Warenverkaufskunde Lakritz

Das andere schwarze Gold: Die einen lieben es, die anderen hassen es: Kaum eine Süßigkeit polarisiert so sehr wie Lakritz. Doch was genau hat es mit dem „Bärendreck“ auf sich und wie gesund oder ungesund ist er?

Mittwoch, 09. August 2023 - Warenkunden
Manuel Glasfort
Artikelbild Lakritz
Lakritzschnecken sind ein echter Klassiker.
Bildquelle: Getty Images

Wer das Wort Lakritz im Herkunftswörterbuch nachschlägt, stößt auf folgende Beschreibung: „aus Süßholzsaft eingedickte, wohlschmeckende, süße, schwarze Masse“. Wie wohlschmeckend Lakritz ist, darüber gehen die Meinungen doch sehr auseinander. Manch einer kann nicht genug von der schwarzen Süßigkeit bekommen, bei anderen löst sie einen Würgereiz aus. Wahr ist aber: Die Grundzutat von Lakritz ist das aus der Süßholzwurzel gewonnene Rohlakritz. Tatsächlich leitet sich der Name ab vom mittellateinischen Ausdruck „Liquiricia“, was nichts anderes als Süßwurzel bedeutet. In der Wurzel steckt der Inhaltsstoff Glycyrrhizin, der dem Lakritz seinen charakteristischen Geschmack und seine Süße verleiht – und der außerdem eine medizinische Wirkung hat.

Gesund nur in Maßen
In Maßen genossen ist Lakritz gesundheitsfördernd. Es wirkt heilsam bei Entzündungen und hat eine beruhigende Wirkung auf den Magen, weil es die Durchblutung der Magenschleimhaut fördert. Zudem soll Glycyrrhizin antiviral wirken. Schon die alten Römer tranken Tee aus Süßholz, der gegen Husten, Leberleiden und Magenschleimhautentzündung helfen sollte. Doch auch bei Lakritz macht die Dosis das Gift: Wer zu viel zu sich nimmt, setzt sich dem Risiko von Bluthochdruck aus.

Angebot für Gourmets
Der Markt für Lakritzsüßigkeiten ist zuletzt in Bewegung geraten. Zu den klassischen Massenherstellern wie Katjes und Haribo gesellt sich mit Lakrids by Bülow ein neuer Anbieter, der mit einem Premiumprodukt punkten will. Der dänische Anbieter kombiniert Lakritz etwa mit Schokolade und scheint einen Nerv getroffen zu haben: Allein in Deutschland legte der Umsatz nach Unternehmensangaben 2022 um satte 27 Prozent zu. Dass der Trendsetter aus dem Norden kommt, überrascht kaum: Schließlich gelten die Skandinavier als Lakritz-verrückt. Auch innerhalb Deutschlands gibt es eine Nord-Süd-Teilung: Lakritz findet im Norden mehr Anklang als im Süden des Landes. Die Rede ist vom „Lakritz-Äquator“, der laut Katjes ungefähr auf Höhe der Mainlinie verläuft.

Insgesamt schrumpfte der Markt für das „andere schwarze Gold“ in Deutschland zuletzt, wie Marktdaten von NielsenIQ zeigen. Der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten fiel 2022 gegenüber dem Vorjahr um 5,8 Prozent auf 42,3 Millionen Kilogramm. Schon im Vorjahr gab es einen Rückgang in ähnlicher Größenordnung.

 

Mythen und Legenden

Kein Ochsenblut

Entgegen der verbreiteten Legende enthält Lakritz selbstverständlich kein Ochsenblut. Auch Blut von anderen Tieren wie Pferden findet sich auf keiner Zutatenliste. Vegetarier und Veganer können also beruhigt zugreifen – aber nur, wenn für das jeweilige Produkt keine Gelatine verwendet wurde.

Im Pharaonengrab

Schon die alten Ägypter wussten um die Heilkraft der Süßholzwurzel. Ein großer Lakritz-Fan muss Pharao Tutanchamun gewesen sein. Als man sein Grab entdeckte, fanden sich neben Schätzen aus Gold auch Süßholzwurzeln. Auch Alexander der Große und Julius Cäsar sollen von der Kraft der Wurzel überzeugt gewesen sein.

Reiche Tradition

Jahrhunderte zurück reicht die Tradition der Lakritzherstellung im Ort Rossano in der italienischen Region Kalabrien. Hier sitzt das Familienunternehmen Amarelli, das seit 1731 seine Fabrik vor Ort betreibt. Es soll die älteste der Welt sein. Die Familie Amarelli war bereits lange zuvor im Lakritzgeschäft aktiv.

 

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Die Wurzel des Süßholzes wird klein gehäckselt, und die Späne werden eingekocht. So entsteht
das sogenannte Rohlakritz.
Bild öffnen Lakritzschnecken sind ein echter Klassiker.
Bild öffnen Das ausgehärtete Rohlakritz wird wieder verflüssigt und mit Zucker(-sirup) gesüßt.
Bild öffnen Manche Lakritzprodukte werden am Ende mit Bienenwachs bestrichen für einen schönen Glanz.
Bild öffnen Je nach Rezeptur werden noch Mehl oder Stärke zu der Masse hinzugegeben. Aus Mehl werden auch die Formen hergestellt.
Bild öffnen Im Gegensatz zum harten Rohlakritz soll sich das Endprodukt meist kauen lassen. Gelatine sorgt für eine angenehme Konsistenz.

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