Interview Erich Harsch - dm Viele Möglichkeiten für Investitionen erarbeitet - Sortimentsstrategie

Läuft es weiter wie bisher, wird dm binnen zweier Jahre Schlecker als Marktführer in Deutschland ablösen. Für dm-Chef Erich Harsch ist das nur die Konsequenz der eigenen Leistung. Warum, das erzählt er im LP-Interview.

Donnerstag, 04. November 2010 - Management
Markus Oess
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Welche Rolle spielen Gesundheitsprodukte und Apotheken in der künftigen Sortimentsstrategie?
Hier müssen wir Abstufungen vornehmen. Das Gesundheitsthema gewinnt für uns weiter an Bedeutung. Wenn sich Möglichkeiten eröffnen, unser Sortiment entsprechend zu ergänzen, werden wir das tun. Bei apothekenexklusiven Produkten werden wir früher Veränderungen erleben, vielleicht auch bei bislang apothekenpflichtigen freiverkäuflichen Arzneimitteln. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten sehen die Realitäten nach den vergangenen Gerichtsurteilen anders aus. Da wird sich in nächster Zukunft eher wenig bewegen.

Welche Rolle wird das Ausland für dm spielen?
Nun, die Auslandsexpansion wird von den Kollegen aus Österreich vorangetrieben. Ganz einfach weil sie dort die Sättigungsgrenzen im Markt erreicht haben. Wir sind heute in elf Ländern Europas aktiv. Mit Bulgarien und Rumänien haben wir noch Länder vor der Brust, in denen wir uns auf die Verdichtung konzentrieren, bevor wir neue Länder angehen. Das Auslandsgeschäft wird weiter an Bedeutung gewinnen. Wenn wir in neuen Ländern starten, wird dies in Osteuropa sein. Wir haben jedoch kein konkretes Projekt und sehen außerdem Wachstumsperspektiven in Deutschland, auf die wir unsere Kräfte konzentrieren möchten.

Seit Anfang des Jahres kauft dm wieder über die Markant ein. Sind Sie zufrieden?
Als wir damals zur Rewe gegangen sind, sind wir von anderen Rahmenbedingungen ausgegangen. Unter anderem dachten wir an eine engere Kooperation mit der Rewe im Drogeriewaren-Bereich, was sich leider nicht bewahrheitet hat. Wir wissen um die Stärken der Markant auch im Dienstleistungsbereich. Es passt. Selbst die alten SAP-Schnittstellen waren noch vorhanden.

{tab=Geschäftsjahr 2009 / 10}

  • dm will in ein, zwei Jahren Schlecker als Nummer eins in Deutschland ablösen.
  • Im Geschäftsjahr 2009/2010 wurden konzernweit in 2.403 Filialen mehr als 5,65 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das Wachstum betrug 8,7 Prozent und lag damit etwas unter Vorjahr. In Deutschland erzielte dm im vergangenen Geschäftsjahr in 1.185 Filialen einen Umsatz von 4,07 (Vorjahr: 3,75) Mrd. Euro. Flächenbereinigt wuchs das Unternehmen um 3 Prozent.
  • Im Bereich Drogeriewaren sehen sich die Karlsruher hier zu Lande als Marktführer mit einem Anteil von 16 Prozent, Schlecker liege bei rund 7 Prozent. Zum Ergebnis macht das Unternehmen keine Angaben. Der „Notwendigkeitswert" von 1 Prozent Umsatzrendite sei überschritten.
  • Im laufenden Geschäftsjahr sollen rund 100 neue Märkte in Deutschland entstehen. Vor allem im Norden soll das Netz verdichtet werden. Für Expansion und Ausbau bestehender Märkte in Deutschland sind Investitionen in Höhe von 68 Mio. Euro vorgesehen. Bundesweit sieht Harsch Potenzial für bis zu 2.000 dm-Märkte.

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ERICH HARSCH,
Vorsitzender der dm-Geschäftsführung

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