Interview mit Paul Martin Berg David gegen Goliath - Interview mit Paul Martin Berg: Teil 2

Netto Stavenhagen will sich deutlicher vom Wettbewerb abgrenzen. Deutschland-Chef Paul Martin Berg möchte den Kunden vor allem den Unterschied zum Namensvetter näher bringen.

Donnerstag, 01. September 2016 - Management
Nicole Ritter
Artikelbild David gegen Goliath - Interview mit Paul Martin Berg: Teil 2
Bildquelle: Danny Gohlke

Will Netto Stavenhagen an seinem Filialkonzept bezüglich Lage und Größe festhalten?
Natürlich gibt es den Wunsch nach mehr Fläche. Wir haben zurzeit im Durchschnitt 720 qm und denken in Richtung 900 qm. Aber oft ist das nicht umsetzbar. Und es gibt auch kleine verwinkelte Märkte, die super laufen. Auch beim Standort wollen wir uns nicht festlegen. Wir brauchen Märkte dort, wo sie Sinn machen, dort wo wir gute Umsätze erzielen. Deshalb haben wir in den letzten zwei Jahren vor allem in unsere Bestandsmärkte investiert. Denn wir haben festgestellt, dass wir auf diesem Weg mehr Rendite erzielen, als wenn wir neu eröffnen. Wenn wir einen neuen Markt eröffnen, investieren wir etwa 2,5 Mio. Euro. Mit diesem Betrag konnten wir z. B. fast alle Märkte mit einem Tabakautomaten ausstatten.

Haben Sie in diesem Zusammenhang auch Expansionspläne?
Wir werden künftig wieder expandieren. Aber nur sehr selektiv und nur in unserem Kerngebiet, in den acht Bundesländern, in denen wir heute bereits vertreten sind. Denn wenn Regionalität unser Fokus ist, müssen wir glaubwürdig bleiben und in unserem Kerngebiet expandieren.

Seit Edeka 2010 die Integration der 2.300 Plus-Filialen, hauptsächlich bei der Discount Tochter Netto, abgeschlossen hat, gibt es Überschneidungen der Vertriebsgebiete. Wie ist hier die Strategie?
Bis zur Übernahme der Plus-Filialen durch Netto Markendiscount konnten wir gut nebeneinander existieren. Wir waren im Nordosten aktiv, sie im Süden. Durch diesen Kauf in unserem Verbreitungsgebiet gibt es jetzt massive Überschneidungen. Zwar wissen die Kunden in unserem Kerngebiet wie hier in Mecklenburg-Vorpommern, wo wir mit 115 Märkten vertreten sind, wer wer ist. In anderen Gebieten dagegen wie z. B. in Berlin kann es bei den Kunden zu Verwechslungen kommen. Aber durch unsere Differenzierungsmaßnahmen verbunden mit der ‚Mehr Netto’-Kampagne werden wir dieses Verwechslungspotenzial aufheben.

Wie sieht die ‚Mehr Netto‘-Kampagne konkret aus?
Mit unserem neuen ‚Mehr Netto’-Claim und der zugehörigen Kampagne ‚Mehr Netto für die Region, deine Familie und dich’ wollen wir uns von unserem Namensvetter abgrenzen, um Verwechslungen unserer Kunden zu vermeiden. So sind seit Kalenderwoche 28 neue gestaltete Handzettel im Einsatz, die in den einzelnen Bundesländern regional individualisiert werden. Großflächenplakate werden auf ‚Mehr Netto’ aufmerksam machen. Ab 2017 rollen die ersten Netto-Trucks mit dem neuem Mehr-Netto-Design über die Straßen, hinzu kommt dann entsprechende Bahnwerbung.

Digitalisierung ist im Einzelhandel ein großes Thema. Welchen Stellenwert hat es bei Netto?
Wir wollen uns erst einmal auf unser stationäres Geschäft konzentrieren. Einen Versuch mit einem Onlineshop hatten wir bereits unternommen, haben ihn dann aber wieder eingestellt. Sobald jedoch unsere dänische Mutter erfolgsversprechende digitale Konzepte hat, können wir das problemlos auf die deutsche Organisation übertragen.

Welche digitalen Aktivitäten gibt es?
Wir gehen verstärkt in die Social-Media-Kanäle. Das ist für uns zurzeit erfolgsversprechender. Für diese Aufgabe wollen wir Ende September eine neue Stelle besetzen. Außerdem haben wir unsere Website im April einem Relaunch unterzogen. Sie ist nun responsive. Unser Newsletter wird zweimal wöchentlich mit aktuellen Angeboten verschickt. 2017 steht der Relaunch unserer Netto-App an.

Gibt es in den Märkten digitale Feature zum Kunden?
Wir haben in unseren Märkten Preisscanner integriert. In 25 Märkten testen wir unsere Kundenkarte und wollen nach dem Test ausrollen. Der Kunde kann sich mit dieser Karte im Markt einloggen und erhält dann auf ihn abgestimmte Angebote.