Rüschens Kolumne Der Boom in Sachen E-Food

Lebensmittel bestellen und an die Haustür liefern lassen – immer mehr Kunden nutzen E-Food. Wie nachhaltig ist dieser Trend?

Montag, 19. April 2021 - Management
Stephan Rüschen
Artikelbild Der Boom in Sachen E-Food
Bildquelle: Getty Images

Die E-Food-Aktivitäten von Rewe Online (seit 2011) und der Markteintritt von Amazon Fresh (2017) wurden von vielen als betriebswirtschaftliches Abenteuer belächelt. Andere haben damals die zukünftige Entwicklung von E-Food im deutschen Markt deutlich überschätzt – ich auch.

E-Food ist Corona-bedingt im vergangenen Jahr um circa 60 Prozent gestiegen. Hätten die Anbieter ausreichend Kapazitäten gehabt, wäre das Wachstum noch deutlich höher ausgefallen. Der Marktanteil liegt aber immer noch bei 1 bis 2 Prozent und verbleibt weiterhin in der Nische.

Zwischenzeitlich sind einige wieder aus dem Markt ausgetreten (Kauf-land, allyou-need.de), aber noch mehr Anbieter neben Rewe Online und Amazon Fresh sind auf dem Markt geblieben (zum Beispiel mytime, myenso), erschienen (Picnic mit Edeka als Kooperationspartner, Gorillas und Flink jeweils mit Lieferung innerhalb von 20 Minuten in Großstädten) oder in den Startlöchern (z. B. Knuspr von Rohlik – baldiger Start in München). Andere testen bereits im Ausland (Kaufland, Lidl und Aldi) und nähren die Fantasie, auch in Deutschland aktiv zu werden. Müller, dm und Rossmann liefern ebenfalls und nicht zu vergessen die Category-Spezialisten wie Zooplus.de oder den „Leuchtturm“ Flaschenpost, der für 1 Milliarde Euro an Dr. Oetker verkaufen konnte.

E-Food musste – wie Non-Food in den Anfangsjahren der 2000er – das Kundenvertrauen in die Lieferqualität erst gewinnen. Dies ist aufgrund der Besonderheit der Waren (z. B. Frische) anspruchsvoll. Das Convenience-Argument (Shopping überall und zu jeder Zeit) und die größere Sortimentsvielfalt im E-Commerce treffen aber auch auf E-Food zu. Daher war es nur eine Frage der Zeit, wann E-Food den Durchbruch auch in Deutschland schaffen würde. Corona wirkte als Beschleuniger.

Aufgrund der niedrigen Margen und der aufwendigeren Logistik wird E-Food aber nur durch höhere Verkaufspreise und/oder Liefergebühren profitabel sein können. Das müssen die Kunden akzeptieren.
Nachhaltigkeit beeinflusst die Konzepte ebenfalls. Picnic mit Elektro-Sprintern oder Gorillas mit der Fahrradauslieferung haben dabei bereits die Voraussetzungen geschaffen. Es wird nicht das eine E-Food-Konzept geben, vielmehr bilden sich bereits Konzepte, die verschiedene Zielgruppen und deren Bedürfnisse befriedigen können.
E-Food boomt – endlich.