. Zusätzlich wird vom Kunden honoriert, wenn das Sortiment abwechslungsreich gestaltet ist. Beim Direkt-Verzehr ist zudem Atmosphäre ein wesentlicher Faktor.

Nach mehr als einem Jahr Betrieb ist Rewe-Metzger Stefan Bovie so von seiner heiße Theke überzeugt, dass er ebenfalls über eine Vergrößerung nachdenkt: „Meine Vision ist eine circa 500 qm große Bistro-Fläche."

Bilder zum Artikel

Bild öffnen
Bild öffnen Joachim Jagow, Van Hees, im Vertrieb zuständig für den LEH