Energiemanagement Mehr Leistung, weniger Verbrauch - Mehr Leistung, weniger Verbrauch: Teil 2

Moderne Technologien versprechen eine deutliche Energieeinsparung. Wir zeigen, mit welcher Art von Anlagen Lebensmittelhändler ihre Effizienz besonders stark verbessern können.

Mittwoch, 12. September 2018 - Management
Bernd Liening
Artikelbild Mehr Leistung, weniger Verbrauch - Mehr Leistung, weniger Verbrauch: Teil 2
Leicht geneigte Schiebetüren sparen bei halbhohen Kühlregalen Energie..
Bildquelle: Aichinger, Epta, Danfoss, Jörn Strojny
IKU-Award für effizientes Energiesystem

Das Energiesystem „ESyCool green“, das von Viessmann in Kooperation mit Aldi Nord entwickelt wurde, hat den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt, kurz IKU, erhalten. Herzstück des Kälte-/Wärme- Verbundsystems sind Sole-Wasser- Wärmepumpen, die mit dem natürlichen Kältemittel R290 (Propan) betrieben werden. Eine weitere Besonderheit des Systems ist der Eis-Energiespeicher, der die Phasenwechselenergie von Wasser zu Eis nutzt. An kalten Tagen wird aus dem thermischen Speicher Wärme entzogen. Im Sommer bauen die Wärmepumpen tagsüber mit Strom aus der Photovoltaikanlage Eis im Energiespeicher auf, um die gespeicherte Sonnenenergie in der Nacht zur Kühlung der Kühlstellen zu verwenden. Viessmann nennt diese Funktion „Power2Ice“.

Technisch anspruchsvoller ist die Optimierung der Kältetechnik sowie der Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen. Nach Angaben von Epta Deutschland können die Stromkosten je nach Anlagentyp über die gesamte Lebensdauer einer Kälteanlage 90 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit einer Anlage kommt demnach der Energieeffizienz eine zentrale Rolle zu. Einen zusätzlichen Effekt bringt die Nutzung der Abwärme der Kälteanlage für Heizung, Warmwasser oder Prozesswärme. Moderne Anlagen von Epta können modular erweitert werden, um mithilfe von Wärmepumpen und Klimamodulen die komplette Gebäudeheizung und -klimatisierung energieeffizient in die Gewerbekälte zu integrieren.

Kostensenkende Integrallösung
Als Faustregel zur Optimierung der Abwärme gilt: Je niedriger das Temperaturniveau des Sekundärkreislaufes (Heizwasser, Warmwasser etc.), desto effizienter kann die Abwärmeleistung übertragen werden. Die Epta-Fachleute raten: „Wenn Marktbetreiber ihr Gebäude mit einer Kälteanlage klimatisieren oder die Abwärme nutzen wollen, sollten sie einen Gewerbekältespezialisten frühzeitig in die Planung einbeziehen. Denn dann kann die Kälteanlage besser und effizienter für das jeweilige Gebäude geplant und integriert werden.“

Der Supermarkt als Stromversorger

Die Entwicklung im „grünen Ladenbau“ ist noch lange nicht abgeschlossen. Nach Ansicht von Danfoss werden Supermärkte „eine Schlüsselrolle im dezentralisierten Energiesystem der Zukunft übernehmen und neue Effizienzstandards festlegen“. Jürgen Fischer, President Danfoss Cooling, entwickelt folgendes Szenario: Supermärkte werden durch das Einspeisen überschüssiger Energie ins Stromnetz Energiekosten für die Umgebung senken. Ihre Energiespeicher können ferner als Notstrom-Backup eingesetzt werden, um im Fall von Stromengpässen Lebensmittelsicherheit zu garantieren. Fischer: „Supermärkte dienen seit ihrer Etablierung häufig als Kernstück vieler Städte und stellen die Versor-Komponengung und das Wohl ihrer Bewohner sicher. Neue Technologien machen es heutzutage möglich, Supermärkte vom Energieverbraucher zum Energieproduzenten für den Supermarkt selber und die Umgebung zu transformieren. Somit dient der Supermarkt nicht mehr bloß zum Einkaufen, sondern darüber hinaus als zentrales Element eines elektrisierten, dezentralisierten und digitalisierten Energiesystems der Zukunft.“

Auch „CO2 Oltec“, eine Integral-Lösung von Carrier, vereint die Gewerke Kälte, Raumheizung und -kühlung eines Marktes in einem System und macht herkömmliche Heizkesselanlagen mitsamt fossilen Brennstoffen überflüssig. Die im Kältekreisprozess entstehende Abwärme wird zurückgewonnen und über ein Modul in die Raumheizung eingespeist. Eine Wärmepumpe erzeugt während der kalten Monate zusätzliche Wärme. Umgekehrt kann der Verkaufsraum im Sommer bei Bedarf mit der Kaltwassererzeugung gekühlt werden. Die komplexe Integration der Kälte-, Heizungs- und Kühlanwendungen wird durch ein von Carrier entwickeltes Steuerungssystem geregelt. Lebensmittelhändler, die sich für diese Integral-Lösung entscheiden, profitieren nach Unternehmensangaben von bis zu 35 Prozent niedrigeren Energiekosten.

Eine erhebliche Senkung der Stromkosten beim Betrieb von Bedienungstheken ist der Aichinger GmbH mit der Entwicklung der Kühltheke „Sirius3“ gelungen, die inzwischen in zahlreichen Supermärkten und SB-Großflächen installiert wurde. Aichinger beziffert die Energieeinsparung auf bis zu 42 Prozent gegenüber vergleichbaren Kühltheken („Konkurrenzprodukte von gleicher Thekenlänge und Tiefe“), was in der Branche einen neuen Standard setze. Unzählige Modulvarianten ermöglichen gerade bei langen Thekenstrecken einen einheitlichen Look und ein geradliniges Design trotz eingebauter Sonderpräsentationen. Auch hier geht die nachhaltige Rechnung also auf: Mehr (Verkaufs-)Leistung, weniger Verbrauch.

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Bild öffnen Edeka Breidohr in Rösrath setzt  auf energiesparende Kühltheken.
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