Ein kleines Mädchen schließt die Augen. Sie scheint sich mit aller Kraft etwas zu wünschen. Und schon verschwindet das Geschenk unter dem Weihnachtsbaum, und aus dem Spekulatiusberg wird ein Rosenkohlturm. Warum macht das Mädchen das? Die Antwort liefert der Lidl-Weihnachtsspot, untermalt mit Musik, die den einen oder anderen Zuschauer, wenn man den Kommentaren unter dem auf Youtube veröffentlichten Spot glaubt, zu Tränen gerührt hat. Die weggewünschten Dinge tauchen bei Menschen auf, die sie dringender brauchen als das Mädchen und ihre Familie. Die Botschaft: Lidl macht es möglich, dass alle Menschen genug haben können, da die Produkte günstig sind.
Weihnachten ist für viele Lebensmittelhändler der kommerzielle Höhepunkt des Jahres. Laut Preisvergleichsportal Smhaggle besuchen Konsumenten immer mehr Einkaufsstätten, aktuell durchschnittlich 4,5 Märkte pro Monat. Rund um das Weihnachtsfest ist es also wahrscheinlich, dass alle Lebensmittelhändler ein ausreichend großes Stück vom Umsatz abbekommen.
Das gibt den Weihnachtskampagnen Raum, andere Töne als Rabatte und günstige Preise anzuschlagen und lässt vielleicht etwas tiefer in die Seele der Handelskonzerne blicken als üblich. Während vor zwei Jahren bei Lidl noch das Thema „Einfach Weihnachten“ und „Entspannung“ in Gestalt des lässigen „Mr. Easy“ im Fokus stand, stellt der Discounter bereits im zweiten Jahr in Folge das Thema Hilfsbereitschaft in den Vordergrund.
Edeka für Individualisten
Fast wie ein politisches Gegengewicht wirkt der Spot der Edeka: Mit dem aus der Serie „Die Discounter“ bekannten Schauspieler Marc Hosemann feiert die Genossenschaft selbstironisch die Stärke der selbstständigen Kaufleute, von denen laut Unternehmen rund 3.400 unter der Fahne der Genossenschaft Lebensmittel verkaufen. Zum Vergleich: Laut Rewe-Website gehören 1.800 selbstständige Kaufleute zur Rewe-Gruppe.
Im Edeka-Spot übernimmt Hosemann, der bei „Die Discounter“ den Markt „Feinkost Kolinski“ führt, die Leitung eines Edeka-Marktes und versucht, Sortiment, Warenpräsentation und Belegschaft nach seinen Vorstellungen zu steuern. „Feiert Weihnachten, wie ihr wollt“, heißt es im Spot und macht die Edeka zum sicheren Hafen aller im ursprünglichen Sinne Liberalen. Unter den knapp 1.000 Kommentaren unter dem Youtube-Video ist vier Tage nach der Veröffentlichung wenig Kritik zu finden, stattdessen Gratulationen zur „genialsten Werbung“. Beim Lidl-Spot gibt es zwei Wochen nach Veröffentlichung 108 Kommentare, die ebenfalls überwiegend positiv sind.