Fisch und Fischerzeugnisse ASC-Fisch

Die ersten Fischprodukte mit dem ASC-Siegel sind seit Kurzem im Handel erhältlich. Wir erklären, was hinter dem Label steckt.

Montag, 03. Dezember 2012 - Warenkunden
Bettina Röttig
Artikelbild ASC-Fisch
Bildquelle: ASC, Deutsche See, fotolia, iStockphoto

32 Prozent der weltweiten Fischbestände gelten laut Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) als überfischt, 53 Prozent werden bis an die Grenzen des Erlaubbaren befischt. Basis der FAO-Ergebnisse sind 20 Prozent der wichtigsten Fischbestände, die für rund 80 Prozent des gesamten Fangertrags stehen. Eine Studie der Fischereibiologen Rainer Froese und Daniel Pauly zeigt: Die Situation ist noch schlimmer. Demnach sind sogar 58 Prozent aller weltweiten Bestände überfischt, 32 Prozent voll genutzt. Gleichzeitig steigt der Fisch-Konsum weltweit.

Um die Bestände zu sichern, ist eine nachhaltig betriebene Fischwirtschaft zwingend erforderlich. Zahlreiche Maßnahmen in diese Richtung wurden bereits umgesetzt sowie einige Zertifizierungsprogramme etabliert. Die Rede ist u.a. von der Organisation MSC (Marine Stewardship Council), die ein Programm entwickelt hat, mit dem Fischereien die Umweltverträglichkeit ihrer Produktion prüfen lassen können, sowie der ökologischen Zucht von Fisch und Meeresfrüchten. Produkte aus verantwortungsvoller konventioneller Aquakultur sind nun unter dem Siegel ASC (Aquaculture Stewardship Council) erhältlich.

Fast 50 Prozent des angebotenen Fischs stammen heute laut FAO bereits aus Aquakulturen. Der überwiegende Teil davon kommt jedoch nicht aus Bio- sondern konventioneller Zucht. Mit dieser wachsen aber auch Umweltprobleme: die Verschmutzung der Gewässer mit Chemikalien und Antibiotika oder der Kahlschlag wertvoller Mangrovenwälder, die Kinderstube vieler Fischarten. Zudem trägt der hohe Einsatz von Fischöl und -mehl als Futter wiederum zur Überfischung bei. Der WWF initiierte deshalb 2004 einen Dialog für umweltgerechtere Aquakulturen, aus dem sich 2009 der ASC entwickelte, eine unabhängige Organisation, die Standards setzt. Im Rahmen der sogenannten Aquakultur Dialoge wurden Normen für zwölf Gattungen entwickelt. Für Fischarten wie Pangasius, Tilapia oder Muscheln gibt es bereits verabschiedete Standards, die Zertifizierung erster Farmen läuft. Weitere Arten (Lachs, Garnelen, Forellen, Seriole etc.) werden in Kürze folgen.

Das ASC Label garantiert, dass bei der konventionellen Aufzucht und Verarbeitung von Fisch und Meerestieren in Aquakulturbetrieben strenge Vorschriften im Bereich der Umwelt- und Sozialstandards eingehalten wurden. Grundlage sind sieben Prinzipien, die die gesamte Produktionskette mit Eierzeugung, Aufzucht, Futtermittel, Umweltbelastung (Wasseraufbereitung (Hatchery), Wasserbelastung (Farm)) und die Sozialstandards für Mitarbeiter einbeziehen. Folgende Kriterien gilt es dabei u.a. zu befolgen:

- Der Zuchtbetrieb muss durch einen unabhängigen, ASC-anerkannten Zertifizierer zertifiziert werden und alle rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllen

- Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, die die Landzerstörung und Wasserverschmutzung auf ein Minimum reduzieren

- Ein Wasser- und Abfallmanagement muss vorhanden sein und umgesetzt werden

- Die Artenvielfalt muss erhalten bleiben, Ökosystem-Maßnahmen müssen vorhanden sein, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. - Fischmehl/-öl oder Futterfisch muss aus verantwortungsvollen Quellen stammen. (So muss die Herkunft des Fischfutters rückverfolgbar sein und das Futter darf nicht von überfischten Beständen stammen. Falls GVO-Futter im Einsatz ist, ist der Betrieb verpflichtet, dies zu deklarieren. Transgene Fische sind unter ASC verboten.)

- Der Einsatz von Medikamenten und Chemikalien muss kontrolliert und minimiert werden, um Umweltauswirkungen zu begrenzen.

- Der Zuchtbetrieb muss soziale Verantwortung für Mitarbeiter und die lokale Bevölkerung übernehmen.

Auch das Tierwohl ist ein wichtiger Faktor für die Aquakultur. Ein zentrales Kriterium für das Tierwohl ist die Besatzdichte. Auch hierzu wurden vom ASC Standards festgelegt. Die zugelassene Besatzdichte für die Gattung Pangasius wurde auf 38 kg/qm für Teiche und Buchten bzw. 80 kg/Kubikmeter Wasser für Käfige bzw. Gehege festgelegt. Zum Vergleich: In der ökologischen Aquakultur sind maximal 10 kg Fisch auf 1 Kubikmeter Wasser erlaubt, die Werte für konventionelle Aquakultur liegen bei 75 bis 170 Kilogramm Fisch pro Kubikmeter.

Kritische Stimmen bemängeln am ASC-Siegel, dass Betriebe schon zertifiziert werden, wenn sie noch in der Umstellungsphase sind, sich aber verpflichten, in den kommenden Jahren alle Kriterien des Standards voll zu erfüllen.

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