Warenverkaufskunde Mineralwasser

Ohne Wasser kein Leben. Doch was unterscheidet Tafel- von Mineralwasser? Für die Beratung der Kunden sollte der Händler Details über Entstehung,
Inhaltsstoffe sowie die geltenden gesetzlichen Bestimmungen kennen.

Montag, 09. April 2018 - Warenkunden
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Mineralwasser
Stille Wässer gewinnen seit Jahren an Beliebtheit.
Bildquelle: VDM, Gerolsteiner, Gettyimages, Hajo
Lebenselixier

Die Deutschen sind stolz auf ihr Mineralwasser. Der Markt entwickelt sich gut. Doch die Vorteile und Besonderheiten müssen immer wieder erläutert werden.

Kein alkoholfreies Getränk ist in Deutschland so beliebt wie Mineralwasser. Rund 148 l trinkt jeder Bundesbürger laut dem Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) jährlich. In Deutschland gibt es knapp 200 meist mittelständische und regionale Mineralbrunnenbetriebe, die mehr als 500 verschiedene Wässer in den Markt bringen. Die deutschen Brunnen füllten 2017 insgesamt 3,4 Milliarden Liter Erfrischungsgetränke ab. Hierzu zählen auch Schorlen, Limonaden, Brausen und Wellnessgetränke auf Mineralwasser-Basis. Diese Warenkunde konzentriert sich aber auf die reinste Form des Mineralwassers und gibt einen Überblick darüber, worin sich das ehemalige Luxusgetränk von anderen Wässern wie Tafel- oder Leitungswasser unterscheidet, wie es entsteht und welchen Zusatznutzen die enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente für die menschliche Gesundheit bieten.

Mineralwasser ist Ein Produkt aus der Natur
Mineralwasser ist unter den verschiedenen Wasser-Arten das wertvollste. Es entsteht in einem komplexen Prozess, der sich Jahrhunderte hinziehen kann. Dabei dringt Regenwasser in den Boden und sickert durch unterschiedliche Gesteinsschichten. Während dieser Zeit nimmt es Mineralstoffe wie Magnesium und Kalzium sowie Spurenelemente wie Eisen und Zink auf und wird mit Kohlensäure angereichert. Je langsamer und je länger das Wasser durch die Schichten sickert, desto mehr Mineralstoffe kann es herauslösen. Jedes Mineralwasser spiegelt so die Individualität der jeweiligen Region und des dort vorkommenden Gesteins wieder.

Eine Ausnahmestellung nehmen vulkanische Gebiete ein, da sich hier Wasser zusätzlich mit natürlicher Kohlensäure anreichert. Mineralwasser muss am Ort der Quelle oder in unmittelbarer Umgebung davon abgefüllt werden. Dies reicht allerdings nicht aus, damit ein Brunnen sein Wasser „Natürliches Mineralwasser“ nennen darf. Denn: Für Mineral- und Heilwässer gelten strenge Regelungen. Sie sind die einzigen Lebensmittel in Deutschland, die einer amtlichen Anerkennung bedürfen. Die anerkannten Wässer werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Bundesanzeiger mit Nennung des Namens der Quelle und dem Ort der Quellnutzung bekannt gegeben. Gesetzliche Details der Förderung und Deklarierung sind vom Gesetzgeber in der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTV) festgehalten.

Eine gesetzliche und steuer-Rechtliche Sonderstellung
Die Sonderstellung von Mineralwasser als Lebensmittel wird auch bei der Besteuerung deutlich. Mineralwasser gilt nicht als Grundnahrungsmittel wie beispielsweise Kaffee. Diese Aufgabe erfüllt das Leitungswasser aus dem Hahn. Daher wird Mineralwasser auch mit 19 anstatt der üblichen 7 Prozent besteuert. Um die Qualität von Mineralwasser zu garantieren, wird es mehr als 200 Einzeluntersuchungen unterzogen. Bei den Brunnen erfolgen diese Analysen zum Teil mehrmals täglich, aber auch Behörden und unabhängige Labors sorgen dafür, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Generell gilt: Wo „natürlich“ drauf steht, soll auch Natur drin sein. Nur wenige Behandlungsverfahren sind erlaubt. Die wichtigsten sind die Zugabe oder Reduzierung von Kohlensäure. Ein weiteres wichtiges Verfahren ist der Entzug von Eisen. Denn es gibt stark eisenhaltige Wässer, die beim Öffnen der Flasche eine braune Farbe bekommen würden, da das Eisen bei Sauerstoffkontakt oxidiert.

Eine Entschwefelung wird aus geschmacklichen Gründen vorgenommen. Auf dem Etikett finden sich alle Informationen, wie der Quellname, der Ort der Quellnutzung, die Verkehrsbezeichnung, Angaben zu Behandlungsverfahren („enteisent“), alle charakteristischen Bestandteile und das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Mineralwasser ist im Prinzip unbegrenzt haltbar, der Gesetzgeber schreibt aber ein MHD von ein (PET-Flaschen) und zwei Jahren (Glas) vor.


Kann Wasser „BIO“ sein?

