Ausbildung behinderte Jugendliche - Metro Group „Ganz normal!“ - Seite 3

Integration statt Fürsorge: Die Metro Group bildet behinderte Jugendliche aus. Das nutzt beiden Seiten, dem Arbeitgeber und den Menschen mit Handicap.

Montag, 06. September 2010 - Management
Heidrun Mittler

Klassische Win-Win-Situation: Bei einer Fachtagung im März machten Dr. Pfister und Stieper deutlich, dass die verzahnte Ausbildung „ein Gewinn für Unternehmen und behinderte Menschen“ sein kann. Die Metro verstehe sich dabei keineswegs als „Samariter“, es entstünde vielmehr eine Situation, in der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen profitieren könnten. So zeigen die Vamb-Mitarbeiter laut Dr. Pfister meist ein enormes Engagement bei der praktischen Arbeit: „Behindert heißt nicht automatisch weniger Leistung.“ Zudem bleiben sie ihrem Ausbildungsbetrieb lange Zeit treu, „Job-Hopping“ ist für sie kein Thema. Noch wichtiger aber ist die längerfristige Perspektive: Aufgrund der demographischen Entwicklung werden in Deutschland die Auszubildenden knapp. Können sich Unternehmen dann noch leisten, eine Gruppe von Bewerbern (sprich: Menschen mit Behinderung) vor vornherein auszugrenzen?

Prof. Dr. Mathilde Niehaus, Uni Köln, begleitet das Vamb-Projekt aus wissenschaftlicher Sicht. Sie weist darauf hin, dass Firmen von ihrem Sozialengagement erheblich profitieren können: Zum einem verbessern sie ihr Image aus Kundensicht, zum anderen steigern sie intern ihre Sozialkompetenz: Wenn „normale“ Mitarbeiter mit behinderten Kollegen zusammenarbeiten, entwickeln sie Verständnis für die Unterschiede, was sich positiv auf das Verhalten innerhalb der Gruppe auswirkt. Neue Wege gehen: Wer behinderte Azubis integrieren will, muss neue Wege gehen. Olaf Stieper schildert ein konkretes Beispiel: Er habe sich anfangs auch nicht vorstellen können, wie ein Rollstuhlfahrer im Verkauf arbeiten könne. Aber es kommt darauf an, wie man den Arbeitsplatz gestaltet. Sicher ist es schwierig, wenn ein solcher Mitarbeiter kleine Teile wie Deostifte ins Regal einräumen soll.

In der Warengruppe Unterhaltungselektronik sieht das ganz anders aus: Hier kann der Verkäufer seine Kunden gut beraten, er braucht lediglich dann Unterstützung durch Kollegen, wenn der Fernseher schließlich über die Ladentheke geht. „Schema X“ geht nicht, der Arbeitsplatz muss auf die Bedürfnisse des Lehrlings zugeschnitten werden.