Stevia EU gibt grünes Licht

Die EU-Kommission hat die Verarbeitung des natürlichen Stevia-Süßstoffs Steviolglycosid in Lebensmitteln und Getränken erlaubt. Die Verordnung tritt am 2. Dezember in Kraft. Für Udo Kienle, Experte der Universität Hohenheim, ist die Teilzulassung noch kein Durchbruch.

Dienstag, 15. November 2011, 10:03 Uhr
Lebensmittel Praxis
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Der natürliche Süßstoff, der aus den Blättern der in Paraguay wachsenden Pflanze Stevia rebaudiana gewonnen wird, soll kalorienfrei und bis zu 300 Mal süßer sein als Zucker. Stevia stand jedoch im Verdacht, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat nun die Unbedenklichkeit des Stoffs festgestellt.

Die Industrie begrüßt die Zulassung. Coca-Cola und Cargill nutzen den Rohstoff bereits außerhalb der EU und wollen nun an Produkten für den europäischen Markt feilen. Auch Nordzucker kündigte an, ab dem 2. Dezember mit dem Vertrieb von Stevia und Kombinationen aus Stevia und Zucker für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie in der Europäischen Union beginnen zu wollen.

Wissenschaftler Udo Kienle wertet den Beschluss laut dpa als wichtigen Schritt, jedoch nicht als Durchbruch. „Mit den Vorgaben der EU können ab Dezember maximal 30 Prozent des Zuckers ersetzt werden", erläutert Kienle. Verbraucher könnten zwar Stevia-Süße und Stevia-gesüßte Lebensmittel wie Joghurt, Bonbons, Limo, Marmelade und Speiseeis kaufen. Die Auflagen seien aber hoch. Beispielsweise müssten Lebensmittelfirmen gewährleisten, dass eine Tages-Höchstdosis von 4 mg pro kg Körpergewicht nicht überschritten werde. Auch der Stevia-Anbau sei noch nicht zugelassen.

Kienle forscht seit rund 30 Jahren an dem Süßstoff. Es gebe noch reichlich Forschungsbedarf – auch von Seiten der Industrie, betont der Experte. „Die Herstellungsverfahren der Steviolglykoside sind noch nicht einheitlich genug. Jeder Hersteller macht es etwas anders und jedes Mal schmeckt der Stoff etwas anders." Auch weitere medizinische Studien seien sinnvoll. „Wenn es um die menschliche Gesundheit geht, hat die EU zu recht hohe Hürden gesetzt."

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