Die Menschen in Lörrach, Schopfheim, Rheinfelden und den Nachbarorten gehen „zum Hieber“, nicht „zu Edeka Hieber“: Kaufmann Jörg Hieber hat eine Marke geschaffen. Das Edeka-Gelbblau ist bei ihm allenfalls Nebensache – zumal, was viele nicht wissen, statt Gelbblau bei Hiebers bis in die 70er- Jahre Rot die Farbe der Handelszentrale war: Hieber war ein Reweaner in einer nur gut ein Dutzend Genossen zählenden Genossenschaft. „Ob Sie als Kaufmann einen oder mehrere Märkte haben, ist egal, aber Sie müssen der Beste in Ihrem Gebiet sein, dann können Sie zur Marke werden“, rät der 86-Jährige. Sein einfach klingender, aber in der Praxis herausfordernder Rat: „Hören Sie auf Ihre Kunden!“
Es gibt eine Handvoll Lebensmittelhändler in Deutschland, deren Namen in ihrer jeweiligen Region einen ähnlich guten Klang haben. Zum Beispiel: Friedhelm Dornseifer. Er ist acht Jahre jünger als Jörg Hieber, aber vom gleichen Schlag. Längst haben seine Söhne das Ruder übernommen, doch der Vater sei fit, „tag- und nachtaktiv“, berichtet Sohn Peter, der die Produktion leitet. Denn neben den 18 Märkten („Dornseifers Frischemarkt seit 1965“, so die Marke), in denen rund 900 Menschen arbeiten, gibt es auch eine eigene Herstellung für Metzgerei, Bäckerei, Konditorei und Frischeküche. Mit einem angestellten Metzger, der gerne mehr selbst produzieren wollte, begann die Fertigung, in der heute 200 Menschen arbeiten, die gut 1.000 Produkte herstellen. „Obere Mittelklasse“ nennt Peter Dornseifer schmunzelnd die Positionierung seiner Marke. Die Menüs hätten in der Regel drei Wochen Mindesthaltbarkeit, „aktuell sehen wir großes Potenzial in Frischemenüs, die nur sieben Tage Haltbarkeit haben“, sagt Peter, der die Marke Richtung Restaurantqualität weiterentwickelt. Die Dornseifer-Produkte machen in den eigenen Märkten inzwischen 25 Prozent vom Umsatz aus.
Auf die eigenen Produkte kommt es an
Vielfach macht die Eigenproduktion Händler zur Marke. Das zeigt auch Beispiel drei: Edeka Röthemeier führt seit vielen Jahren Frischeprodukte unter der Eigenmarke Röthemeier. „Unsere Produkte müssen authentisch sein“, sagt Geschäftsführer Manuel Sasse. Bestes Beispiel ist die Röthemeier-Bratwurst – weil Röthemeier seine Wurzeln im Fleischerhandwerk hat. In einem „Frischecenter“ stellen zwölf Mitarbeiter rund 30 Salate, Desserts sowie aktuell Grünkohl her, wie Sasse berichtet. Die Mindener verarbeiten saisonale Produkte von Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung. „Unser Anspruch ist, dass unsere Produkte geschmacklich besser sind als industrielle Ware“, sagt Sasse. Die eigene Produktion macht es dem Händler leicht, bedarfsgerecht herzustellen und „somit eine gute Marge“ zu erzielen, wie der Geschäftsführer berichtet.