LP-Test Markthallen Land Stadt Markthalle - LP-Test Markthallen: Teil 3

Die Markthallenkultur erlebt ihre zweite Blütezeit. Rewe hat die Ackerhalle. Der Konsum Dresden die Neustädter Markthalle. Edeka die Rindermarkthalle. Und andere Händler machen neue Märkte im Stil der Markthallen auf. Zeit, dieses Phänomen unter die Lupe zu nehmen.

Sonntag, 08. April 2018 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild Land Stadt Markthalle - LP-Test Markthallen: Teil 3
Bildquelle: Santiago Engelhardt, Reiner Mihr, , Silvia Schulz

Rindermarkthalle – Hier schmeckt das Leben
Keine typische Markthalle, aber als Rindermarkthalle auf dem ehemaligen Schlachthofgelände doch eine gute Verbindung zu heute: dem Verkauf und Verzehr von Lebens- und Genussmitteln. Das denkmalgeschützte Gebäude aus den 1950er-Jahren bietet auf 14.200 Quadratmetern viel Platz für die Großflächenmieter – Edeka, Aldi, Bio Company und BudnikowSky – und erinnert daher eher an ein Einkaufscenter mit Foodcourt. Denn zieht man die Mieter, die Händler von Nicht-Lebensmitteln und die Dienstleister einmal ab, stehen dem Kunden nur noch zwanzig Marktanbieter zur Verfügung. Und das ist auf der großen Fläche zu wenig. Zudem vermissten die Tester in der Markthalle zuallererst einen Fischhändler (Verkauf und Verzehr) sowie die vielen kleinen Anbieter und Produzenten von Lebensmitteln aus Hamburg und Umgebung. Denn dass es die gibt, sieht der Kunde in jedem gut sortierten Supermarkt und bei Spezialisten wie Mutterland. Dennoch passt die Rindermarkthalle perfekt in den Kiez. Die gastronomischen Angebote wurden gut nachgefragt, womit der Slogan tatsächlich Programm ist.
www.rindermarkthalle-stpauli.de

Rindermarkthalle
  • Gesamtnote: 3
  • Positives: zu Fuß, mit dem ÖPNV, dem
  • Rad gut erreichbar und ein guter Ort
  • zum Verweilen und Snacken
  • Lieblingsstand : Confiserie Paulsen

Markthalle Kassel – erleben und genießen...
Die Markthalle Kassel hat im Marstall ein wunderschönes Zuhause. Das im zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstörte Gebäude wurde detailgetreu aufgebaut und beherbergt heute auf zwei Ebenen eine Vielzahl von Händlern und Herstellern – überwiegend aus der Region. Dennoch vermissten die Tester den auf der Website angepriesenen, fangfrischen Fisch und mehr Auswahl, insbesondere im Bereich Käse. Die Öffnungszeiten sind eingeschränkt. Passt das noch in die 24/7 (Online)-Immer-Offen-Zeit? Diese Frage müssen sich die Betreiber stellen und beantworten. Das, was am Besuchstag erlebt wurde, überzeugte: regionale Produkte in Hülle und Fülle, viel Hausgemachtes, auch regionale Spezialitäten, eine angenehme Atmosphäre und freundliches, kompetentes Personal. Wenn in die Markthalle und damit an so manch einem Stand mehr Hygiene einziehen würde und wenn ein klein wenig mehr für „Action“ gesorgt würde, hätte die Markthalle Kassel zwei Stammkunden mehr. Auf jeden Fall wollen die Tester die Markthalle noch einmal besuchen, nämlich wenn die Markthalle mit ihrer Außenplatzierung für mehr Einkaufsflair sorgt.
www.markthalle-kassel.de

Markthalle Kassel
  • Gesamtnote: 2-
  • Positives: Außenarchitektur; Oberlicht;
  • Ahle Wurscht in Hülle und Fülle
  • Lieblingsstand: Landfleischerei Hain,
  • Traditionsmetzgerei Kramer, Kaffeerösterei
  • Kühn& Carter, Bäckerei Brede

Ein Fazit?
Vielleicht dies: Zwischen den besuchten Markthallen gibt es große Unterschiede. Wie auch im Handel. Es hat fast den Anschein, dass Berlin die Hochburg der Markthallen ist. In den Berliner Markthallen tobte das Leben. Kunden kamen zum Verzehr, zum Kaufen und zum Schauen. Dabei ist keine der beiden besuchten Berliner Markthallen miteinander vergleichbar. Das Niveau war ähnlich. In puncto Hygiene, Lebensmittelkennzeichnung, Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit gab es wenig Unterschiede zum normalen LEH. In den anderen Städten sah das Bild nicht ganz so gut aus. Das Erlebte hatte nichts mit dem ansonsten normal hohen Niveau im Supermarkt zu tun. Das fing bei der Übersichtlichkeit an, ging über das Sortiment und die Präsentation, die Einhaltung hygienischer Aspekte bis hin zum Personal, das oft nicht als solches erkennbar war oder aus hygienischen Gründen fehl am Platze war. Was natürlich von Händler zu Händler und Markthalle zu Markthalle unterschiedlicher nicht sein konnte. Fest steht aber auch, dass das Angebot an Verzehrmöglichkeiten eine breite Vielfalt bot und dass diese Angebote von den Kunden stark angenommen wurden. Und es menschelte mehr. Aktives Verkaufen, das heißt den Kunden ansprechen und mit ihm im Gespräch bleiben, verstanden die meisten der Verkäufer sehr gut. In den Markthallen ging es individuell und emotional zu. Ein Beispiel? In der Markthalle Neun beschlossen die Tester zum Schluss, sich einen Cappuccino mit Amarettini (eine Riesenvariante) zu gönnen. Reaktion der Mitarbeiterin: „Da haben Sie sich für unser Traumpaar entschieden. Guten Appetit!“.

Markthalle in Kassel im historischen Marstall.

Aktives Verkaufen - das beherrschen Verkäufer in Markthallen.

Denkmalgeschütztes Gebäude der 50er: die Rindermarkthalle in St. Pauli.