Ja und Nein. Mineralwasser ist per se ein natürliches Produkt. Trotzdem ist es mehr denn je bedroht durch Stoffe, die eigentlich nicht in das Wasser gehören und die dem Produkt die Natürlichkeit rauben. Pestizid-Rückstände aus nicht-ökologischer Landwirtschaft sind ein Beispiel. Die Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. setzt sich für eine über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehende, strengere Kontrolle von Mineralwasser ein und unterstützt die Vermarktung als „Bio-Mineral-wasser“. Mittlerweile sind auch verschiedene große runnenbetriebe Teil der Öko-Gemeinschaft. Wichtig: Die Brunnen stellen klar, dass mit der Nutzung des Begriffs hohe Anforderungen einhergehen. Dazu zählt der Einsatz für mehr ökologische Landwirtschaft, die die Reinheit der Quellen auf lange Sicht schützen kann. Die Qualitätsgemeinschaft wurde amim November 2008 auf Initiative des Bio-Pioniers Dr. Franz Ehrnsperger (Neumarkter Lammsbräu) gegründet.

Mehr als Durststiller

Zwei der Vorteile von Mineralwasser: Gesundheitlicher Zusatznutzen und ökologische Nachhaltigkeit.Die im Mineralwasser enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente sind für eine Vielzahl von Körperfunktionen unterentbehrlich. Kalzium ist beispielsweise wichtig für Knochen und Zähne. Für die Reizübertragung in den Muskelzellen sind Magnesium und Kalium notwendig. Natrium und Chlorid „managen“ den Wasserhaushalt im Körper. Durch die hohe Kombinationsvielfalt der deutschen Wässer ist es möglich, „sein“ perfektes Produkt zu finden. So empfiehlt die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM) Menschen, die „starke Nerven“ brauchen, sich für ein magnesiumhaltiges Wasser zu entscheiden (mindestens 50 bis 100 Milligramm pro Liter). Ist man häufig körperlicher Belastung ausgesetzt, empfiehlt sich ein natriumhaltiges Wasser (mehr als 200 Milligramm pro Liter). Gesundheitsbewusste greifen vorzugsweise zu einem Produkt mit reichlich Kalzium (mindestens 150 Milligramm pro Liter). Entspannungstypen wählen ein leicht mineralisiertes, Genussmenschen ein kohlensäurehaltiges Wasser.

Mehrwegsystem im Umbruch
Mit der 0,7-l-Mehrwegflasche aus Klarglas und Schraubverschluss hat die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GdB) 1971 ein über viele Jahrzehnte erfolgreiches, ökologisches Gebinde eingeführt. Innovativ war damals nicht nur das Design des Bildhauers Günter Kupetz, sondern auch die Idee, den Brunnen bundesweit ein standardisiertes Vertriebssystem zu ermöglichen und damit die Chance, auch gegen ausländische Konkurrenz zu bestehen. In ihrem Lebenszyklus wird die Glasflasche bis zu 50 mal wiederbefüllt. Seit einigen Jahren befindet sich der Gebindemarkt aber in einem Umbruch. Ein Grund dafür ist beispielsweise der Verbraucherwunsch nach Bequemlichkeit. Vielen sind die Glasflaschen zu schwer. Größten Einfluss auf das System haben die Discounter, die aus Kostengründen nur in Einweg-PET abfüllen lassen und deren Marktmacht sich weiter ausweitet. Mittlerweile wird nur noch rund ein Drittel aller deutschen Mineralwässer in Mehrwegflaschen abgefüllt. Heute sind bereits mehr Mehrweg-PET-Flaschen im Umlauf als Mehrweg-Glasflaschen.

Wassersorten Wo kommt das Wasser her?

Welche Qualität hat es ? Folgende Bezeichnungen liefern Informationen: Natürliches Mineralwasser stammt aus einem unterirdischen Wasservorkommen und wird direkt vor Ort abgefüllt. Das amtliche Anerkennungsverfahren umfasst mehr als 200 geologische, chemische und mikrobiologische Analysen. Heilwasser hat den selben Ursprung wie Mineralwasser, unterliegt aber dem Arzneimittelgesetz. Durch seine besondere Kombination an Mineralstoffen besitzt es eine vorbeugende, lindernde oder heilende Wirkung, die durch Untersuchungen be– legt sein muss. Quellwasser stammt auch aus unterirdischen Vorkommen und muss am Quellort abgefüllt werden. Es muss geschmacklich neutral und kühl, nicht gesundheitsschädigend sein und einen Gehalt an gelösten, mineralischen Stoffen in bestimmten Konzentrationen aufweisen. Eine amtliche Anerkennung ist nicht erforderlich. Tafelwasser wird industriell hergestellt. Es kann ein Gemisch aus verschiedenen Wasserarten wie Trinkwasser, Mineralwasser, Natursole und Meerwasser sein. Trinkwasser wird in Deutschland zu zwei Dritteln aus Talsperren gewonnen. Bevor es aus dem Wasserhahn fließt , muss es erst zu Trinkwasser aufbereitet (gereinigt) werden.

Wissenchecken

Wer aufmerksam gelesen hat, kann die folgenden Fragen beantworten.

 {tab=Fragen}

  1. Wie hoch ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Mineralwasser in Deutschland?
  2. Was unterscheidet Tafel- von Mineralwasser?
  3. Warum ist Mineralwasser gut für den Körper?

 {tab=Antworten}

  1. Jährlich trinken die Bundesbürger 148 Liter.
  2. Tafelwasser ist ein Industrie-, Mineralwasser ein Naturprodukt, das genauen gesetzlichen Bestimmungen unterliegt.
  3. Die enthaltenden Mineralstoffe und Spurenelemente haben einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Kalzium ist gut für Knochen und Zähne.


Die Warenverkaufskunde erscheint regelmäßig als Sonderteil im Magazin Lebensmittel Praxis. Wir danken dem Verband Deutscher Mineralbrunnen und Gerolsteiner für den fachlichen Rat und das zur Verfügung gestellte Material.

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